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Luzern

Sinti und Jenische können länger in Rothenburg bleiben – trotzdem sind sie nicht ganz zufrieden

Statt bis diesen September können Fahrende bis Ende 2020 auf dem Durchgangsplatz in Rothenburg bleiben. Das freut die Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende, nimmt den Kanton aber in die Pflicht.
Der provisorische Standplatz für die Fahrenden beim Bahnhof Rothenburg. Das Areal ist an der Wahlingenstrasse neben der Parzelle vom Opacc Areal. (Bild: Nadia Schärli (Rothenburg, 5. April 2017))

Der Standort für Fahrende zwischen Rothenburg Station Ost (unten) und der Autobahn. (Bild: map.search.ch)

Niels Jost

Niels Jost

Es ist ein unscheinbares Gelände nahe der Autobahnausfahrt der A2. Doch das Areal Rothenburg Station Ost bietet seit Ostern 2017 Platz für maximal 20 Wohnwagen und ist das vorübergehende Zuhause von durchschnittlich rund einem Dutzend Fahrender.

Ursprünglich nur bis September dieses Jahres hätten Jenische und Sinti auf diesem provisorischen Durchgangsplatz ihre Wohnwagen abstellen dürfen. Nun hat der Besitzer, der Kanton Luzern, in Abstimmung mit der Gemeinde Rothenburg die Nutzung bis Ende 2020 verlängert, wie er gestern mitteilte. Denn mit der vorgesehenen Überbauung des Grundstücks ist erst ab 2021 zu rechnen. Wie dieses dereinst genutzt werden soll, ist laut Kantonsplaner Mike Siegrist noch nicht bekannt.

«Der Kanton steht in der Pflicht»

Simon Röthlisberger, Geschäftsführer der Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende, begrüsst die Verlängerung des Provisoriums. Er sagt aber auch: «Das entbindet den Kanton nicht von der Pflicht, langfristige Stand- und Durchgangsplätze in Luzern zu finden.» Denn nach wie vor gebe es im ganzen Kanton zu wenige Areale für Fahrende: Neben jenem in Rothenburg gibt es eines in der Stadt Luzern im Gebiet Ibach. Röthlisberger hofft deshalb, dass der Kanton bald eine dauerhafte Lösung findet.

Daran arbeitet eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Kantons und der vier regionalen Entwicklungsträger seit 2016. «Wir suchen immer noch intensiv nach ein bis zwei geeigneten Plätzen», sagt Mike Siegrist.

Bereits 100 Areale überprüft

Bislang wurden rund 100 Areale evaluiert. Doch die Suche gestaltet sich schwierig. Die Anforderungen an einen Platz sind hoch: So muss dieser über eine geeignete Zufahrt, eine befestigte Fläche, Strom- und Wasserzufuhr, sanitäre Anlagen, Abfallentsorgung sowie über An- und Abmeldemöglichkeiten bei der Gemeinde verfügen. Zudem muss die Parzelle die planungs- und baurechtlichen Rahmenbedingungen erfüllen.

Der Kanton ist deshalb dankbar, dass die Gemeinde Rothenburg hinter der verlängerten Nutzung steht. Dazu sagt Rothenburgs Geschäftsführer Philipp Rölli: «Wichtig ist uns, dass sich in der Vergangenheit keine negativen Vorkommnisse ereignet haben und dass unsere Aufwendungen gedeckt sind.»

Aufwendungen fallen bei der Gemeinde etwa dann an, wenn sich Jenische oder Sinti bei der Gemeinde an- und abmelden, sobald sie sich in Rothenburg niederlassen. Zudem müssen Mitarbeiter der Gemeinde ab und an vor Ort vorbeischauen. Der Aufwand betrug im Jahr 2017 rund 15000 Franken – ungefähr gleich viel, wie die Fahrenden Gebühren bezahlt haben. Pro Fahrzeug und Nacht müssen sie 15 Franken entrichten.

Geringe Kosten werden bald auch wegen des Areals in Rothenburg anfallen: Der Kanton plant, die Zufahrt sowie die Platzordnung zu verbessern und den Platz optisch aufzuwerten

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