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Luzern

Präsident der Theatergesellschaft Sursee: «Wir fallen durch die Maschen»

Mit «Der Graf von Luxemburg» feiert das Stadttheater Sursee aktuell grosse Erfolge. Der Präsident der Theatergesellschaft darüber, wie eine so grosse Produktion möglich ist – obwohl sie ohne Fördergelder auskommt.
Daniel Gloor auf der Bühne des Stadttheaters Sursee mit Requisiten aus der aktuellen Operette. Bild: Boris Bürgisser (Sursee, 24. Januar 2019)
Andrea Hofstetter als Starsopranistin in Der Graf von Luxemburg. (Bild: Roberto Conciatori, 11. Januar 2019)

Urs-Ueli Schorno

Urs-Ueli Schorno

Über 10 000 Tickets wurden für die Operette «Der Graf von Luxemburg» verkauft, die im Stadttheater Sursee noch bis Ende März aufgeführt wird. Die Produktion kostete rund 850000 Franken.

Daniel Gloor, wie schafft es die Musik- und Theatergesellschaft (MTG), eine solche Produktion aus eigener Kraft zu stemmen?Etwa 80 bis 85 Prozent stammt aus dem Ticketverkauf. Rund 20 Prozent aus Sponsoring und Programmheft-Inseraten. Wir profitieren vom grossen Vertrauen unseres Stammpublikums und gewinnen neue Gäste. Wichtig ist, dass die Leute mit einem guten Gefühl aus der Operette rausgehen. Es ist auch von Vorteil, dass wir wirtschaftlich sein müssen, um Erfolg zu haben.Inwiefern?

So bleiben wir nahe beim Publikum. Eine Vorführung dauert heute weniger lang als früher. Man muss aber auch sehen: Wir stossen mit unserer aktuellen Produktion an die Grenze des Machbaren. Die grosse Herausforderung für die Zukunft wird es sein, die Leute mit genügend Herzblut zu finden. Erreichen wollen wir dies etwa, dass wir viele, dafür kleinere Aufgaben auf die rund 180 Mitwirkenden – rund ein Drittel sind Profis – verteilen.

Auch die Stiftung Stadttheater Sursee ist selbsttragend.

Das ist auch wegen der ehrenamtlichen Führung möglich. Wir haben einige feste Mitarbeiter im Teilpensum. Die Stiftung generiert rund eine halbe Million Franken Umsatz. Von der Stadt erhalten wir Förderbeiträge, aber nicht für den Betrieb selbst, sondern, damit wir das Theater an Vereine vergünstigt abgeben können und Tournee-Schauspiele anbieten.

Wer sorgt neben der Musik- und Theatergesellschaft für Betrieb im Stadttheater?

Die MTG ist der grösste Kunde der Stiftung. Wir decken mit unserer Operette rund 30 Prozent der Spielzeit ab. Insgesamt gehen etwa 80 Aufführungen jährlich über die Bühne. Die Comedy-Tage, der Kinoclub, die fünf Gastspiele, Ballett sowie Vereine, Tagungen und Firmenanlässe sind für den Rest besorgt.

Was mich manchmal etwas ärgert, ist das fehlende Bewusstsein dafür, was wir leisten.

Ganz im Gegensatz zu ihnen erhalten die grossen Häusern – das KKL oder das Stadttheater Luzern kantonalen Beiträge. Sind Sie neidisch auf die Stadtluzerner?

Vorneweg: Ich finde, wir brauchen diese «Leuchttürme». Was mich manchmal etwas ärgert, ist das fehlende Bewusstsein dafür, was wir leisten. Bei uns kostet ein Ticket 75 Franken, im Stadttheater sind es 80 Franken. Viele sehen nicht: Mit unserem Billett – 450 pro Vorstellung – sind alle Kosten gedeckt. Jedes einzelne Ticket des Stadttheaters Luzern ist mit 300 Franken subventioniert.

Wird die Kultur auf dem Lande Ihrer Ansicht nach ausreichend gefördert?

Ich begrüsse grundsätzlich die neue selektive Kulturförderung, wie sie im Kanton Luzern seit Januar gilt. Aber es wird kompliziert werden. Es ist nicht einfach, das Geld gerecht zu verteilen. Hoffentlich wird es dabei nicht zu viele Reibungsverluste geben. Nach Eingabeschluss im April werden wir sehen, wie viel für die tatsächliche Förderung bleiben wird. Die Kulturförderung in Luzern ist im schweizweiten Vergleich übrigens weder Top noch Flop.

Bei Ihren Worten schwingt Skepsis mit.

Als mittelgrosses Haus fallen wir bei der neuen Kulturförderung durch die Maschen. Wir sind kleiner als das Luzerner Stadttheater und das KKL, welche den grössten Anteil erhalten. Aber wir sind auch um einiges grösser als die verschiedenen Dorftheater oder vergleichbare Anlässe. Die halbjährlichen Beträge, die der Kanton im Rahmen der selektiven Kulturförderung für Musik, Tanz und Theater ausspricht, betragen 230000 Franken. Für Theater und ähnliche Anlässe in der Region stehen rund 100000 Franken zur Verfügung.

Wenn Sie ein Dossier einreichen würden und den Zuschlag erhielten, würden die anderen Bewerber quasi leer ausgehen?

Genau. Zudem fällt auf, dass sich in den vergangenen Jahren immer mehr kulturelle Vereine gebildet haben. Gab es in Sursee früher zwei Chöre, sind es heute gegen 20. Es wird schwieriger, an Fördergelder heranzukommen.

Auch der Sankturbahnhof in unmittelbarer Nähe erhält namhafte Unterstützung von der Stadt. Hand aufs Herz: Etwas mehr Unterstützung wünschten Sie sich schon!

Klar würde ich nicht nein sagen, wenn die öffentliche Hand uns stärker unterstützen würde. Es ist mir aber klar, dass ein Museum andere Ansprüche und Möglichkeiten hat. Es wäre nicht fair, unsere Institutionen gegeneinander auszuspielen. In Zukunft wollen wir mögliche Synergien besser nutzen. Zudem fördert Kostendruck bis zu einem gewissen Grad auch die Kreativität.

Können Sie dazu ein Beispiel machen?

Wir spielen beispielsweise keine Stücke mit Tantiemen mehr. Beim Graf von Luxemburg sind die Urheberrechte der Erben, die für 70 Jahre gelten, vergangenes Jahr abgelaufen. So sparen wir zehn Prozent der Ticketeinnahmen. Das stecken wir in die Produktion, das Bühnenbild und stärken unsere finanzielle Basis.

Trotz aller Skepsis geben Sie der kantonalen Kulturförderung eine Chance.

Ich finde, man sollte das Programm nun mal laufen lassen. Vielleicht reicht es, wenn man mit der Zeit etwas nachjustiert, dass das Modell ins Rollen kommt.

Daniel Gloor ist Präsident der Musik- und Theatergesellschaft Sursee und Vizepräsident des Stadttheaters Sursee. Der 61-Jährige sitzt zudem für die FDP im Kantonsrat.

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