Aggressive Kundschaft: Darum will die Bäckerei Merz ihre Postfiliale loswerden

Am Freitag gab die Bäckerei Merz in der Luzerner Altstadt bekannt, dass sie ihre gut zehnjährige Zusammenarbeit mit der Post per Anfang April 2023 beendet. Die Postagentur, welche in die Bäckerei am Weinmarkt integriert ist, wird geschlossen. Der Grund: Die Postkunden seien ungeduldig, aggressiv und teils sogar handgreiflich geworden, sagt Nathalie Nowak, die die Bäckerei seit rund fünf Jahren leitet.

Die Bäckerei-Angestellten müssten immer wieder für strategische Entscheidungen der Post herhalten, für die sie logischerweise nichts können. Zum Beispiel kann man Ausland-Pakete nicht mehr einfach so in der Bäckerei abgeben. Man muss sie zuerst online registrieren oder das Paket zur Hauptpost am Bahnhof bringen.

Weil das viele Kundinnen und Kunden nicht wüssten, komme es in der Bäckerei zu heftigen Diskussionen, so Nowak. «Dasselbe, wenn die Leute Briefe und Pakete abholen möchten, die nicht auf ihre Namen lauten. Die dürfen wir nicht rausgeben. Für solche Sachen werden wir täglich beleidigt.»

Am Weinmarkt wurde es schlimmer

Früher war die Bäckerei Merz mitsamt Poststelle in der Eisengasse ansässig. Erst 2021 zog sie an den aktuellen Standort am Weinmarkt. Da habe sich die Situation mit der Kundschaft zugespitzt, sagt Nowak. «Wir sind jetzt halt mitten in der Altstadt und haben viel Laufkundschaft. Das Postgeschäft ist dadurch viel aufwendiger geworden.» Natürlich gebe es auch viele freundliche Postkunden, betont Nowak, aber die negativen Vorfälle hätten sich gehäuft.

«In einem solchen Arbeitsklima können wir nicht arbeiten.»

Wegen der Probleme war Nowak öfters mit der Post in Kontakt gestanden. Die Zusammenarbeit mit Postangestellten habe immer gut funktioniert. «Aber die können ja auch nicht mehr machen, als uns zu sagen, wir sollen die Leute zur Hauptpost schicken.»

Die Bäckerei braucht die Post nicht

Die Bäckerei Merz könne sich mittlerweile selber halten, sie sei finanziell nicht auf die Poststelle angewiesen. Darum habe sie sich entschieden, die Filiale aufzugeben, sagt Nowak. Auch wenn sie das bedaure.

Beim Thema Post und Altstadt ist schon seit längerem der Wurm drin. Vor gut zehn Jahren wollte die Post die Filiale Löwengraben ersatzlos streichen. Dank Opposition aus Quartier und Politik konnte schliesslich die Lösung mit der Bäckerei Merz gefunden werden. Doch nun fällt auch diese Möglichkeit weg. Die nächsten Postfilialen befinden sich am Kasernenplatz, an der Zürichstrasse und am Bahnhof.

«Die Post bedauert diesen Entscheid unseres bisherigen Partners», heisst es in einer Stellungnahme der Post. Ob dies das endgültige Aus einer eigenen Altstadt-Filiale bedeutet, lässt die Mitteilung offen. Man wolle nun «in Zusammenarbeit mit der Stadt Luzern» Alternativen suchen, so die Post.