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Vorstoss

Politische Bildung soll an der Luzerner Volksschule mehr Gewicht erhalten

Der Regierungsrat will ein entsprechendes Postulat von Irene Keller teilweise erheblich erklären lassen.

Die Luzerner Regierung will die politische Bildung von Schülerinnen und Schülern künftig stärker gewichten. 
Bild: Symbolbild: Simon Tanner/NZZ

Junge Erwachsene sollen mehr an politischen Prozessen teilnehmen und die Möglichkeiten der direkten Demokratie besser nutzen. Die Dienststelle Volksschulbildung plant daher im Rahmen des Entwicklungsvorhabens «Schule für alle» (wir berichteten) den Baustein «politische Bildung» zu entwickeln und den Schulen zur Verfügung zu stellen. Die politische Bildung soll kein eigenes Schulfach sein, sondern fliesst in vielen verschiedenen Fächern in den Unterricht ein.

Dies geht aus der Antwort der Regierung zum Postulat von FDP-Kantonsrätin Irene Keller (Vitznau) hervor, welches insgesamt 40 weitere Kantonsratsmitglieder aus der FDP-, Mitte-, GLP-, SP- und Grüne-Fraktion unterschrieben haben. Der Regierungsrat beantragt dem Kantonsrat, das Postulat teilweise erheblich zu erklären.

Keller gibt zu denken, dass ein grosser Teil der 18- bis 24-Jährigen nicht wählen geht und fragt: «Wie sollen Mündige ihre Rechte wahrnehmen, und politische Prozesse in einer direkten Demokratie prägen, wenn sie nicht die Möglichkeit hatten, sie in den Volksschuljahren kennen zu lernen?» Es scheitere häufig daran, dass Kinder und Jugendliche zu Hause in den Familien nicht oder nur ungenügend an diese Möglichkeiten und politischen Prozesse herangeführt werden. Daher forderte sie den Regierungsrat auf, zu prüfen, mit welchen verbindlichen Zielen, Grundsätzen und Vorgaben Kinder und Jugendliche in den Luzerner Volksschulen Kenntnisse von demokratischen Vorgängen und politischem Mitwirken erwerben.

Zu Beginn spielerisch, später fundiert

Konkret sollen Kinder während der Jahre der Volksschule lernen, in demokratischen Prozessen zu argumentieren, zu entscheiden und das demokratische Staatssystem näher kennen zu lernen. In einem ersten Schritt auf spielerische Weise, später fundiert. Keller sieht ein Risiko, dass das Thema in der Schule gänzlich umgangen werde. Dies weil politische Bildung im Lehrplan 21 lediglich im überfachlichen Bereich angesiedelt seien.

Der Regierungsrat zählt in seiner Antwort die Fächer auf, in denen Aspekte der politischen Bildung bereits für den ersten und zweiten Zyklus im Lehrplan 21 enthalten sind. «Sie sind in den Fachbereichen, in fächerübergreifenden Themen und auch in überfachlichen Kompetenzen zu finden», heisst es. So unter anderem im Fachbereich Deutsch, wo Kinder lernen, ihre eigene Meinung zum
Ausdruck zu bringen und von sich aus mit einem Argument zu stützen.

Oder im Fachbereich Natur, Mensch, Gesellschaft, wo Lernende unter anderem «grundlegende Funktionen öffentlicher Institutionen verstehen» lernen. In den fächerübergreifenden Kompetenzen im Bereich «Bildung für nachhaltige Entwicklung» stehe das Thema «Politik, Demokratie und Menschenrechte» als eines von sieben Themen. «Im dritten Zyklus werden die Kompetenzen erweitert und vertieft», schreibt der Regierungsrat weiter.

Verantwortung liegt bei Schulleitungen

Bei der Umsetzung der Vorgaben werden gemäss seiner Antwort die Schulen und Lehrpersonen durch verschiedene Angebote unterstützt. Dies unter anderem mit einer Weiterbildung an der Pädagogischen Hochschule, mit Lehrmitteln, Planungshilfen und Unterrichtseinheiten. Der Regierungsrat hält aber auch fest: «Die Verantwortung für die Umsetzung der Vorgaben aus dem Lehrplan tragen die Schulleitungen.» Der Regierungsrat sei überzeugt, dass die Schulleitungen den korrekten Einsatz des Lehrplans gewährleisten.

«Darüber hinaus ist eine Ausweitung der politischen Bildung kein Garant dafür, dass die Partizipation junger Erwachsener besser wird», heisst es weiter. Vielmehr zeige eine Studie der Universität Bern, «dass bei den jungen Erwachsenen tatsächlich ein Mobilisierungspotenzial besteht, das durch einfache und jugendgerechte Information und Kommunikation möglicherweise besser ausgeschöpft werden könnte.»

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