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Nidwalden

«Politik braucht Pflege» – die Nidwaldner Landratspräsidentin Regula Wyss blickt auf ein bewegtes Amtsjahr zurück

Die Stanser Grüne leitete die Sitzungen des Parlaments während eines Jahres. Sie repräsentierte den Kanton bei zahlreichen Gelegenheiten – bis die Coronapandemie kam.
Regula Wyss Kurath leitet die erste Sitzung des Landrats nach der Coronapause in der Mehrzweckhalle Turmatt. (Bild: Urs Hanhart (Stans, 27. Mai 2020))
Rückblick: Im Juni 2019 nimmt die frisch gewählte Regula Wyss die Gratulation des ebenfalls neu gewählten Landammanns Alfred Bossard entgegen. (Bild: Manuela Jans-Koch (Stans 26. Juni 2019))

Martin Uebelhart

Martin Uebelhart

Am Mittwoch, 24. Juni, leitet Regula Wyss-Kurath zum letzten Mal die Sitzung des Nidwaldner Landrats. Wiederum ausserhalb des Stanser Rathauses in der Mehrzweckhalle Turmatt. Die Amtszeit der Landratspräsidentin geht zu Ende. Die Zeit sei unglaublich spannend gewesen, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. «Ich hatte viele Begegnungen mit Menschen, die ich sonst nie kennengelernt hätte», hält sie fest, «das habe ich enorm geschätzt». Acht Monate lang bis zur coronabedingten Pause habe sie den Kanton Nidwalden repräsentieren dürfen. Für sie sei klar gewesen, dass sie keine Einladung ausschlage, sagt die Stanserin, die seit 2010 für die Grünen im Parlament sitzt.

Sie legte Wert darauf, allen gegenüber Wertschätzung zu zeigen. «Es war mir wichtig, nicht parteipolitisch zu handeln, sondern für das Wohl des Kantons.» Immer sehr wohlgefühlt habe sie sich bei den Bäuerinnen und Bauern, antwortet sie auf die Frage, welche Begegnungen ihr speziell im Gedächtnis geblieben seien. Ein unvergesslicher Tag sei auch ein Besuch mit dem Landratsbüro bei der Ratsleitung des St. Galler Kantonsrats gewesen. «Leider konnte dann der Gegenbesuch im Mai nicht stattfinden», bedauert sie.

«Politik braucht Pflege»

Gezählt habe sie ihre Repräsentationsbesuche nicht. Dass sie ihr Amt wie gewünscht habe ausüben können, habe sie auch ihrem Team in der Hirslandenklinik St. Anna in Luzern zu verdanken. Dort arbeitet die 55-Jährige als Pflegefachfrau HF. «Ich konnte mein Pensum anpassen und man bot mir Hand, Dienste zu tauschen», so Regula Wyss.

«Politik braucht Pflege» war denn auch der Leitsatz, unter den sie ihr Amtsjahr gestellt hatte. Das habe sie auskosten können, mit all den Kontakten, die sie habe pflegen dürfen. «Die Leute in all den Vereinen und Organisationen bei denen ich eingeladen war, hatten ebenfalls die Gelegenheit, mich persönlich kennen zu lernen.» Bei dem Leitsatz habe sie ihre politische und berufliche Leidenschaft verbinden können. Immer wieder habe sie auch die Gelegenheit genutzt, auf die Problematik in der Pflege hinzuweisen. Auch den zweiten Teil ihres Leitsatzes versteht sie sowohl politisch wie auch beruflich: «Pflege wirkt.»

Nach acht Monaten ihres Ratspräsidiums kam der Corona-Lockdown. «Die Ironie des Schicksals mit der Coronapandemie hat mich in meinem Präsidialjahr eingeholt», sagt sie. Die Aprilsitzung des Landrats sei Anfang März noch ganz normal geplant worden, doch von Tag zu Tag wurde es schlimmer. «Man hätte die Sicherheit der Landrätinnen und Landräte nicht mehr gewährleisten können», ist sie überzeugt. Ende Mai konnte man dann mit der Sitzung in der Turmatt-Turnhalle den Ratsbetrieb wieder aufnehmen. «Wir waren erleichtert, dass es so gut gegangen ist», betont sie. «Es war ja das erste Mal, dass wir gezwungenermassen ausserhalb des Rathauses tagen mussten.»

Sie habe die Sitzungen gerne geleitet, meint Regula Wyss. «Ich hoffe, man hat das auch gemerkt.» Im Landratssaal, in dem man nahe beisammen sitze, sei die Stimmung deutlicher spürbar. Das sei in der grossen Halle etwas verloren gegangen. «Die Landrätinnen und Landräte sitzen teilweise sehr weit weg und man kann beispielsweise Gesichtsausdrücke kaum mehr wahrnehmen.»

Sie freut sich darauf, wieder debattieren zu können

Als «normale» Landrätin kann sie sich nach ihrem Amtsjahr wieder aktiv in die Debatten einbringen. «Darauf freue ich mich schon, sonst wäre ich ja nicht in die Politik gegangen», sagt sie und ergänzt: «Manchmal hat es mich schon ein wenig gezwickt, das muss ich ehrlich zugeben.»

Am Schluss des Gesprächs blitzt die Parteipolitik doch noch kurz auf. «Vor einem Jahr habe ich im Landratsbüro gesagt, dass wir aus der Grüne/SP-Fraktion mit Freude das Amt wahrnehmen.» Und es sei gut, dass sie am Tisch des Landratsbüros sässen. «Und ich meine, jetzt nach der langen Durststrecke wäre es an der Zeit, dass auch wieder jemand aus unserer Fraktion am Regierungstisch sitzen würde.» Auch Personen aus ihrer Fraktion könnten Verantwortung tragen und seien teamfähig. «Wir müssen nicht nur immer die Rolle der Opposition ausfüllen», sagt sie und fügt an: «Es würde dem Abbild der Nidwaldner Wählenden entsprechen.»

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