Sandra Peter
Welche Aufgaben und Bedeutung haben Medien? Wie werden sie verantwortungsvoll genutzt? Das lernen Kinder und Jugendliche heutzutage in der Schule. So will es der Lehrplan 21. Das Fach Medien und Informatik wird schrittweise eingeführt: In der Primar ist es bereits Bestandteil des Schulalltags, nun ist die Oberstufe an der Reihe. In diesem Schuljahr wird es in der siebten Klasse unterrichtet, ab nächstem ist dafür in der achten Klasse eine separate Lektion pro Woche reserviert. In der neunten Klasse wird das Thema ab Schuljahr 2021/22 im Rahmen von Wahlpflichtfächern behandelt.
Zu den Lernzielen zählt, dass Schüler die Grundkonzepte der Informatik verstehen und sie einsetzen können, etwa um Daten zu organisieren und darzustellen. Zudem sollen sie mit Grundwissen über Hard- und Software sowie digitale Netze ausgerüstet werden, um Computer und Informationstechnologien nutzen zu können.
1500 Lehrpersonen werden geschult
Lehrpersonen müssen eine obligatorische Weiterbildung absolvieren, um das Fach Medien und Informatik zu unterrichten, sofern dies nicht Teil ihrer Ausbildung an einer Pädagogischen Hochschule war. Über alle Stufen hinweg werden total rund 1500 Lehrerinnen und Lehrer im Kanton Luzern ausgebildet. «Die Intensivkurse sind immer noch am Laufen, denn auf der Sekundarstufe wird der Lehrplan 21 ja erst jetzt eingeführt», sagt Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung.
Der grösste Teil der Kurskosten ist mit dem Leistungsauftrag für Weiterbildung der PH Luzern im Rahmen von 2,2 Millionen pro Jahr gedeckt. Da die Lehrplan-21-Kurse obligatorisch sind, übernimmt der Kanton zusätzlich den sonst von Lehrpersonen selbst finanzierten Beitrag. Insgesamt sind dies für das Fach Medien und Informatik rund 400’000 Franken. Zehn Halbtage dauert der Intensivkurs. Damit verfügen die Lehrer über ein Basiswissen. Sie sind jedoch gefordert, bei Bedarf weitere Kurse zu besuchen.
Bereits während ihres Studiums an der PH Schwyz ausgebildet wurde Primarlehrerin Patrizia Marchesi. Die 31-Jährige unterrichtet in Kriens Dritt- und Viertklässler – und hat, anders als ihre Kollegen in der Oberstufe, bereits Erfahrungen mit dem neuen Fach gesammelt. «Die Eltern erwarten, dass die Kinder in der Schule lernen, mit Medien und Informatikprogrammen umzugehen», sagt Marchesi. Ihre Schüler im Alter von acht bis zehn Jahren zählen zu den Digital Natives - also jenen Menschen, die alle bereits von Kindesbeinen an mit digitalen Technologien in Berührung kommen. «Dabei gibt es grosse Unterschiede. Einige Kinder haben in diesem Alter bereits ein eigenes Tablet oder Smartphone, in anderen Familien gibt es einen PC für alle».
Kinder schätzen die Abwechslung
In der Primar wird der Bereich Medien und Informatik in die anderen Fächer integriert. Die Ansätze dazu sind vielfältig. Marchesi nennt einige Beispiele: «Wir schreiben beispielsweise im Deutschunterricht eine Geschichte am PC. Oder wir suchen Informationen und Bilder mit den speziell für Kinder geeigneten Internet-Suchmaschinen «fragfinn.de» oder «blinde-kuh.de» zu einem Thema. Manchmal gestalten wir Plakate, lernen wie diese abgespeichert und ausgedruckt werden.» Die Schulbibliothek führt Bücher, die Kinder lesen und dann online Fragen dazu beantworten können. «Die meisten Schülerinnen und Schüler finden es spannend und abwechslungsreich, etwas am PC machen zu dürfen.» Auch für das Tastaturschreiben seien sie motiviert.
Unterstützung benötigen Kinder, wenn es um Gefahren geht, erklärt Marchesi: «Wenn ein Kind sagt, es sei beim Gamen von jemandem kontaktiert und nach dem Alter gefragt worden, erkläre ich was dahinterstecken könnte und wie man sich in so einem Fall verhalten soll». Auch der Umgang mit sozialen Medien oder Gruppen-Chats ist ein Thema. Ein paar Kinder wüssten, wie sie Fotos und Videos versenden oder irgendwo hochladen könnten, so Marchesi. «Meiner Erfahrung nach sind sie sich aber nicht bewusst, welche Informationen sie damit von sich preisgeben.»
Auch Verhaltensregeln spricht die Primarlehrerin an: «Ich nehme jeweils ein Beispiel und übertrage es in die reale Welt. Dann wird den Kindern viel klarer, was in Ordnung ist und was nicht. Der virtuelle Raum ist für viele in diesem Alter sonst noch nicht begreifbar. Auch mögliche rechtliche Konsequenzen sind den Kindern oft nicht bewusst.»