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Zug

Pläne für ein neues Stadion sind vorderhand gescheitert – Zug 94 muss sich neu erfinden

Der Fussball-Erstligist Zug 94 stoppt nach sieben Jahren sein Projekt Profifussball. Einen Lichtblick gibt es.
Es wird vorerst nichts mit einem neuen Stadion für den Zuger Fussballverein Zug 94. (Bild: Stefan Kaiser, Zug, 27. September 2016)

Marco Morosoli

Zwei Medienmitteilungen an einem Tag wie am Dienstag auf der Homepage von Zug 94 (www.zug94.ch) zu finden, ist selten. Zudem steht noch der Zuzug von Olivier Kleiner zu Zug 94 in der Abfolge der Neuigkeiten zuoberst. Die zweite Meldung hätte auf diesem Platz stehen müssen. Sie hat Sprengpotenzial. Ihr Titel: «Zug 94 und die Zug 94 Sport & Entertainment AG beenden ihre Kooperation». Das gilt per sofort. Die Folge: Zug 94 steht nach 25 Jahren Existenz einmal mehr vor einem Neuanfang.

Die Zug 94 Sport & Entertainment AG (ZSE) ist eine Körperschaft aus dem Jahre 2012 und hat die Absicht gehabt, Zug 94 vorwärtszubringen. Die Zuger – sie belegen in der aktuellen 1.-Liga-Meisterschaft nach vier Runden den zweitletzten Platz – haben damals gross geträumt. Eine in der ZSE organisierte Investorengruppe mit klingenden Namen (Bruno Benaglio, Stephan Anliker) wollte, basierend auf wirtschaftlich und sportlich solidem Fundament, in den Profifussball führen. Bis 2017 sollte der Aufstieg in die zweithöchste Spielklasse gelingen. Grosse Namen (Martin Andermatt, Hakan Yakin) stehen plötzlich auf der Lohnliste der Zuger.

Drei-Säulen-Theorie unters Volk gebracht

Treibende Kraft hinter dem Projekt Apollo ist Martin Blaser. Der Marketing-Mann, der ohne Punkt und Komma redet, hat «die perfekte Fussball-Organisation» im Kopf. Wo auch immer er sie vertritt, versetzt er seine Zuhörerschaft ins Staunen. Seine Idee basiert auf drei Säulen: Fussball, Stadion (Infrastruktur) und Transferrechte. Im Frühjahr 2013 zieht Martin Blaser zum FC Basel weiter. Er verspricht, weiter in der Sache aktiv zu sein. Die Idee mit einem neuen Stadion wird zwar weiter verfolgt, es gibt auch Gespräche mit der Stadt Zug als Eignerin der Anlage. Letztlich sind diese nicht erfolgreich. Trainer Martin Andermatt, er ist beim FC Baar gross geworden, zieht 2015 zu Hannover weiter. Auch Hakan Yakin verlässt Zug 94 und heuert bei St. Gallen an. Das Projekt Apollo geben die Partner Zug 94 und die Zug 94 Sport & Entertainment AG (ZSE) aber nicht auf.

Bis am Dienstag die ZSE den Strecker zieht. Bruno Benaglio, er ist Verwaltungsratspräsident der ZSE, sagt zum schnellen Ende: «Trotz grosser Anstrengungen und hohen Investitionen konnten beim Stadionprojekt nur geringe Fortschritte erzielt werden.» Auch habe, so Benaglio, die Infrastruktur nicht aufgewertet werden können, das habe es für die ZSE «unmöglich» gemacht, Partner für ein Engagement in Zug motivieren zu können.

Zukunft stellt Führung vor Herausforderungen

Der amtierende Zug-94-Präsident Beat Knoblauch sagt denn auch, dass der Verein seitens der ZSE Geldmittel erhalten habe: «Dieser Zufluss endet sofort.» Knoblauch betont aber, die unterzeichneten Sponsorenverträge weiterhin Gültigkeit hätten. Die Gestaltung der Zukunft des Vereins ist gemäss Bruno Knoblauch, der sein Amt am 30. Oktober 2019 bei der Generalversammlung zur Verfügung stellt, «eine Herausforderung» dar. Immerhin kommt der Organisation zupass, dass bei der Integration der ZSE der Verein als solcher weiter existiert hat. Dieses Gebilde dient nun als Basis, um den Spielbetrieb weiterführen zu können. Die Kosten für eine Saison Spielbetrieb beziffert Knoblauch mit rund 900000 Franken. Darunter sind die Kosten für die Aktivmannschaften wie auch die ganze Nachwuchsorganisation. Klar ist Knoblauch, dass «gespart werden muss. In welchem Umfang, scheint noch unklar.

Einen Lichtblick gibt es bei Zug 94. Die Nachwuchsorganisation hat in diesem Jahr wiederum die vom Innerschweizer Fussballverband ausgerichtete Auszeichnung «Pro Memoria Reinhard Flachsmann» erhalten. Diese wird für die beste Gesamtleistung im Juniorenfussball vergeben. Der Vorstand von Zug 94 steht nun vor der Herkulesaufgabe den Verein «organisatorisch und finanziell» neu aufzustellen. Der Verein hofft auf die Solidarität seines Umfelds.

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