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Luzern

Pilotprojekt im nachhaltigen Bauen: In Eschenbach wurde das Zentrum Oberhof mit 49 Wohnungen fertiggestellt

In Eschenbach ist kürzlich für 35 Millionen Franken eine Überbauung entstanden. Dank der nachhaltigen Bauweise wurde es zertifiziert – als erstes Projekt im Kanton Luzern.
Das Zentrum Oberhof in Eschenbach. (Bild: PD)
Milica Schmidlin, Koni Stocker und Heidi Stocker in der Hof Beiz Eschenbach. (Bild: PD)
Regierungsrat und Bauvorsteher Fabian Peter (Bild: Dominik Wunderli)

Ernesto Piazza

Ernesto Piazza

Ernesto Piazza

Mit dem Oberhof ist in Eschenbach eine «aussergewöhnliche Überbauung geplant, realisiert und erfolgreich abgeschlossen worden», erklärt Beat Burkard. Der Inhaber der Team Burkard AG ist auch Investor und Verwaltungsratspräsident der Zentrum Oberhof AG, welche die Bauherrschaft über das rund 35 Millionen-Franken-Projekt innehatte. Ihm sei es, sagt er, bei der Zentrumsentwicklung mit der Realisierung von «bezahlbarem Wohnraum» nicht nur um das Verdichten gegangen. Vielmehr sollte ein «neuer, qualitätsvoller Ortskern» geschaffen werden.

Das Zentrum Oberhof bietet sowohl Wohnen wie auch Dienstleistungen an. In einem Gebäude gibt es 15 Mietwohnungen, drei weitere umfassen insgesamt 34 Eigentumswohnungen. Als neuer Detailhändler kam Coop nach Eschenbach. Weiter finden eine Praxisgemeinschaft und eine Kita in der Überbauung Platz. Abgerundet wird das Dienstleistungsangebot mit der Hof Beiz, dem Mobility-Standort in der Einstellhalle und einer öffentlich zugänglichen E-Ladestation für Elektroautos.

Die Überbauung ist das erste zertifizierte Projekt, welches nach den Kriterien «Standard Nachhaltiges Bauen in der Schweiz» (SHBS) im Kanton Luzern realisiert wurde. Weiter ist es erst das zehnte in der Schweiz, das diese Vorgaben erfüllt. Als nachhaltig wird das Konzept bezeichnet, weil die Bereiche Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt gleichwertig eingeflossen sind und es um die langfristige Werterhaltung einer Immobilie gehe, betonen die Verantwortlichen.

Oberhof wurde als Hybridbau erstellt

Kürzlich durften sie für diese Bauweise die Zertifizierung SNBS 2.0 Hochbau mit Gold-Auszeichnung in Empfang nehmen. «Damit ist die Überbauung ein Pilotprojekt im nachhaltigen Bauen nach SNBS auf der Landschaft», erläutert Beat Burkard. Dabei handle es sich um den ersten umfassenden und zertifizierbaren Gebäudestandard in der Schweiz. Mit besagtem Standard sollen eine niedrige Leerstands- respektive Umzugsquote, tiefe Betriebs- und Unterhaltskosten, Schonung von Umwelt und Gesundheit der Bevölkerung und die Sicherstellung eines guten Städtebaus erreicht werden.

Der Oberhof wurde als sogenannter Hybridbau erstellt. Konkret heisst das: Die Treppenkerne und die Geschossdecken sind aus Beton, die Aussenwände sowie die vorgehängte Fassade aus Holz. Burkard:

«Für diese Bauweise haben wir das Label Schweizer Holz erhalten.»

Das rote Logo sei quasi der Schweizer Pass für einen der wenigen Rohstoffe, der hierzulande hervorgebracht werde. Produkte, welche mit einem solchen Label versehen sind, bestehen aus mindestens 80 Prozent Holz aus Schweizer Wäldern, das zudem auch hier verarbeitet wird. Für die Überbauung wurden total 483,5 Kubikmeter Schweizer Holz verwendet. Für deren Planung war der Eschenbacher Pirmin Jung verantwortlich.

Buch enthält Chronologie des Geschehens

Rund sechs Jahre vergingen, bis das Projekt realisiert war. «In dieser Zeit mussten diverse Hürden übersprungen werden», sagt Burkard. Als gebürtiger Eschenbacher fühlte er sich jedoch «speziell motiviert» in «seinem» Dorf «etwas Aussergewöhnliches» zu realisieren.

Zudem wurde die Chronologie des Geschehens, aber auch die Sensibilität für diesen Eingriff in die Struktur eines Dorfes und das Bekenntnis zur Nachhaltigkeit in einem über 160 Seiten umfassenden «Oberhof-Buch» dokumentiert. Verfasst hat es der ehemalige Eschenbacher Gemeindeammann Josef Bucher. Assistiert wurde er von Co-Autor Alex Anderhub und von Fotograf und Drohnenpilot Joe Kaeser.

Nachgefragt bei Fabian Peter: «Solche Bauweisen tragen massgeblich zur Reduktion des CO2-Ausstosses bei»

Fabian Peter, das Zentrum Oberhof in Eschenbach ist aufgrund der Bauweise ein Pionierprojekt im Kanton Luzern. Wie beurteilen Sie als Regierungsrat und Bauvorsteher diese Überbauung?Fabian Peter: Mit SNBS 2.0 hat das Bundesamt für Energie (BFE) ein gemeinsames Verständnis von nachhaltigem Bauen in der Schweiz geschaffen. Ich freue mich sehr über das erste Gold-Zertifikat im Kanton und gratuliere der Bauherrschaft, der Zentrum Oberhof AG. Erfreut bin ich insbesondere auch deshalb, weil ich das Projekt, welches in meiner Nachbargemeinde steht, gut kenne und stolz darauf bin, dass es die erste Überbauung im Kanton ist, die diese Auszeichnung erhalten hat.Wo sehen Sie explizit die Vorzüge respektive wie zukunftsweisend ist diese Bauweise?Der Einsatz von einheimischen und erneuerbaren Rohstoffen für den Bau und zur Energiegewinnung bietet verschiedene Chancen für den Kanton Luzern. Planer und die ausführenden Unternehmen steigern so die Wertschöpfung vor Ort. Zudem ermöglicht die technische Entwicklung im Bereich Brandschutz den vermehrten Einsatz von Holz- und Bauwerkstoffen.In Bern berät das Parlament momentan das CO2-Gesetz. Wie beurteilen Sie diese Überbauung mit Blick auf diese Diskussionen?Bauweisen wie beim Zentrum Oberhof tragen mit dem Einsatz von erneuerbaren Energien, mit einer energieeffizienten Gebäudetechnik und der Verbauung von nachhaltigen Rohstoffen massgeblich zur Reduktion des CO2-Ausstosses bei.Es ist das erste Projekt dieser Art im Kanton Luzern, realisiert auf der Landschaft. Was bedeutet dies für das verdichtete Bauen in solchen Gebieten?Dieses Praxisbeispiel zeigt exemplarisch auf, dass die Siedlungsentwicklung mit hoher Qualität nach innen möglich ist und auch zu guten Lösungen führt. Enge Platzverhältnisse im Ortszentrum mit anspruchsvoller Verkehrserschliessung werden aber für Investoren und Bauherrschaften gerade auf der Landschaft stets eine grosse Herausforderung bei der Realisierung solcher Projekte bleiben.Und wie kann man diese Herausforderung meistern?Für solch anspruchsvolle Projekte ist es wichtig, dass von Anfang an alle Beteiligten und Betroffenen miteinbezogen werden. Das wurde hier erfolgreich gemacht.Solche Projekte sind sicherlich im Interesse des Kantons Luzern. Könnten Sie sich vorstellen, dass die öffentliche Hand diese Bauten finanziell unterstützt?Für den Kanton hat im Vordergrund zu stehen, dass gute Rahmenbedingungen für die Realisierung solcher nachhaltiger Überbauungen geschaffen werden. Daher wird das Förderprogramm Energie regelmässig auf seine Wirkung überprüft. Künftig sollen die CO2-Reduktion, die Nachhaltigkeit und der volkswirtschaftliche Nutzen noch stärker einbezogen werden. Ziel ist es, für jeden eingesetzten Förderfranken eine möglichst grosse Wirkung zu erzielen.
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