Robert Hess
Robert Hess
Robert Hess
Seit rund drei Wochen sind Mitarbeiter des Gleisbauunternehmens C. Vanoli AG auf Baustelle der Pilatus-Bahnen in Alpnachstad mit einer ganz besonderen Arbeit beschäftigt. Für den Bau eines neuen zweiten Gleises in der Talstation Alpnachstad montieren sie auf je sechs Meter langen Gleiselementen sogenannte Locher-Zahnstangen. Diese haben vor rund 130 Jahren beim Bau der Zahnradbahn Alpnachstad–Pilatus Kulm Geschichte geschrieben, die bis in die Gegenwart reicht. Das Antriebssystem ist nach dem Erbauer der Bahn Eduard Locher benannt, das sich bis heute bewährt hat.
Teil eines 55-Millionen-Projektes
Der Bau eines verlängerten Gleises 2 mit der Erstellung eines zweiten Perrons in der Station Alpnachstad ist Bestandteil der Neukonzeption der steilsten Zahnradbahn der Welt. Kernstück des Projektes ist die Investition in acht neue Personen- sowie einen Gütertriebwagen (wir berichteten). Für die Verlängerung des Gleises 2 um rund 150 Meter werden die vormontierten Gleiselemente seit der vergangenen Woche mit dem grossen Kran auf den neuen betonierten Unterbau gehoben, wo sie von Mitarbeitern der Vanoli AG und der Pilatus-Bahnen dauerhaft montiert werden.
Die neuen Zahnstangen sind im Auftrag der Pilatus-Bahnen AG von der Ferdinand Steck Maschinenfabrik AG in Bowil im Emmental produziert worden. «Wir haben bisher rund 400 Laufmeter geliefert», erklärte Geschäftsleitungsmitglied Hans-Rudolf Steck auf Anfrage. Die fischgrätenähnlichen Zahnstangen hat die Herstellerfirma «aus einem gewalzten Flachprofil gefräst», so Steck weiter. Als Werkstoff sei ein «unlegierter Baustahl C45E» verwendet worden. «Also nichts Spezielles. Die Schwellen haben wir selber hergestellt, das Schienenprofil wurde von der Firma Voest-Alpine aus Österreich bezogen.»
Mit Zahnstangen-Materie vertraut
Mit der Pilatus-Bahnen AG steht die Firma Steck seit längerer Zeit in Kontakt. «Da wir unter anderem Trieb- und Bremszahnräder für die verschiedenen Zahnradsysteme herstellen, sind wir auch mit der Zahnstangen-Materie bestens vertraut», erklärte Hans-Rudolf Steck. «Seit rund 25 Jahren fertigen wir für kleinere Bahnen Zahnstangen an, vor allem im System Abt. Der hauptsächlichste Unterschied zu allen andern Systemen liegt darin, dass beim Locher-System die Zahnstange horizontal statt vertikal eingebaut wird und beidseitig verzahnt ist.» Die Fertigungstechnologie sei aber die gleiche wie bei andern Systemen.
Für das Projekt Neukonzeption der Pilatus-Zahnradbahn stellt die Emmentaler Firma auch insgesamt drei sogenannte Gleiswender her. Diese werden im Bereich der Talstation und des Depots in Alpnachstad bei Kreuzungsstellen eingesetzt. Zwei dieser Unikate werden Anfang April geliefert und «unter unserer Leitung in die bereits vorbereiteten Gruben eingebaut», erklärte Hans-Rudolf Steck. Der dritte neue Gleiswender wird 2022 geliefert werden.
«Auch wenn das Gesamtprojekt laut Planung erst im Mai 2023 abgeschlossen sein wird», erklärte Betriebsleiter Ueli Wallimann auf Anfrage, «werden wir voraussichtlich Anfang/Mitte Mai mit dem fahrplanmässigen Sommerbetrieb 2021 der Zahnradbahn starten.»