Robert Knobel
Streit um Subventionen, Massenrücktritt im Verwaltungsrat, drohende Strafverfahren: Die Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) durchleben gerade turbulente Zeiten. Das geht auch am VBL-Personal nicht spurlos vorbei. Grossstadtrat Yannick Gauch (SP) drückte es so aus:
«Manch ein Angestellter schämte sich wohl auch ein bisschen für seine Firma. Es geht jetzt darum, das Vertrauen wieder herzustellen.»
Gauch liefert gleich das Rezept dazu: Die VBL-Angestellten sollen eine Personalvertretung in den Verwaltungsrat nominieren dürfen. Am besten soll dieser Personal-Verwaltungsrat bereits bei der GV von Ende Mai gewählt werden. Das ist die Forderung, die Gauch zusammen mit SP, Grünen sowie Silvio Bonzanigo (parteilos) als Postulat im Stadtparlament stellte. Das Postulat wurde am Donnerstag überwiesen.
Auch der EWL-Verwaltungsrat kommt unter die Lupe
Ganz so schnell wie im Postulat gefordert wird es nun aber nicht gehen. Bei der GV im Mai werden lediglich die beiden aktuellen Vakanzen im fünfköpfigen VBL-Verwaltungsrat besetzt. Die Schaffung eines sechsten Sitzes, vorgeschlagen vom Personal, will der Stadtrat erst im Hinblick auf 2022 prüfen. Und dann soll es auch keine Speziallösung für die VBL geben. Vielmehr will der Stadtrat für alle städtischen Firmen (insbesondere auch EWL) prüfen, wie die Anliegen des Personals in den Verwaltungsräten berücksichtigt werden können. Man wolle die Frage ganzheitlich angehen, schreibt der Stadtrat in seiner Antwort auf das Postulat.
Andreas Felder (CVP) findet dies vernünftig: Jetzt noch rasch einen sechsten Verwaltungsratssitz zu schaffen, wäre «ein Schnellschuss, der nur noch mehr Unruhe in die VBL bringen würde». Ganz anders sah dies Silvio Bonzanigo:
«Dem Stadtrat fehlt die Sensibilität für die Situation, in der sich die VBL zurzeit befinden.»
Eine kurzfristig eingesetzte Personalvertretung im Verwaltungsrat könnte dazu beitragen, die Situation rasch wieder zu beruhigen, ist Bonzanigo überzeugt.
Dass die Mehrheit der Bürgerlichen keinen akuten Handlungsbedarf sehen, hat auch mit der Besetzung des jetzigen Verwaltungsrats zu tun. Eine der beiden neuen Verwaltungsrätinnen, die im Mai gewählt werden sollen, bringt nämlich explizit einen Human-Resources-Hintergrund (HR) mit. «Sie ist somit bestens geeignet, die Anliegen des Personals zu vertreten», sagte Thomas Gfeller (SVP). Christa Wenger (Grüne) hingegen fand: «Ein Verwaltungsrat mit Schwerpunkt HR bringt nicht zwingend die Perspektive des Personals ein.»
Personalverbände starteten bereits Rekrutierungsprozess
Die Idee eines sechsten VBL-Verwaltungsrats war im Januar auch von Personalverbänden aufgegriffen worden. Sie starteten sogar bereits den Rekrutierungsprozess, der mittlerweile aber wieder gestoppt wurde. Ein vom Personal nominiertes Verwaltungsratsmitglied wäre jedenfalls ein Novum in der Stadt Luzern. In den städtischen Firmen war es bisher so, dass sich Verwaltungsräte selber zur Wiederwahl beziehungsweise Neumitglieder zur Neuwahl empfehlen. Gewählt wird das Gremium dann – aufgrund dieser Vorschläge – vom Stadtrat.
Bei der VBL ist dies am 25. Mai das nächste Mal der Fall. Dann sollen einerseits die drei bisherigen Verwaltungsräte Renzo Simoni, Kurt Moll und Patrick Bieri bestätigt werden. Zusätzlich sollen zwei weitere Verwaltungsrätinnen neu ins Gremium gewählt werden. Ihre Namen sollen in den nächsten Tagen kommuniziert werden. Klar ist bereits, dass sie aus den Bereichen Human Resources und Digitalisierung kommen.
Neben dem Verwaltungsrat soll demnächst auch der CEO-Posten neu besetzt werden, da der langjährige Direktor Norbert Schmassmann im Herbst pensioniert wird. Die Verhandlungen um die Nachfolge befinden sich in der Schlussphase.