Interview: Georg Epp
Rund zwei Wochen vor der Premiere der Operette «Der fidele Bauer» im Theater Uri ist auch fürs Orchester der Probenendspurt gestartet worden. Der musikalische Leiter Hanes Zwyssig und Timothy Löw, der «Stefan von der Oberplangg» spielt, verraten mehr über die Operette und das Orchester.
Hanes Zwyssig, am 7. September ist die Premiere der Operette «Der fidele Bauer». Sie gehören als musikalischer Leiter zu den Mitinitianten dieser Produktion. Wie ist es dazu gekommen?Schon als Kind durfte ich Opern- und Operettenaufführungen besuchen, später schaute ich mit meiner Kollegin Liliana Hafner Inszenierungen an. Seither besuchte ich regelmässig verschiedene Inszenierungen. Eine Bühnenproduktion zu leiten, stellt eine dirigentische Herausforderung dar, die mich reizte. 2006 übernahm ich beim «Weissen Rössl» die musikalische Leitung. Zudem verbinden mich mit der Familie Dahinden viele musikalische Erlebnisse. Als dann Franziska vor etwas mehr als zwei Jahren an mich herantrat, sagte ich ihr zu.Welche Arbeiten leisten Sie für die Produktion?Um der Operette musikalisch gerecht zu werden, habe ich den historischen Hintergrund der Entstehung recherchiert, danach die musikalische Konzeption entworfen, das ganze Notenmaterial neu arrangiert und die Mundartübersetzungen für die Sänger und den Chor erfasst. Ausserdem habe ich fast alle Proben korrepetiert, etliche Zusatzproben geleitet, das Orchester zusammengestellt und ich werde dann die musikalische Leitung der Aufführungen übernehmen. Wann war letztmals ein Orchester für das Forum Musikbühne Uri im Einsatz?Beim «Weissen Rössl» leitete ich ein relativ grosses Orchester. Bei der «Schönen Galathée» musizierte eine Streicherformation, danach waren kleinere Ensembles eingesetzt.Was motiviert Sie, einen grossen Teil ihrer Freizeit hinzugeben und sich für die Musik einzusetzen?Ich liebe die Bühnenmusik. Wir schreiben das Jahr 2019, stehen am Anfang einer neuen industriellen Umwälzung, der Digitalisierung. Hier und heute diese Geschichte auch musikalisch neu zu erzählen, finde ich spannend. Bei der Story spielen sowohl humorvolle als auch tiefgründige Ebenen eine Rolle. Die Musik übernimmt jenen Teil der Aussage, der sprachlich nicht ausgedrückt werden kann. Es freut mich, mit engagierten Musikern und Spielern arbeiten zu dürfen.Die Operette wurde in einer Neufassung im Urnerdialekt ziemlich stark überarbeitet. Was ist aus musikalischer Sicht von der Originalfassung übrig geblieben?Geblieben ist «Der fidele Bauer 2019». Das sind die Kernaussagen der Geschichte, transferiert in unsere Region, unsere Sprache, erweitert mit passender Musik. Mehr als zehn Bearbeitungen bekannter Urner Volkslieder verdeutlichen das «Urner Biotop», Musik aus Berlin stellt das Berliner Biotop dar. Die wirklich herausragenden Nummern der Operette erklingen, bis auf eine Ausnahme, in Urner Mundart und werden das Publikum sicher erfreuen. Da Leo Fall keine Ouvertüre geschrieben hat, übernimmt diese Funktion «Dichter und Bauer» von Franz von Suppé. Das zwanzigköpfige Orchester mit Streichern, Holz- und Blechbläsern, einer Harfenistin und einem Perkussionisten, meist Profis aus der Region, stellt sich der Aufgabe, die feinen Aussagen zwischen den Zeilen mit den geforderten Klangfarben und dem notwendigen Sound auf die Bühne zu bringen. Was wünschen Sie sich für die Operette?Ich wünsche mir, dass es uns gelingt, dem Publikum humorvolle Unterhaltung mit Haltung auf bestem Niveau bieten zu können. Lassen Sie sich überraschen. Timothy Löw, Sie sind neben Reto Buggmann der zweite Profitenor in der Operette und haben als «Stefan von der Oberplangg» eine der wichtigsten Rollen übernommen. Wie kam es dazu?Wie so oft in der Musikerszene, war es auch in diesem Fall wieder eine enorme Hilfe, ein gut funktionierendes Netzwerk zu haben und sich bereits während des Studiums viele Kontakte zu der ganzen Szene zu suchen. So war, wie bei allen Anfragen, auch etwas Glück dabei. Nach einem ersten Treffen mit der Regisseurin Franziska Dahinden, erhielt ich das Engagement und freue mich nun sehr auf diese tolle Produktion und auch über die wunderbaren Leute vor und hinter der Bühne.Haben Sie keine Mühe, den Luzerner Dialekt ins «Urnerische» umzusetzen?Es ist sogar noch verrückter. Mein Dialekt ist eine Mischung aus Baselland und -stadt, wo ich aufgewachsen bin. Seit fünf Jahren mischt auch noch die «luzerner Rüdigkeit» mit. Ich musste feststellen, dass im Urnerdialekt viele Nuancen zu beachten sind, sei es die Betonung, die eher flachen Vokale oder Wörter, welche ich noch nie zuvor verwendet habe – «genai», «ai», «trüwed». Vor allem die Sprechtexte verlangen da viel Konzentration und Übung, welche ich mir mittels Hilfe von Kolleginnen und Kollegen und Audiodateien anzueignen versucht habe. Die beiden Arien in Dialekt stellten dagegen weniger Probleme dar, da man beim Singen schneller die richtige Vokalfarbe trifft. Beim Einüben von fremdsprachigen Arien ist es in etwa der gleiche Vorgang. Im dritten Akt darf ich dann ja ins Hochdeutsche wechseln, was mir zugegeben doch um einiges leichter fällt. Nun hoffe ich, dass ich die richtige Sprache treffen werde und das Publikum den «äusseren Zuzüger» nicht sofort heraushört. Welches sind Ihre nächsten Ziele? Da ich im Juni dieses Jahres meinen Master Performance in Luzern abgeschlossen habe, bin ich zurzeit am Ausschau halten, wie ich denn nun neu die Morgen- und Mittagsstunden, nebst dem täglichen Üben, ausfüllen könnte. Die Abende und Wochenenden sind bereits gut mit weiteren Engagements belegt. So bin ich zum Beispiel ab Dezember im Luzerner Theater als Chorgast in der Oper Salome zu hören. Davor singe ich beim Schützzyklus Luzern, beim Collegium Vocale zu Franziskanern Luzern und weiteren Ensembles.Tickets gibt es bei der Redaktion der «Urner Zeitung», Höfligasse 3, Altdorf, bei der Uri Tourismus AG, bei den Filialen der Post oder unterwww.theater-uri.ch.