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Luzern

Ohne Hilfsgelder wird es im Luzerner Kleintheater «sehr schnell existenzbedrohend» – Viele Besucher verzichten auf Ticketrückerstattung

Das Kleintheater verzeichnet wegen der Coronakrise einen Einnahmenverlust von über 100'000 Franken – und ist zuversichtlich für die nächste Spielzeit
Plakate im Schaufenster des Kleintheaters weisen auf die Sendepause hin. (Bild: Nadia Schärli (Luzern, 25. April 2020))

Hugo Bischof

Das Kleintheater Luzern hat wegen des Lockdowns die Saison komplett abgebrochen. Gemäss Co-Leiterin Judith Rohrbach beträgt der Anteil entgangener Ticketeinnahmen rund 59'000 Franken. Das sind die Einnahmen, die das Kleintheater prozentual an den Bruttoeinnahmen verdient hätte und so beim Kanton als Veranstaltungsausfall beantragen kann (Künstler aus anderen Kantonen müssen ihre Anteile in ihren Wohnkantonen geltend machen). Dazu kommen 3600 Franken entgangene Vermietungen, 7950 Franken Abo-Rückerstattungen, 18'000 Franken Werbeausgaben für abgesagte oder verschobene Veranstaltungen, 17'000 Franken fehlende Getränkeeinnahmen an der Bar – insgesamt ein Verlust also von mehr als 104'000 Franken.

Viele Besucher verzichteten auf Ticketrückerstattung

Das Kleintheater hat bisher Tickets im Wert von 7373 Franken an Kunden zurückerstattet. Bei Tickets im gleichen Beitrag haben sich die Kunden noch nicht gemeldet. 1030 Franken wurden bisher in Form von Gutscheinen erstattet. Bei Tickets im Wert von 8435 Franken verzichteten die Kunden aus Solidarität auf eine Rückerstattung. «Diese Spenden wurden zum grössten Teil zu Beginn des Lockdowns getätigt, betreffen also Vorstellungen, welche im April stattgefunden hätten», sagt Rohrbach. «Nachdem wir auch die Mai-Vorstellungen abgesagt haben, ist die Spendenbereitschaft zurückgegangen.» Das sei verständlich, «da zum einen die Massnahmen des Bunds für die Kultur bekannt wurden, zudem vermutlich auch, weil bei unseren Kunden die ersten finanziellen Auswirkungen spürbar sind». Wie viel Geld das Kleintheater aus dem Hilfsfonds des Bundes erhält, ist gemäss Rohrbach noch nicht bekannt, das Gesuch sei beim Kanton in Bearbeitung: «Ebenfalls sind unsere Kurzarbeitsanträge für März und April noch offen.»

Beim Kleintheater ist die Planung für die kommende Saison in vollem Gang. «Wir planen im Moment sehr positiv», sagt Rohrbach. «Unsere nächste Saison wird extrem dicht, da wir versucht haben, einige Veranstaltungen, die wir jetzt nicht durchführen konnten, in die kommende Saison zu retten.» Zum Teil wird das Kleintheater sogar doppelt veranstalten, das heisst im Haus eine Produktion zeigen und gleichzeitig an einem Aussenspielort spielen. «Es ist uns ein grosses Anliegen, gegenüber dem Publikum und unseren Künstlerinnen und Künstlern den Auftrag als Live-Veranstalter wahrnehmen zu können», sagt Rohrbach. «Das heisst, wir werden auf jeden Fall versuchen, unser Haus zu öffnen, auch wenn oder falls Einschränkungen nötig sind, natürlich unter Berücksichtigung der geltenden Schutzmassnahmen.» Rohrbach betont:

«Glücklicherweise sind viele unserer Produktionen Soloprojekte oder Projekte mit wenig Beteiligten, sodass diese auch jetzt geprobt werden können und wir daher unser Programm inhaltlich nicht umstellen müssen.»

Eine grosse Herausforderung werde die Finanzierung sein, sagt Rohrbach: «Wir sind aktuell daran, ein Notfallbudget zu erstellen in der Annahme, dass ein grosser Anteil der Ticketeinnahmen wegbrechen könnte. Was dies wirtschaftlich für uns bedeutet und wie lange wir einen Spielbetrieb auch mit wesentlich weniger Publikum aufrechterhalten können, können wir zurzeit noch nicht beantworten.» Ausschlaggebend werde ebenfalls sein, inwieweit finanzielle Ausfälle auch in Zukunft vom Bund aufgefangen werden können. «Ohne diese Hilfspakete wird es für uns und für unsere Künstlerinnen und Künstler sehr schnell existenzbedrohend.»

In der Spielzeit 2018/19 betrug der Betriebsaufwand des Kleintheaters Luzern rund 1,27 Millionen Franken. Davon waren 484'600 Franken (38 Prozent) Subventionen der öffentlichen Hand – neben der Stadt Luzern mit 350'000 Franken trugen dazu die Regionalkonferenz Kultur, der Bezirk Küssnacht und die Gemeinde Meggen bei. 206'924 Franken (knapp 16 Prozent) leisteten Private wie Stiftungen, Sponsoren und Donatoren. 579'026 Franken (gut 46 Prozent) betrugen die Einnahmen durch Ticketverkauf, Theaterbar und Vermietungen. Daraus ergibt sich eine Eigenfinanzierung von rund 62 Prozent.

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