Matthias Piazza
«Wir würden bedauern, wenn der Schutzverband aufgelöst würde», sagt Leo Amstutz, Präsident der Grünen Nidwalden. Genau dies könnte allerdings passieren. Denn der Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Buochs (SBFB) hat zwar über 400 Mitglieder und steht auch finanziell gut da. Aber der jetzige vierköpfige Vorstand, der diesen Herbst in corpore zurücktritt, hat bis jetzt keine Nachfolger gefunden, wie an der ausserordentlichen Generalversammlung vom vergangenen Donnerstag zu vernehmen war.
«Von aussen nehme ich den Verband als wichtigen Gegenpol zu aviatikfreundlichen Gruppierungen wahr, wie etwa zur Regierung, welche den Unternehmen am Flugplatz den roten Teppich ausrollen.» Als Beispiel nennt Leo Amstutz die Abstimmung für die Beteiligung von 10 Millionen Franken des Kantons an der Modernisierung des Flugplatzes im November 2017. Zwar habe man die Abstimmung damals zu Gunsten des Kantons verloren. «Doch dank des Schutzverbandes haben sich die Bürger eine kritische Meinung bilden können», meint Leo Amstutz.
Den Finger auf wunde Punkte gelegt
«Eine kritische Stimme würde fehlen», ist darum für Amstutz klar, sollte es den Schutzverband dereinst nicht mehr geben. «Der Schutzverband hat in all den Jahren die aviatikkritische Seite eingebracht, die auch die Nachteile des Flugplatzes aufzeigt, sei es etwa Lärm. Auch das Klumpenrisiko ist nicht zu vernachlässigen. Hüsteln die Pilatus-Flugzeugwerke als grösster Arbeitgeber des Kantons, ist der ganze Kanton verschnupft.» Präsident Paul Mazenauer habe den Finger immer wieder auf wunde Punkte in Diskussionen rund um den Flugplatz gelegt.
Auch wenn die Grünen sich in der Vergangenheit ebenfalls kritisch zum Flugplatz äusserten, könnten sie den Schutzverband, sollte er aufgelöst werden, nicht ersetzen. «Dafür fehlt uns das Know-how.» Die Partei sei aber Mitglied im Verband. Leo Amstutz hofft, dass der Schutzverband erhalten bleibt, «als Wachhund bei Fragen rund um den Flugplatz.»
SBFB spiele eine wichtige Rolle
Auch Marc Germann, Geschäftsführer des WWF Unterwalden, würde die Auflösung des Schutzverbandes bedauern. «Er spielt eine wichtige Rolle, hat sehr viel für die Bevölkerung zu ihrem Schutz vor den Auswirkungen des Flugplatzes gemacht.»
«Der Schutzverband liefert uns dank seiner kritischen und gewissenhaften Art immer wertvolle Hintergrundinformationen, zu Fragen rund um den Flugplatz», lobt SP-Landrat Daniel Niederberger. «Dies trägt wesentlich zur Meinungsbildung der Bürger bei.» Dies alles würde ohne Schutzverband fehlen. Dass eine Vertretung der SP Nidwalden als flugplatzkritische Partei mit einem Vorstandsmitglied im SBFB in die Bresche springen würde, erachte er eher als unwahrscheinlich. «Das könnte man schon in Erwägung ziehen, aber wahrscheinlich würden uns als kleine Partei die Ressourcen fehlen», hält er fest.
Eine Auflösung des Schutzverbandes würde die linke Fraktion im Parlament, die aviatikkritischen Behördenmitglieder rund um den Flugplatz und die Bevölkerung fordern, vermehrt und genauer bei aviatiknahen Themen hinzuschauen, ist Niederberger überzeugt. Ob dies in der gleichen Güte erfolgt, wie es der Schutzverband über Jahre getan habe, dürfe bezweifelt werden.
So begann es mit dem Schutzverband
Am Anfang stand das Komitee «kein Ausbau zum Zivilflugplatz Buochs». Darin waren verschiedene Organisationen zusammengeschlossen: Die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz gehörten dazu, das Demokratische Nidwalden (heute Grüne) und die SP, die parteipolitisch neutrale Bewegung besorgter Nidwaldner, VCS, WWF und die Zentralschweizer Liga gegen Lärm. Mit dem zu gründenden Schutzverband der Bevölkerung um den Flugplatz Buochs wollte das Komitee den Widerstand breiter abstützen. Zur weiteren Interessenwahrung aller Betroffenen sei es unumgänglich, diesem Schutzverband anzugehören, warb das Komitee im August 1997.
Es sei kein Aufheulen auf Vorrat, sondern ein Engagement aus Betroffenheit, erklärte der damalige Co-Präsident Heinz Wyss bei der Gründung des Schutzverbandes im November 1997. Kernstück bleibe das Betriebsreglement, das keine Ausdehnung auf Samstag und Sonntag sowie über die Mittagszeit zulasse. Anzustreben sei die Wartung von Flugzeugen, nicht aber ein Jet-Tourismus. Man sei nicht gegen das Militär auf dem Flugplatz, ergänzte der Co-Präsident (und jetzige Präsident) Paul Mazenauer. Aber man wolle verhindern, dass weniger Militärflieger durch zivile Flieger kompensiert würden.