Marco Morosoli
Der Kanton Zug wächst. Und weil das Ausscheiden neuer Bauzonen keine Option ist, lautet das Zauberwort: Verdichten. Für den Zuger Stadtrat bedeutet das, er muss bei der Erarbeitung der neuen Stadtplanung aus allen Planungskriterien Massnahmen schmieden, welche im Ergebnis stimmig sowie umsetzbar sind.
Die städtische Bauchefin, Eliane Birchmeier (FDP), sagte am Samstag im Rahmen der dritten öffentlichen Mitwirkung zur Stossrichtung für die anstehende Revision der Stadtplanung:
«Wir dürfen uns nicht an den Polen bewegen. Wir müssen vielmehr alle an einem Strick ziehen, wobei dieser auch etwas dicker sein kann.»
Zur Veranstaltung «Räumliche Gesamtstrategie Zug 2040» im «Five Moods» auf dem Areal der ehemaligen Landis&Gyr waren in der Mehrheit Offizielle wie auch Parteigänger und andere Interessenvertreter gekommen. Die städtische Bauchefin hofft nun jedoch, dass die Bevölkerung ihre Begehren online einbringt (www.ortsplanung-zug.ch). Die Frist, um Eingaben jedweder Art zu deponieren, verlängerte die Stadt bis zum 15. Januar 2022.
Schulterklopfen für die städtische Strategie
Beim öffentlichen Ideensammeln am Samstag hatte die Stadt ein Heimspiel. Die Mehrheit der Anwesenden war mit dem vom Stadtrat eingeschlagenen Weg zufrieden. Ein Herz und eine Seele waren sie aber keinesfalls. Schon ein allgemeiner Begriff wie «Zentrum» bot sehr viel Diskussionsstoff
Ist die Zuger Altstadt noch Bestandteil des Zentrums? Wo endet Zugs Zentrum im Norden? Im kleinen Kreis ging es dann um die Präzisierung des Begriffs Zentrum, und wie dieses an Attraktivität gewinnen könnte. Ein Anwesender sagte, dass Läden an der Neugasse erst dann wieder eine Zukunft hätten, wenn diese von der vom Durchgangsverkehr befreit sei. Andere redeten dem Stadttunnel das Wort. Wohlwissend, dass diese Option eher in der Langzeitplanung der Stadt ein Thema sein könnte. Wenn vom Zuger Zentrum die Rede ist, dann ist die Gestaltung des Postplatzes ein Dauerbrenner. Einer forderte dort eine Grünzone. Streiten lässt sich auch über das Thema «Quellverkehr» und «Durchgangsverkehr». Um den Individualverkehr von der Vorstadt verbannen zu können, brachte eine Person die Idee vor, auf der Bahnhofstrasse Gegenverkehr zuzulassen. Von Tempolimits in der Innenstadt erhoffen sich derweil andere einen Segen. Auch der Ausdruck «Mischverkehr» hat die Qualität eines Spaltpilzes zwischen verschiedenen Anspruchsgruppen.
Bereits im kommenden Frühling erste Resultate
Eliane Birchmeier und ihr Team behändigten im Nachgang der samstäglichen Veranstaltung alle auf grossen Papieren notierten Gedanken. Eliane Birchmeier dankte den Anwesenden für die Inputs, welche «kontrovers diskutiert» worden seien.
Die Äusserungen zur Entwicklung der Stadt Zug sollen noch im ersten Quartal 2022 in die passenden Kanäle eingearbeitet werden. Wie Birchmeier erklärte, befasse sich der Stadtrat bereits im kommenden Frühling 2022 wieder mit der Stadtplanung. Hernach darf sich der Grosse Gemeinderat der Stadt Zug damit auseinandersetzen. Nach der Debatte hat der Stadtrat eine erste Gewissheit, wohin die Stadtplanungs-Reise geht. Eine festgezurrte Strategie des Stadtrats wie auch eine geschickte Taktik könnte hierbei hilfreich sein. Auf der Gemeinderatsplattform kämpfen die Interessengruppen um ihre Pfründe. Ein weiteres Spannungsfeld – das Verhältnis mit dem Kanton – versuchte die Bauchefin nach Kräften schon im Vorfeld zu entschärfen. Die aktuelle Planungsrevision braucht zudem den Segen des Kantons. Eliane Birchmeier betonte: «Der Kanton sitzt bei unserer Planung bereits mit im Boot.» Die Bauchefin sagte mit Nachdruck, dass die Stadtzuger vom Innenverhältnis Stadt und Kanton nichts spüren sollen. Ein frommer Wunsch?
Die Vergangenheit offenbart, dass Stadt und Kanton im selben Boot sitzen, jedoch nicht wie die beiden Heiligen auf dem Oberägerer Gemeindewappen in die gleiche Richtung, sondern gegeneinander rudern. Die Folge: Stillstand. Gerade in Verkehrsfragen bewegt sich in der Stadt Zug seit Jahrzehnten (fast) nichts mehr. Da hofft nicht nur der Zuger Stadtrat auf einen Durchbruch.
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