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Obwalden

Obwaldner Kulturerbe wird der Bevölkerung präsentiert

Geschichten um Geschichte gibt es demnächst in Sarnen an fünf verschiedenen historischen Orten. Der Blick in die Vergangenheit führt zum Teil an Orte, die so nicht mehr existieren. Gezeigt werden auch Objekte mit Geschichte.
Kantonsbibliothekar André Sersa zeigt Sammelstücke rund um Obwalden. (Bild: PD)

Marion Wannemacher

Vielleicht weiss der eine oder andere Obwaldner gar nicht, dass es in Sarnen einst eine Kristallglasfabrik gab. Das Staatsarchiv hat ihre Geschichte anhand von Film-, Ton-, Bild und Schriftdokumenten festgehalten. Aus Anlass des europäischen Jahres des Kulturerbes 2018 haben das Historische Museum Obwalden, die Kantonsbibliothek, das Staatsarchiv und die Sammlung Burch-Korrodi einen Anlass organisiert, an dem jede Institution Beispiele für Kulturerbe zeigt. An fünf verschiedenen Orten in Sarnen können historisch Interessierte am 5. September eine Tür zur Vergangenheit öffnen. Und beispielsweise etwas über die Kristallglasfabrik erfahren.

«Kulturerbe hat verschiedene Facetten. Ein Buch, eine Regierungsakte, ein Kulturschatz können ein Kulturerbe sein, das unsere Gesellschaft ausmacht», sagt Kantonsbibliothekar André Sersa. Vieles schlummere hinter verschlossenen Türen. Eigentlich habe jeder ein Anrecht, die öffentlich zugänglichen Objekte anzuschauen, kaum jemand nehme diese jedoch wahr. Eine Intention des Anlasses sei, verborgenes Kulturgut zu zeigen. Jeweils im Stundentakt wollen die Mitarbeiter der vier Institutionen Beispiele für das kulturelle Erbe in Obwalden vorstellen.

«Zytbisser» frisst die Zeit auf zur vollen Stunde

Spannend klingt etwa, was das Historische Museum ausgesucht hat: «Wir erzählen die Geschichte vom ‹Battenloch›, dem Wallfahrtsort am Thunersee, der von den Obwaldnern vor der Reformation häufig besucht wurde. Und wir zeigen den ‹Zytbisser›», kündigt Museumskuratorin Klara Spichtig an. Beim «Zytbisser» handelt es sich um eine Holzuhr, die vom Uhrmacher Franz Augustin Schulthess stammt, der sie 1722 in Schwyz baute. Zur vollen Stunde reisse ein auf dem Uhrenkasten thronender Kopf seinen Kiefer auf und fresse sozusagen symbolisch die Zeit.

Das Team der Kantonsbibliothek will die Gelegenheit nutzen, um den Besuchern zu zeigen, dass sie einen gesetzlichen Auftrag hat, alles zu sammeln, was publiziert wird und für die Öffentlichkeit bestimmt ist über Obwalden, was in Obwalden gedruckt wird oder Obwalden zum Gegenstand hat.

«Ausserdem werden wir die Geschichte vom Grundacherhaus erzählen», kündigt André Sersa an. Dieses hat eine wechselvolle Vergangenheit auf dem Buckel. Einst im 16. Jahrhundert als Bauernhaus gebaut, gelangte es im 18. Jahrhundert an Landammann Kaspar Imfeld, der durch den Verkauf von sogenannten Reisläufern, Söldnern, zu Geld gekommen war. Dann verfiel es nach und nach, bis es Ende der 70er-Jahre im vorigen Jahrhundert saniert wurde. Auch die Historie eines Hauses kann ein kulturelles Erbe sein.

«Kulturerbe ist keine leere Worthülse, sie trägt zur Identitätsbildung der Gesellschaft bei. Der Zusammenhang in der Gesellschaft zeigt uns, was es in der Geschichte bedeutet und was uns als Mensch ausmacht», sagt André Sersa.

«Geschichte(n) im Takt» finden am Mittwoch, 5. September, von 16 bis 20 Uhr jeweils zur vollen Stunde in der Kantonsbibliothek, im Historischen Museum, in der Sammlung Meinrad Burch-Korrodi, im Staatsarchiv in der St. Antonistrasse 4 und im Staatsarchiv Hexenturm in Sarnen statt, wo das «Weisse Buch von Sarnen» gezeigt wird.

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