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Obwalden

Obwaldner Klostergemeinschaft als Ort der «religiösen Restwärme» ausgezeichnet

Dominikanerinnen bilden in St.Niklausen eine interessante Klostergemeinschaft. Dies anerkennt die Jurt-Stiftung mit einem Preis.
Übergabe des mit 25'000 Franken dotierten Preises. Generalvikar Martin Kopp, Claudia Jurt-Steiger und Schwester Pia Elisabeth Suter (v.l.). (Bild: Romano Cuonz (St.Niklausen: 30. November 2019))
Gerneralvikar Martin Kopp bei der Eucharistiefeier.  (Bild: Romano Cuonz, St. Niklausen, 30. November 2019) (Romano Cuonz (nz), Obwaldner Zeitung)
 Franz Enderli hält die Laudatio. (Bild: Romano Cuonz, St. Niklausen, 30. Novemebr 2019) (Romano Cuonz (nz), Obwaldner Zeitung)

Romano Cuonz

Romano Cuonz

Romano Cuonz

Wie Claudia Jurt Steiger im Kloster Bethanien der früheren Generaloberin Pia-Elisabeth Suter den mit 25'000 Franken dotierten Anerkennungspreis ihrer Stiftung übergibt, ist die Klosterfrau von Emotionen überwältigt. Und sie erzählt – einmal mehr – vom kleinen Wunder, das die Gemeinschaft der Dominikanerinnen vor zehn Jahren erleben durfte.

Als die Zahl der Schwestern immer kleiner geworden sei, habe das lange, schwierige Suchen nach einer Zukunftslösung für ihr grosses Haus begonnen. Ein Architekt wollte es ihnen damals für einen beträchtlichen Preis abkaufen und in ein mondänes Hotel umbauen. Nach langem Abwägen widerstand der Schwestern-Rat dem verlockenden Angebot. «Unser Nein war einstimmig, und da geschah dann das Wunderbare», berichtet Schwester Pia-Elisabeth. Tags darauf habe nämlich die französische Gemeinschaft Chemin Neuf ihnen per E-Mail mitgeteilt, dass sie in der Schweiz ein neues Heim suchten. Ob es da Möglichkeiten gäbe? Nach einem Anruf beim Freund und Berater, Generalvikar Martin Kopp, sei dann alles klar gewesen. Dieser, so Schwester Pia-Elisabeth, habe ausgerufen: «Jetzt hat sich der Himmel über Bethanien geöffnet.»

Dies war der Beginn eines fruchtbaren, gemeinsamen Wegs, den die Dominikanerinnen von Bethanien mit der Gemeinschaft Chemin Neuf beschritten. Die vor Ort verbleibenden sechs Schwestern führen ihr Klosterleben weiter. Chemin Neuf aber leitet das Gästehaus. Damit wird ein beliebter, stiller Ort gerettet, der Menschen einen Rahmen für Begegnungen und besinnliche Erholung bietet.

Eine mehr als nur interessante Geschichte

Gemäss Zweckartikel unterstützt die Jurt-Stiftung vor allem Personen und Institutionen, die der römisch-katholischen Kirche nahe stehen und sich in besonderer Weise für die Förderung der religiösen und kulturellen Bildung der Jugend und des Volkes verdient machen. Deshalb steht im Mittelpunkt der Preisübergabe auch eine eindrückliche Eucharistiefeier. Generalvikar Martin Kopp, Jurypräsident der Jurt-Stiftung, zelebriert sie. Wolfgang Broedel (Orgel) und Martin Ledergerber (Querflöte) lassen sie zum Konzert werden.

Die Geschichte des mehr als interessanten Hauses aber erzählt der frühere Landammann Franz Enderli in seiner Laudatio: Die 1866 in Frankreich entstandene Ordensgemeinschaft der Dominikanerinnen von Bethanien hiess auch Frauen willkommen, die zuvor in Gefängnissen sassen. Die Devise des Gründers Jean-Josef Lataste: «Egal, was du an Belastendem und an Geschichte mitbringst, du bist willkommen.» Gefängnisseelsorge blieb denn über all die Jahre eine Aufgabe der Bethanien-Schwestern.

1937 zog die Gemeinschaft, auf Vermittlung zweier aus Alpnach stammender Frauen, ins ehemalige Hotel Burgfluh oberhalb Kerns ein. Machten dieses zu einem Gästehaus. Als die Burgfluh nach Erdbeben unbewohnbar wurde, errichteten die Schwestern 1972 mit unglaublich viel Mut in St.Niklausen ein ganz neues Gästehaus. Über einige Jahrzehnte führten sie dieses – neben ihrer täglichen Anbetung – selber mit viel Erfolg. Auch als sie diese Aufgabe nicht mehr zu bewältigen vermochten, so Enderli, hätten sie dafür gesorgt, dass der spezielle Ort Bethanien ein Ort der Spiritualität und des Gebetes bleibe.

Und zum Schluss hält der Theologe fest: «Ich bin überzeugt davon, dass Bethanien ein Ort der ‹religiösen Restwärme› ist.» Die Gemeinschaft habe Zeugnis dafür abgelegt, dass es auch heute noch Aufbrüche, Lichtblicke und neue Horizonte gebe. Und zu ihrem Mut beglückwünschte auch Landammann Josef Hess die Schwestern im Namen des ganzen Kantons.

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