Martin Uebelhart
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Martin Uebelhart
Drei Faktoren hätten das Geschäftsjahr 2020 der Obwaldner Kantonalbank (OKB) geprägt, sagte Bankratspräsident Daniel Dillier am Donnerstag an einer Medienorientierung: die positive Entwicklung des operativen Geschäfts in allen Bereichen. Ein anfänglich schwieriges Börsenjahr, das eine Kehrtwende machte, sowie die vorsichtige Bewertung von bestehenden Positionen bei den Kundenausleihungen. «Wir haben 2020 keinen Spitzenwert erreicht, aber in Anbetracht von Corona sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden», so Dillier. CEO Bruno Thürig ergänzte, dass 2019 auch ein absolutes Rekordjahr gewesen sei.
Die OKB erwirtschaftete im Jahr 2020 einen Bruttogewinn von 28,76 Millionen Franken, der Geschäftserfolg wird mit 25,09 Millionen beziffert, der Gewinn mit 15,6 Millionen. Die OKB entrichtet dem Kanton Obwalden 9,82 Millionen Franken als Gewinnausschüttung und für die Abgeltung der Staatsgarantie. Den Inhabern von Partizipationsscheinen zahlt sie eine Dividende von 34 Prozent auf den Nominalwert aus. Bei einem Jahresendkurs von 1110 Franken entspricht das einer Rendite von 3,06 Prozent.
Steigerung beim Zinsengeschäft
Den Bruttoerfolg des Zinsengeschäfts konnte die Bank um 6,1 Prozent auf 48,90 Millionen Franken steigern. Der Erfolg aus dem Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft blieb mit 7,89 Millionen Franken erwartungsgemäss unter dem Vorjahresergebnis von 8,21 Millionen Franken. Der Kommissionsertrag aus dem Wertschriften- und Anlagegeschäft hat gegenüber dem Vorjahr um 400'000 Franken zugenommen. Bruno Thürig führt dies auch auf den Umstand zurück, dass man kaum um Aktien oder Fonds herumkomme, wenn man eine gewisse Rendite auf dem Kapital erwirtschaften wolle. «Gut entwickelt hat sich auch der Edelmetallbereich. Gold, zum Beispiel, ist in einer Krise fast wie eine Währung», hielt Thürig fest. Weiter habe die OKB die im März erlittenen Börsenverluste im eigenen Handelsbestand bis Ende Jahr mehrheitlich wettmachen können.
Ein stringentes Kostenmanagement habe zu einem um 1,2 Prozent tieferen Geschäftsaufwand geführt. «Gesunken ist der Geschäftsaufwand auch, weil Veranstaltungen wie die Partizipantenversammlung nicht durchgeführt werden konnten oder Projekte zurückgestellt wurden», sagte der CEO.
Wertberichtigungen drücken auf das Ergebnis
Die Bilanzsumme der OKB stieg per Ende 2020 um 5,8 Prozent auf 5,52 Milliarden Franken. Die Kundenausleihungen vor Wertberichtigung wuchsen um rund 170 Millionen Franken. Ohne die Covid-19-Kredite beträgt das Wachstum überdurchschnittliche 125 Millionen Franken. «Die Wertberichtigungen betreffen vor allem Ausfallrisiken für Branchen, bei denen die Folgen der Covid-19-Pandemie derzeit noch nicht abschätzbar sind», erklärte Thürig. Die Bildung von Wertberichtigungen anstelle der ohne Corona möglichen Auflösungen belasten das Jahresergebnis um mehrere Millionen Franken. «Ohne diese hätten wir ein brillantes Ergebnis erzielt», zeigte sich der CEO überzeugt.
Im Kanton Obwalden wurden 500 Kredite im Rahmen des Covid-19-Programms des Bundes vergeben, davon laufen 269 über die OKB. Das entspricht laut der Mitteilung einem Kreditvolumen von rund 50,5 Millionen Franken – knapp 80 Prozent des gesamten Covid-19-Kreditvolumens im Kanton. «Rund 4,5 Millionen davon sind mittlerweile bereits wieder zurückbezahlt worden», sagte Thürig.
Die Pandemie hat auch bei der OKB für einen Krisenmodus gesorgt. «Das Wichtigste war für uns, den Betrieb stets aufrechterhalten zu können», so Thürig. Dafür wurden etwa die Teams gesplittet, um einen kompletten Ausfall zu verhindern. Das bedingte die Einrichtung von 48 zusätzlichen Arbeitsplätzen. Mit rund 3000 praktisch verzehnfacht hat sich im Vergleich zu 2019 die Zahl der Videokonferenzen.
Digitalisierung und persönliche Beratung
Weiter voran treibt die OKB die Digitalisierung. So hat man auf dem neuen Portal der Bank zum Beispiel die Möglichkeit, ein Konto ohne Kontakt zu einem Berater zu eröffnen oder eine bestehende Hypothek zu verlängern. Gleichwohl setzt die OKB auch auf die persönliche Beratung vor Ort. So werden bald fast sämtliche Filialen neu gestaltet sein. «Die Obwaldner Kantonalbank investiert auch ins Personal, vor allem in den Bereichen Informatik, Projektleitungen oder Entwicklung», hielt Thürig fest. Der Trend bei der Zahl der Angestellten zeige eher nach oben.
Unsicherheiten prägen den Ausblick ins Jahr 2021
«Unsere Erwartungen für 2021 sind eher zurückhaltend, wir rechnen mit einem tieferen Jahresergebnis», sagte Bankratspräsident Daniel Dillier in einem Ausblick. Die Bank erwartet einen Investitionsrückgang, und das private Einkommen könnte sich rückläufig entwickeln. Erfreulich sei dagegen der Ausblick auf den neuen Hauptsitz der Bank in Sarnen Nord. «Der Innenausbau ist in vollem Gang», sagte Dillier. Im Spätsommer soll gezügelt werden.