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Wetterpech

Engelberg verliert sein Igludorf

Sieben Iglu-Dörfer starten schweizweit im Dezember in die 24. Saison. Nicht mehr dabei ist Engelberg. Nach zwei Jahren Wetterpech geben die Organisatoren den Standort auf Trübsee definitiv auf.
Mitten in der Schneelandschaft zu übernachten – dieses tolle Erlebnis ist beim Trübsee oberhalb von Engelberg künftig nicht mehr möglich. (Bild: Philipp Schmidli, 19. Januar 2012)

Philipp Unterschütz

Wer dem winterlichen Sternenhimmel ganz nah sein will und in einem Iglu übernachten möchte, muss künftig einen weiteren Weg auf sich nehmen als bisher. Nach 13 Jahren verliert Engelberg sein Iglu-Dorf auf Trübsee. Dieses war das einzige in der Zentralschweiz. Die verantwortliche Iglu-Dorf GmbH – sie hat ihren Sitz übrigens in Stansstad – verzichtet schon in dieser Saison definitiv auf den Standort. Die weiteren Iglu-Dörfer in Zermatt, Schilthorn, Stockhorn, Gstaad, Davos, Kühtai bei Innsbruck und Zugspitze starten gestaffelt ab Mitte Dezember wie gewohnt.

Als Grund für den Entschluss, in Engelberg aufzugeben, nennt Géraldine Pucken, Medienverantwortliche der Iglu-Dorf Gmbh, die klimatischen Bedingungen. «Die Höhe auf knapp 1800 Metern über Meer war sehr kritisch, dadurch hat die Qualität der Iglus gelitten. Die Regentage haben sich in den letzten zehn Jahren vervielfacht.» Dies habe entsprechend zu einem massiv höheren Wartungsaufwand geführt. Die Temperaturen und der viele Niederschlag hätten die Schneeböden vereist und rutschig gemacht. Auch die Eis-Skulpturen, die zu den Iglu-Dörfern gehören, verloren ihre Form und mussten früher als üblich nachgeformt werden. «Dadurch war die gewünschte Qualität nicht mehr gewährleistet und die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben», erklärt Géraldine Pucken. Man empfinde die Aufgabe des Standortes selber als herben Verlust, der aber leider unumgänglich sei.

Über einem Drittel der Gäste abgesagt

Tatsächlich zeigen die Geschäftszahlen der vergangenen Jahre, dass das Iglu-Dorf auf Trübsee beliebt war – wenn es die Witterungsverhältnisse denn zuliessen. In den 13 Wintersaisons verzeichnete man in Engelberg rund 24770 Übernachtungsgäste im Iglu-Dorf. Tatsächlich lagen diese in den Saisons von 2006 bis 2014 meistens über 2000 Gästen. Ab 2014 sanken sie jedoch massiv auf unter 1500. Der Tiefpunkt wurde 2016/17 mit nur gerade 918 Gästen erreicht. «Wir mussten rund 500 Personen, die bereits gebucht hatten, wetterbedingt absagen. Dies weil wir erst viel später als geplant eröffnen konnten und zudem verfrüht schliessen mussten», erklärt Géraldine Pucken. Das Dorf wurde vergangenes Jahr in über 2500 Arbeitsstunden aus rund 2000 Tonnen Schnee gebaut und verwandelte Trübsee künstlerisch in eine Shaolin-Tempellandschaft.

Tourismus sucht nach Alternativangebot

Ganz aufgeben will die Iglu-Dorf Gmbh die Zentralschweiz noch nicht. «Wir halten nach wie vor die Aufgen und Ohren offen für einen neuen, höher gelegenen Standort.» Auch in Engelberg hatte man vor der Aufgabe nach einer geeigneten Alternative Ausschau gehalten. «Aufgrund der geografischen Gegebenheiten sind wir leider nicht fündig geworden.» Immerhin bleibe der Geschäftssitz der Iglu-Dorf GmbH weiterhin in Stansstad.

Ein schwacher Trost für den Engelberger Tourismusdirektor Frédéric Füssenich. Für ihn ist der Verzicht der Veranstalter auf den Standort Engelberg ein herber Verlust. «Das war ein wirklich tolles Angebot, auch in Verbindung mit den Elektroscootern auf Trübsee.» Aber angesichts des Wetterpechs in der Vergangenheit und den künftig zu erwartenden klimatischen Verhältnissen sei der Entscheid verständlich. «Wir prüfen jetzt, ob wir auf Trübsee in irgendeiner Form gemeinsam mit der Grundbesitzerin der Alpgenossenschaft ein Ersatzangebot entwickeln können.»

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