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Obwalden

Vom Pfarrer bis zum Scharfrichter: Der Giswiler Jakob Grünenfelder feiert ein seltenes Bühnenjubiläum

Er gehört zum Urgestein des Theaters Giswil: Jakob Grünenfelder. Seit 1958 ist er in insgesamt 50 verschiedene Rollen geschlüpft. An einige Stücke erinnert er sich lebhaft.
Es ist seine 50. Rolle: Jakob Grünenfelder spielt in Giswil Mr. Kirby.  (Bild: Romano Cuonz, 3. Januar 2020)

Romano Cuonz

In den kommenden Wochen lädt das Giswiler Theater zum amerikanischen Stück «Man lebt nur einmal» ein. Dabei könnte der Wall-Street-Millionär Mr. Anthony Kirby durchaus einen Sonderapplaus einheimsen. Diesen mimt nämlich niemand anderer als der bald 77-jährige Jakob Grünenfelder. Und der passionierte, weitherum bekannte Obwaldner Laienspieler feiert mit dieser Rolle ein ganz seltenes Bühnenjubiläum. Seit 1958 – wie er als Fünfzehnjähriger erstmals auf den Brettern steht und dabei gleich einen Zittergreis spielt – ist er in Giswil und auf anderen Obwaldner Bühnen, ja sogar am Luzerner Theater, in insgesamt 50 verschiedene Rollen geschlüpft.

Die Palette ist riesig: Das geht vom französischen Korporal («Schälleching», 1960) über den polnischen Soldaten («Polenliebchen», 1999) bis hin zum Spartaner («Lysistrata», 2007). Jakob Grünenfelder lacht:

«Nie vergessen werde ich, wie ich schon bei meinem zweiten Auftritt im Stück ‹Em Vatter sis Rächt› einen Liebhaber spielen durfte, obwohl ich selber damals, mit 16, nicht die geringste Ahnung von Liebe hatte!»

Mit George Kaufmans und Moss Harts Stück «You Can’t Take It With You» (Gewinner des Pulitzer-Preises) greift das Theater Giswil in seiner 60-jährigen Geschichte erstmals auf ein Stück zurück, das es schon einmal gespielt hatte. Nämlich 1994. Natürlich war Jakob Grünenfelder auch hier mit von der Partie. «Damals war ich erst 51, und doch spielte ich den Grossvater. Das ist eben Theater!», schmunzelt er.

Zur Sicherheit ist ein Feuerwehrmann dabei

Zwischen den beiden Aufführungen liegen 26 Jahre. Und, mindestens in technischer Hinsicht auch Welten. Grünenfelder erzählt: «In diesem Stück zündet ja Paul Sycamore im Keller Feuerwerke, dabei sind explosive Knalle unumgänglich.» Bei der damaligen Aufführung habe man hinter der Kulisse einen grossen Metallzuber aufgestellt und darin das Feuerwerk von Hand gezündet. «Da musste bei jeder Aufführung ein Feuerwehrmann dabei sein!», erinnert sich Grünenfelder.

Bei der gegenwärtigen Aufführung werden sowohl die Explosionen wie auch der nötige Rauch vom Computer aus gestartet. Dafür, dass Giswil das Stück zum zweiten Mal spiele, habe Regisseur Stefan Wieland persönlich gesorgt. «Es muss in ihm einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen haben, als er es damals als kleiner Bub sah», wähnt Grünenfelder. Für dessen Regiearbeit hat der erfahrene Spieler nur lobende Worte. «Als Wieland zu den Proben kam, konnte er den ganzen Text, den er auch übersetzt hat, auswendig.» Nichts überlasse Wieland dem Zufall: Jede Bewegung, jede Geste müsse einen Grund haben. «So macht das Mitspielen auch nach vielen Jahren noch Spass», freut sich der «alte Hase».

In all seinen Theaterjahren hat Jakob Grünenfelder so manches erlebt. «1960, nach der Gründung des Theaters Giswil, spielten wir Meinrad Lienerts ‹Schälleching›, ein unglaublich schweres Stück mit vielen Toten», erinnert er sich. «Da waren wir denn manchmal auf der Bühne mehr Leute, als im Publikum sassen.»

Friedliche und böse Figuren

Grünenfelder denkt gerne an friedliche Rollen wie etwa den Pfarrer in Arthur Wüthrichs «Äs Happy-End im Buirehuis» zurück. «Doch auch diabolische böse Figuren wie den Scharfrichter in ‹Häxä machä›, bei denen mich das Publikum gehasst hat, faszinierten mich», erzählt Grünenfelder.

Meist trat der begabte Spieler in Giswil auf. Doch ein paar Mal ging er auch «fremd». Dabei erntete er zwei Mal gar im Luzerner Theater Applaus. 2012 spielte er dort in «Worte Gottes» einen Pilger und 2015 durfte er im «Hamlet» mit einem Solo des Beresinaliedes auf die Bühne treten. Einen bleibenden Eindruck aber habe ihm – so Grünenfelder – vor drei Jahren die Rolle von Bruder Klausens Freund Erni im Visionsgedenkspiel Flüeli-Ranft hinterlassen. Und heuer: Da kann man dem Anthony Kirby und seinen Mitspielerinnen und Mitspielern nur «Toi, toi, toi» wünschen. Einmal mehr!

Theater Giswil: «Mä läbt nur einisch» in einer Übersetzung von Regisseur Stefan Wieland. Premiere am 11. Januar um 20 Uhr in der Kulturhalle Giswil. Es folgen bis zum 8. Februar zwölf weitere Aufführungen. www.theater-giswil.ch

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