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Obwalden

«Ich verspüre einen gewissen Respekt» – Dieser Obwaldner ermittelt als ausserordentlicher Staatsanwalt in der Fifa-Affäre

Die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft hat den Präsidenten des Obwaldner Ober- und Verwaltungsgerichts Stefan Keller als ausserordentlichen Staatsanwalt des Bundes ernannt. Damit prüft der 43-jährige Sachsler die Strafanzeigen gegen Bundesanwalt Michael Lauber, Gianni Infantino sowie weitere Personen in der Fifa-Affäre.
Stefan Keller im Gerichtsgebäude in Sarnen – jetzt wartet eine zusätzliche neue Aufgabe auf ihn. (Bild: Keystone/Urs Flüeler (8. Juli 2020))

Matthias Piazza

Stefan Keller, wie kamen Sie zu diesem aussergewöhnlichen Auftrag?Stefan Keller: Die Aufsichtsbehörde über die Bundesanwaltschaft trat an mich heran. Sie hatte – wie bei solchen Verfahren üblich – eine Long- und Shortlist erstellt, um mögliche geeignete Persönlichkeiten aus der Justiz für diesen Auftrag auszuwählen. Nach einem längeren persönlichen Gespräch fiel die Wahl definitiv auf mich.Was ging Ihnen durch den Kopf, als Sie die Anfrage erhielten?Eine solche Anfrage erhält man auch in meiner Position nicht alle Tage. Entsprechend fühlte ich mich natürlich geehrt, verspürte aber auch einen gewissen Respekt.Was gab den Ausschlag für Ihre Zusage?Durch meine bisherigen Tätigkeiten als Gerichtsschreiber der strafrechtlichen Abteilung am Bundesgericht in Lausanne, als militärischer Untersuchungsrichter und Staatsanwalt und meine heutige Tätigkeit in der zweiten kantonalen Gerichtsinstanz als Präsident des Ober- und Verwaltungsgerichts Obwalden bringe ich das nötige Rüstzeug mit, diesen Auftrag auszuführen. Entsprechend konnte ich mit gutem Gewissen zusagen.Was bedeutet dieses Mandat für Sie?Zunächst einmal viel Arbeit mit Aktenstudium und Recherche.Wie ist das für Sie, national im Rampenlicht zu stehen?Das ist als Richter tatsächlich eher ungewohnt. Allerdings stand ich auch im Rahmen des grössten Nidwaldner Wirtschaftsfalles, den ich als ausserordentlicher Präsident des Obergerichts Nidwalden während mehrerer Jahre leitete und diesen Frühling zum Abschluss brachte, unter medialer Beobachtung.Setzt Sie das unter Druck?Nein. Mediale Aufmerksamkeit darf – ob positiv oder negativ – nie die eigene Arbeit beeinflussen. Entsprechend sollte man sich davon auch nicht unter Druck setzen lassen.Wie aufwendig ist dieser Auftrag?Das werde ich abschliessend erst in einigen Wochen und Monaten sagen können. Das hängt natürlich auch von bekannten oder noch unbekannten Umständen ab, die ich nicht beeinflussen kann.Ist die Pendenzenlast nicht jetzt schon hoch am Obwaldner Gericht? Wieso finden Sie trotzdem Zeit für diesen aussergewöhnlichen ausserkantonalen Auftrag?Am Ober- und Verwaltungsgericht Obwalden haben wir seit Jahren zwar eine hohe Arbeitslast, haben die Pendenzen aber sehr gut im Griff. Die beiden Präsidien arbeiten hervorragend und effizient zusammen. Da ich lediglich in einem Pensum von 55 Prozent beim Kanton Obwalden angestellt bin, finde ich neben meinen anderen Tätigkeiten – etwa verschiedenen Lehraufträgen an Universitäten und Fachhochschulen – genügend Zeit für diesen Auftrag.
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