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Obwalden

Matura in Sarnen: Die Besten sind alles Frauen

64 Maturanden der Kantonsschule Obwalden konnten am Samstag ihre Abschlusszeugnisse entgegennehmen. Die Frauen hatten dabei die Nase vorn: Vier von ihnen erreichten die drei besten Noten.

«Die letzten Wochen waren unsere Köpfe voll, die Nächte lang und die Anspannung gross», bekannte Maturandin Myrta Ettlin aus der Klasse 6b in ihrer Maturarede offen. «Mit dem heutigen Tag löst sich die Anspannung und wir können alle aufatmen», sprach sie ihren Schulkollegen aus der Seele. Rundum strahlende Gesichter festlich gekleideter junger Frauen, Männer und ihrer Angehörigen. Dazu sorgte stimmige Musik einer Band aus Maturanden bei Schülern und einem Ehemaligen für Feststimmung.

Alle bis auf eine Maturandin haben in diesem Jahr bestanden und können nun ihr Maturazeugnis in Händen halten. «Die Frauen haben den Männern den Rang abgelaufen», verkündete Alois Amstutz, Präsident der Maturitätsprüfungskommission. 40 junge Frauen und 24 junge Männer sind es in diesem Jahr. Ihre Berufswünsche decken eine breite Palette ab von beispielsweise Arzt, Zahnarzt, Maschinenbauer, Elektrotechniker, Biologe, Mathematiker, Wirtschaftswissenschaftler, Historiker, Psychologe, Bankkaufmann oder Hebamme. 40 der 64 Absolventen werden aufgrund von Praktika, Militärdienst, Jobs oder Auslandsaufenthalten ein Zwischenjahr einlegen.

Von Riesen und Zwergen in der Welt der Maturanden

«Heute rocken wir diesen Saal hier, denn Sie haben es geschafft», rief Christian Schäli den Maturanden in seiner ersten Maturafeier in Sarnen als Bildungsdirektor zu. Er stieg mit einem Titel des Albums der Rockband «Standing On The Shoulders Of Giants» ein und zitierte Isaac Newton: «Wenn ich weiter gesehen habe als andere, so deshalb, weil ich auf den Schultern von Riesen stehe.» Schäli wendete das Bild der Riesen auf die Eltern an, die die Schüler gefördert und auf dem schulischen und persönlichen Weg durch Hoch und Tief begleitet haben. Er zollte den Lehrern als «Riesen» Respekt für die Unterstützung bei der Entdeckung neuer Welten und lenkte den Fokus auf die eigenen Gspänli, die als Seilschaften geholfen haben «diesen Matura-Riesen zu erklimmen». Das Bild des Riesen ergänzte er durch das des Maturanden als Zwergen, der auf dessen Schulter sogar weiter sehe als der Riese selbst.

Die Position auf den Schultern von Riesen sei Privileg und Verpflichtung zugleich. Die Welt sei auf Leistungsträger angewiesen, die bereit seien, für die Gesellschaft und Umwelt Verantwortung zu übernehmen, unterstrich der Regierungsrat. «Das Maturazeugnis stellt Ihren Riesen dar. Setzen Sie sich auf diesen Riesen, geniessen Sie den grandiosen Ausblick, aber passen Sie auf, dass Ihnen in der Höhe nicht schwindelig wird.»

Ein Wortspiel passend zur diesjährigen Maturazeitschrift machte Rektor Patrick Meile zum Thema seiner Rede. Statt deren Titel «Gala» hiess bei ihm auf Mundart das Motto, die Maturanden «Lah Ga La», also «gehen» oder «loszulassen». Meile betonte die Überzeugung, dass die Absolventen mit der Matura gut gerüstet seien. «Trotzdem ist das Morgen eine Herausforderung, weil es euch so viele Möglichkeiten bietet, euer eigenes Leben in die Hände zu nehmen, aber euch auch niemand mehr die Entscheidung abnimmt.» Der Rektor äusserte die Hoffnung, dass die Zukunft die Schüler zu neuen Horizonten ermuntere. «Nehmt die Chancen wahr, euch steht die Welt offen, ihr könnt fast alles in Angriff nehmen und auch fast alles erreichen», forderte er sie auf.

«Grösster Erfolg in den kleinen Moment persönlichen Glücks»

Vom allmählich eintretenden Gefühl der Verantwortung ob der plötzlichen Freiheit berichtete Myrta Ettlin. Es gelte nun eine Routine, einen Alltag, ein sicheres Netz aufzugeben und das sei nicht ganz einfach. «In der nächsten Zeit werden wir alle anfangen müssen, einige Stricke unseres Sicherheitsnetzes zu durchtrennen», sagte sie. Die Maturandin betonte die Chance des Neuanfangs und der Frage, wovon jeder einzelne getragen werden wolle, wie sein Netz gestrickt sein solle. «Bei so viel Verantwortung sollten wir aber immer daran denken, den kommenden Ernst des Lebens vielleicht nicht immer allzu ernst zu nehmen, und dass sich der grösste Erfolg meist in den kleinen Momenten des persönlichen Glücks findet», ermutigte Ettlin ihre Kollegen.

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