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Obwalden

Theater Sarnen: Kolumbus segelt im Alten Gymnasium

Theaterleute lassen im Alten Gymnasium in Sarnen einen neuen Kolumbus auftreten. Im Stück «Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan» von Nobelpreisträger Dario Fo wird der Entdecker zum Schlitzohr, wie es kaum je im (Geschichts-) Buche steht.
Gerhard Halter (Bildmitte) als Kolumbus in seinem Element.Bild: Romano Cuonz (Sarnen, 13. Oktober 2018)

Romano Cuonz

Als die schwedische Jury dem italienischen Possenreisser und rebellisch links anarchistischen Volksaufklärer Dario Fo 1997 den Nobelpreis für Literatur verlieh, schüttelte manch renommierter Literaturkritiker den Kopf. Und das italienische Polit-Establishment um Silvio Berlusconi? Statt sich zu freuen, war es genauso verärgert wie die Mafia, die Fo Morddrohung um Morddrohung schickte.

Nun also zaubert das Theater Sarnen mit «Isabella, drei Karavellen und ein Scharlatan» das überhaupt erste Stück dieses permanenten Revolutionärs auf die «Bretter» des ehrwürdigen Alten Gymnasiums. Ist so etwas im politisch eher ruhigen, kaum umstritten bürgerlichen Kanton Obwalden nicht etwas gar weit hergeholt? Nun, eigentlich nicht! Dario Fo selber gab einst eine Gebrauchsanweisung für seine Stücke: «Satire ist das schlechte Gewissen der Macht, wer immer regiert, er wird automatisch zur Zielscheibe der Satire.»

Die Devise: «Spielen oder Sterben»

Zum Stück: Ein verurteilter Schauspieler steht im intrigant-korrupten Spanien des 16. Jahrhunderts auf dem Richtplatz der Inquisitoren. Bedrohlich schwebt das Fallbeil über seinem Haupt. Der Bühnenbildner Adrian Hossli hat für sein oft schillernd farbiges Bühnenbild gar die letzte Guillotine Obwaldens eins zu eins nachgebaut. Besagter Schauspieler soll nun zusammen mit seiner Theatertruppe – ursprünglich gab es dabei über 40 zu besetzende Rollen – um sein Leben spielen. Ein Stück im Stück beginnt. Phänomenal, wie Gerhard Halter – einer der bekanntesten Obwaldner Laiendarsteller – diesmal als Kolumbus die Fäden zieht. Schlitzohrig, bisweilen gar clownesk wirbt er um Geld und Schiffe für seine Entdeckungsfahrten nach Indien, das dann allerdings zu Amerika mutiert. In Fos witzig-satirischer Komödie erschleicht Kolumbus die Gunst von Königin Isabella (von Franziska Stutz voll Witz und nuancenreich gespielt). Alles, was sie tut, tut sie sehr zum Leidwesen ihres etwas trotteligen, aber umso machthungrigeren Ehemanns Ferdinand (Urs Kafader wohl ganz in Fos Sinn und Geist).

Jedoch: Obwohl Spanien, und mit ihm die Kirche, zur Weltmacht aufsteigt und Kolumbus sehr vergänglichen Ruhm erwirbt, ist es letztlich das Volk, das die Obrigkeit noch und noch narrt. Und diese Schar bunter, musizierender Gestalten ist es, die den Reiz dieses Stückes ausmacht. Dabei sind 16 Spieler fast zweieinhalb Stunden voll präsent. Eine wenig selbstverständliche Parforce-Leistung, die der klug agierende Regisseur Ueli Blum hier einem ganzen Ensemble abverlangt.

Die Übersetzung ist das «A und O»

Dass ein solches Wagnis gelingt, verdankt das Sarner Theater gleich nochmals Ueli Blum – seiner Übersetzung nämlich. Fos oft derbe Sprache, frei von Rhetorik und voll von eigenwilliger Poesie, gelangt da auch über die Mundart zum Publikum. Nochmals ein Spiel im Spiel ist die wundersam mitgehende Musik. Das Werk von Roland von Flüe im Zusammenspiel mit den musizierenden Spielern. Und weil der Erfolg der heurigen Aufführung ganz und gar das Werk eines eingeschworenen Teams ist, dürfen auch die Kostüme von Brigitte Fries, die Masken von Dione Perotti das Lichtdesign von Martin Brun und zu guter Letzt die über die ganze Zeit spürbare Choreografie von Mariana Coviello nicht unerwähnt bleiben.

Bis zum 10. November finden noch 15 Aufführungen statt. Details unter www.theater-sarnen.ch

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