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Obwalden

Skispringen in Engelberg ohne Zuschauer: «Die Fans werden in diesem Jahr fehlen»

Alle Schweizer Weltcup-Veranstaltungen finden dieses Jahr ohne Zuschauer statt – so auch die Skispringen in Engelberg. OK-Präsidentin Martha Bächler erklärt, warum dies der einzig richtige Entscheid sei.
Martha Bächler ist OK-Präsidentin der Skispringen Engelberg.  (Bild: PD)
Das Skispringen in Engelberg zieht immer Tausende Fans an. (Bild: Philipp Schmidli (Engelberg, 15. Dezember 2018))
Schon 1908 kam es in Engelberg zur Schweizer Meisterschaft im Skispringen. (Bild: Archiv OZ/PD)

Philipp Unterschütz

Philipp Unterschütz

Philipp Unterschütz

Martha Bächler, am Freitag hat Swiss-Ski mitgeteilt, dass im kommenden Winter sämtliche Schweizer Weltcup-Veranstaltungen ohne Zuschauer ausgetragen werden. Sind Sie enttäuscht über diesen Entscheid?Martha Bächler: Swiss-Ski hat diesen Entscheid in enger Absprache mit den örtlichen Organisationskomitees gefällt. Engelberg war von allem Anfang an diesem Prozess beteiligt und kann hinter dieser Massnahme voll und ganz stehen. In der aktuellen Situation ist dies der einzig richtige Entscheid.Ein Weltcup-Skispringen ohne Zuschauer ist aber nicht das Gleiche, wie wenn die Fans am Fusse der Titlis-Schanze für Stimmung sorgen. Schmerzt dies nicht?Natürlich ist dies nicht das Gleiche. Die Fans sorgen für Emotionen und die werden in diesem Jahr fehlen. Die Gesundheit der Athleten, der Funktionäre, der Fans und auch der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer hat jedoch oberste Priorität. Wir müssen nun alle sehr vernünftig sein. Alles andere bringt nichts.Laut Bundesrat sind Grossveranstaltungen bis 1000 Personen erlaubt. Trotzdem verzichten Sie auf den Einlass von Zuschauern zu den Weltcup-Veranstaltungen?Glauben Sie mir, die Schweizer Weltcup-Organisatoren haben sich diesen Entscheid alles andere als einfach gemacht. Natürlich wurde auch diese Variante geprüft. Nur, wer soll das Privileg erhalten, als Zuschauer vor Ort zu sein, und wer nicht? Das Contact-Tracing wäre nicht umsetzbar. Das Risiko ist ganz eindeutig zu hoch.Hätte man die Veranstaltungen nicht gleich alle absagen können?Eine Absage käme einem Berufsverbot der Athleten gleich. Der Schneesport ist ihr Beruf. Sie trainieren monatelang für die Einsätze im Winter. Wenn keine Weltcup-Rennen durchgeführt werden, laufen wir Gefahr, dass das ganze System kollabiert. Der Schneesport, und damit auch das Skispringen, ist seit Jahren ein Wirtschaftsfaktor. Finden keine Wettkämpfe statt, fällt der Wert des Produkts in sich zusammen. Engelberg, ja die ganze Schweiz, braucht diese Wertschöpfung, welche solche Veranstaltungen wie das Weltcup-Skispringen in Engelberg jährlich generieren.Wie sieht es finanziell aus?Grundsätzlich rechnen wir, dass wir am Ende eine schwarze Null schreiben können. Das Budget wurde bereits angepasst. Mit dem Entscheid, dass keine Zuschauer vor Ort sein werden, fallen auch Budgetposten weg. So beispielsweise der Kostenblock für temporäre Infrastruktur-Bauten. Dieser kann grösstenteils eingespart werden. Ein Posten, der in Engelberg mit den temporären Zuschauertribünen und Festzelten erfahrungsgemäss sehr gross ist.Aber die Einnahmen von den Zuschauern fehlen?Das ist richtig. Die Einnahmen aus dem Ticketing und den VIP-Angeboten fallen ebenso weg wie jene aus den lokalen Sponsoring-Aktivitäten. Swiss-Ski und die Veranstalter konnten mit einem detaillierten Stabilisierungskonzept aufzeigen, wie bedeutend die einzelnen Weltcup-Events als Rückgrat des Gesamtsystems Schneesport in der Schweiz sind. Wie die übrigen Weltcup-Veranstalter in der Schweiz wird Engelberg vom Stabilisierungspaket des Bundes für den Schweizer Sport partizipieren.Wie wichtig ist es für Engelberg, dass diese Wettkämpfe auch ohne Zuschauer vor Ort durchgeführt werden können?Die beiden Weltcup-Skispringen sind die grösste Schneesportveranstaltungen der Zentralschweiz. Mit jährlich weit über 70 Millionen Fernsehzuschauern ist der Werbewert für die Tourismusdestination Engelberg extrem hoch. Die Fernsehbilder aus Engelberg mit einer schneebedeckten Landschaft so kurz vor Weihnachten sind für Engelberg, ja für die ganze Zentralschweiz, die beste und vor allem auch eine unbezahlbare Werbung. Doch all dies nützt nichts, wenn wir nicht die Sicherheit von uns allen gewährleisten können. So schwer der Entscheid, Skispringen ohne Zuschauer durchzuführen, auch gefallen ist, er ist in der aktuellen Situation das einzige Richtige.
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