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Obwalden

Seltener Reichtum an Naturschönheiten am Wichelsee

Der Wichelsee gilt seit 2005 als Schutzgebiet von Bund und Kanton. Vor einigen Jahren hat der kleine Stausee noch eine Perlenkette mit acht Weihern erhalten. Diese sichern den Fortbestand bedrohter Amphibien.
Der Biologe Beat von Wyl inspiziert die von ihm initiierten kleinen Amphibien-Weiher am Wichelsee. (Bilder: Romano Cuonz (Kägiswil, 28. Juli 2018))

Romano Cuonz

«Der Wichelsee ist eine erfreuliche Auswirkung eines technischen Eingriffs in die Natur», hat der landesweit bekannte Oberförster und Naturschützer Leo Lienert 1970 in seinem Buch «Naturschutz in Obwalden» geschrieben. Besser kann man es gar nicht sagen. Zwar war die Gegend, wo sich seit 1955 der Wichelsee ausbreitet, schon vor dem Bau des Staudamms ein äusserst wertvolles Riedgebiet.

Mit diesem See aber – samt dem intakten Auenwald auf der einen und einer unzugänglichen Felswand auf der anderen Seite – hat man eines der wichtigsten Vogelschutzgebiete der Zentralschweiz geschaffen. Verschiedenste Enten, Schwäne und Reiher sind hier zu Hause. Aber auch Felsbrüter wie etwa der Uhu oder «Fischer» wie Eisvogel oder Kormoran lassen sich beobachten. 2007 wurde in den Staudamm ein Umgehungsgewässer eingebaut. So kann der See bei Hochwasser überflutet werden. Auch an die Fische dachte man: mit dem Einbau einer Fischtreppe und der Garantie für eine angemessene Restwassermenge.

Was tun mit 150'000 Franken?

Die Konzession des Sarneraa-Kraftwerkes lief auf 2012 aus. Da bestand aber noch ein sogenannter Aufwertungsfonds. Darin befanden sich 150'000 Franken. Über die Verwendung dieses Geldes beriet eine Arbeitsgruppe, in der neben dem Kraftwerk drei kantonale Ämter und die Naturschutzorganisationen Pro Natura und WWF Unterwalden vertreten waren. Die wichtigsten Fragen waren: Welche Projekte könnte man mit dem Geld realisieren? Was macht Sinn? Die Arbeitsgruppe erteilte dann dem Giswiler Büro UTAS AG für Landschaft, Natur und Siedlung den Auftrag, ein Konzept zu erarbeiten. Verfasser Beat von Wyl sagt dazu: «Wir haben das Gebiet angeschaut und sind zum Schluss gekommen, dass Amphibien aus gleich mehreren Gründen unsere Hilfe benötigen.»

In der Tat: Der Hauptfluss Sarneraa wird durch das Stauwehr unterbrochen. Wanderungen verschiedener Amphibien sind in der Längsrichtung kaum mehr möglich. Kommt dazu, dass der Wichelsee mit Fischen ausserordentlich gut bestückt ist. Einige Amphibienarten – insbesondere aber ihr Laich – werden von den Fischen gefressen.

«Nun galt es, mit dem vorhandenen Geld eine möglichst grosse Wirkung zu entfalten», sagt von Wyl. Seine Idee, die 2012 realisiert wurde, formuliert er so: «Wir bauten parallel zum Wanderweg und zum See acht kleine Laichgewässer für Amphibien.» Wie an einer Perlenkette seien sie aufgereiht, sechs oberhalb des Stauwehrs, eines innerhalb dessen Bereichs und eines unterhalb. «Damit haben wir einen wichtigen Beitrag dazu geleistet, dass etwa Erdkröte, Wasserfrosch, Grasfrosch, Bergmolch – und auf längere Sicht vielleicht sogar auch die Gelbbauchunke – wieder wandern und Laichballen absetzen können.»

Rohrkolben, Frösche und Molche sind zu beobachten

Sechs Jahre sind seit dem Bau der acht Teiche vergangen. Es ist ein heisser Sommertag. Beat von Wyl als Gestalter der Biotope nimmt uns auf einen seiner regelmässigen Kontrollgänge mit. Was wir antreffen, bereitet dem diplomierten Biologen grosse Freude: In und an den kleinen Gewässern herrscht reges Leben. Anders gesagt: Teiche, die vorerst noch karg aussahen – nie bepflanzt und nur ihrer natürlichen Dynamik überlassen wurden – sind heute mit Schilf und andern Pflanzen dicht bewachsen.

Vor allem aber sind auch Tiere zugewandert. Wir beobachten Molche, Frösche, aber auch viele kleine Käfer und Wasserläufer. «Der Rohrkolben ist gar so aufgekommen, dass wir seine Bestände etwas auslichten mussten», berichtet von Wyl. Plötzlich entdeckt er einen Froschlöffel: «Eine sehr seltene Pflanze!» sagt der Fachmann. Eine «gwundrige» Ente, die vom See gekommen ist, lässt sich von uns nicht stören. Wie dann aber auch noch eine ausgewachsene Ringelnatter unseren Weg quert, entlockt dies sogar dem Initianten ein Ah und Oh.

Weniger Freude machen von Wyl rote Seerosen, die jemand hergebracht haben muss. «Ansiedeln möchten wir hier weder Tier noch Pflanze, alle sollen sie von selber zurückkehren», begründet er. Später stösst auch noch Wildhüter Karl Hurschler zu uns. «Wir machen in dieser Naturschutzzone regelmässig Kontrollgänge», sagt er. Schauen müsse er, dass Hunde an der Leine bleiben, dass die Leute keine Abfälle hinterlassen und auch sonst die signalisierten Regeln beachten. Dazu gelte es, die Schwäne im Auge zu behalten. Auch der Wildhüter ist überzeugt: «Der Wichelsee mit seinen acht Teichen besitzt einen seltenen Reichtum an Naturschönheiten, zu denen wir alle Sorge tragen müssen.»

In unserer Sommerserie besuchen wir kleine Seen in Obwalden. Alle bereits erschienenen Beiträge finden Sie hier.

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