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Obwalden

Selbst der Baudirektor warnt: Obwaldner Kantonsstrassen werden zum Flickenteppich

Das Nötigste reparieren, statt langfristig sanieren, lautet momentan das Motto beim Unterhalt der Kantonsstrassen. Durch jahrelangen Spardruck sind die Mittel knapp. Besserung kommt erst langsam in Sicht.
Bauarbeiten an der Rütistrasse in Sarnen. (Bild: Corinne Glanzmann (07. August 2018)

Franziska Herger

Der Zustand der Fahrbahnen auf dem 84 Kilometer langen Obwaldner Kantonsstrassennetz ist «zum Teil sehr schlecht». Das heisst es im Geschäftsbericht der Regierung 2017, und das bestätigt auch Rolf Kaufmann, Leiter des Strasseninspektorats. Horrorvorstellungen von mit Schlaglöchern übersäten Kantonsstrassen seien aber unnötig. «Wir reparieren, wo es am dringendsten ist, und gewährleisten so die Sicherheit.»

Eine kurzfristige Lösung, denn für die eigentlich notwendige Sanierung fehle oft das Geld. 2017 betrug das Unterhaltsbudget für die Kantonsstrassen rund 1,5 Millionen Franken. Mehr als die Hälfte wurde für die Arbeiten auf der Engelbergerstrasse mit Instandstellung des Belags und Stabilisierung der talseitigen Stützmauer bei Ruchegg beansprucht. Dazu kamen dringend notwendige Arbeiten an der Giswiler Panoramastrasse und an der Kernserstrasse.

«Die Gefahr eines grossen Nachholbedarfs besteht»

Doch nicht nur der «schlechte Fahrbahnzustand bereitete Sorgen», heisst es im Bericht. Auch Stabilität, Steinschlagschutz und Entwässerungsprobleme verlangten Sofortmassnahmen. «An der Melchtaler- und der Glau­benbergstrasse musste etwa an diversen Stellen die talseitige ­Böschung stabilisiert werden», nennt Rolf Kaufmann ein Beispiel. Weniger dringende Arbeiten werden verschoben. «Wir versuchen, das aus fachlicher Sicht Beste aus der Situation zu machen und setzen Prioritäten», sagt Kaufmann nüchtern.

Eine Strasse mit normgerechtem Belag und stabiler Fundation müsse rund alle 20 Jahre saniert werden, führt der Leiter des Strasseninspektorats aus. Ältere Strassen sind anfälliger, und auch Bergstrassen wie etwa die Melchtalerstrasse neigen zu Schäden. «Sie sind relativ schmal, wodurch die talseitige Böschung bei Gegenverkehr mit schweren Fahrzeugen besonders beansprucht wird», so Kaufmann.

Für den Unterhalt stehen auch 2018 nur rund 1,5 Millionen zur Verfügung. Kaufmann rechnet, dass rund 300 000 Franken bereits für die fast abgeschlossene Belagsanierung der Melch­talerstrasse in Kerns verwendet werden. Eine halbe Million dürften den Kanton die Werkleitungsarbeiten auf der Brünigstrasse in Sarnen kosten, die noch bis November dauern. Zurzeit wird auch die Brücke über den Gerisbach an der Glaubenbergstrasse saniert, für rund 350000 Franken. Mit dem restlichen Budget «können nur noch kleine Sachen gemacht werden», sagt Rolf Kaufmann – und sieht mit Sorge in die Zukunft. «Die Gefahr eines grossen Nachholbedarfs besteht, denn es sind nicht nur die Strassenbeläge instand zu halten. Auch bei den Bauwerken wie Brücken und Gewässerdurchlässen sind Sanierungen unabwendbar.»

Auch im Hochbau fehlt Geld

Baudirektor Josef Hess widerspricht nicht. «Es stimmt, das Budget reicht im Moment eigentlich nicht.» Ein Opfer, das man im Rahmen des Konsolidierungs- und Aufgabenüberprüfungs­pakets (KAP) eingegangen sei, um die Staatsrechnung zu entlasten, sagt Josef Hess. Darin ist seit 2016 vorgesehen, dass für den Kantonsstrassenunterhalt nur 0,7 Prozent von deren Wieder­beschaffungswert aufgewendet werden, der sich auf rund 234 Millionen Franken beläuft. «Ideal wären ein bis zwei Prozent, also mindestens rund 2,5 Millionen», führt der Baudirektor aus. Dasselbe Problem bestehe im Hochbau, wo der Kanton mit 1,2 Millionen 50 Liegenschaften unterhalten muss.

Noch einige Jahre werden die Kantonsstrassen und -gebäude mit zu wenig Geld auskommen müssen. Ab 2020 sei eine stufenweise Erhöhung des Unterhaltsbudgets vorgesehen, sagt Camille Stockmann, Leiterin der Abteilung Hochbau. Von der Rückkehr zu einem «Normalzustand» kann indes keine Rede sein. «Schon vor dem KAP war unser Unterhaltsbudget knapp bemessen», sagt Stockmann.Weiter sinken dürfen die Gelder aber nicht mehr, betont Josef Hess. Er hoffe auf mehr finanziellen Spielraum durch die Finanzstrategie 2027+, über die am 23. September abgestimmt wird. «Bei einem Ja werden wir langfristig die nötigen Sanierungen nachholen können», ist er überzeugt. «Bis dahin wird es aber wohl zu einigen ausserordentlichen Reparaturen kommen.»

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