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Obwalden

Rösti mit Bratwurst

Franziska Herger in ihrem «Blitzlicht »über die Versuchung, den schönsten statt den sachlichsten Titel zu wählen.
Franziska Herger

Franziska Herger

«Titeln» ist eine Wissenschaft für sich. Die Zeitungsleser entscheiden innert Sekunden, ob sie sich einem Artikel widmen. Da muss der Titel ziehen. In der gedruckten Zeitung kommen dem vor allem Platzprobleme in die Quere. Es gibt einen Grund, warum in all den vielen Hochwasserschutz-Artikeln dieser Zeitung kaum je das Wort Hochwasserschutz im Titel steht – zu viele Buchstaben, obwohl ich es jedes Mal wieder versuche.

Manchmal aber fällt einem ein Titel einfach in den Schoss, weil ihn andere schon erfunden haben. Nichts bringt etwa die finanziellen Probleme des Kantonsspitals Obwalden so schön auf den Punkt wie «Zu wenig Kanton um das Spital», wie der Spitalrat selber schreibt. Titelproblem gelöst.

Und manchmal liegt der schönste Titel zum Greifen nah und entgleitet doch. So geschehen, als vor kurzem SVP-Präsident Albert Rösti Sarnen besuchte und beim Apéro auf dem Dorfplatz doch tatsächlich Bratwurst serviert wurde. Das hielt im Vorfeld auf unserer Redaktion übrigens niemand für möglich. Man war sicher, dass Herr Rösti als Vorsichtsmassnahme gegen Journalisten nie Bratwurst isst. Der Sprung zum Titel «Rösti mit Bratwurst», mit passendem Bild, ist einfach zu leicht.

Doch da stand er, Bratwurst in der Hand – und wir entschieden uns dann doch für ein Bild, auf dem Herr Rösti mit Bürgern spricht, denn darum ging es eigentlich, unter dem Titel «Albert Rösti hört der Basis zu». Sachlichkeit ist ja auch ein Wert.

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