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Obwalden

Obwaldner Privatschulen: Leere Zimmer sind «eine schwere Bürde»

Die Privatschulen in Obwalden tragen als Folge der Coronakrise auch das Risiko des Verlusts von Geldern.
Wohn- und Schlafraum in der Stiftsschule Engelberg. (Bild: PD)
Eskil Läubli, Geschäftsführer der Sportmittelschule Engelberg. (Bild: Nadia Schärli)

Philipp Unterschütz

Philipp Unterschütz

Schulen, Hochschulen und weitere Ausbildungsstätten sind verwaist, seit der Bund am 13. März den Präsenzunterricht an allen Bildungseinrichtungen verboten hat. Das Verbot gilt vorerst bis am 19. April. Und es ist damit zu rechnen, dass es verlängert wird. Die Schulen haben reagiert und in kürzester Zeit alternative Unterrichtsformen entwickelt und eingeführt. War das für die staatlichen Schulen in erster Linie ein Kraftakt in Sachen Organisation, Kreativität und Logistik, kommt bei den Privatschulen noch der finanzielle Aspekt dazu. Bleiben die Schulgelder aus, könnte das schwere Folgen haben.

Gastronomie im Kloster Engelberg steht still

Leere Klassenzimmer gibt es derzeit auch in der Stiftsschule Engelberg und in der Sportmittelschule Engelberg. In beiden Schulen ist zwar die Bildung sichergestellt durch den digitalen Unterricht. Für das Kloster als Vermieter der Liegenschaft sowie Betreiber der Gastronomie ist die Situation aber «eine schwere Bürde» – wie es Geschäftsführer Daniel Amstutz formuliert. Erst kürzlich wurde für viel Geld das Internat umgebaut, um die Stiftsschule zu stärken. Nun bleiben die über 60 «Internen» zu Hause.

«Bei den Übernachtungs- und Verpflegungskosten sind wir kulant und kommen den Eltern entgegen.»

Damit verliert das Kloster viel Geld. Laut Website der Stiftsschule werden pro Schuljahr zwischen 40000 und 43500 Franken in Rechnung gestellt, davon 16000 bzw. 18500 für Unterkunft, Verpflegung und Betreuung im Internat. «Die Schulkosten bleiben weiterhin geschuldet, da der Unterricht ja weiterläuft. Aber bei den Übernachtungs- und Verpflegungskosten sind wir kulant und kommen den Eltern pro rata entgegen», erklärt Amstutz. Die Eltern wurden informiert.

Einen grossen Teil des Verlusts trägt auch die Gastronomie des Klosters, die nun stillsteht. «Wir haben jeden Tag zu den drei Essenszeiten jeweils um die 200 Essen ausgegeben, also pro Tag bis zu 600», sagt Daniel Amstutz. Die Schüler der IOS sowie rund 100 Schüler der Sportmittelschule, die seit den Sportferien ebenfalls zu Hause blieben, gehörten neben der Stiftsschule ebenfalls zu den «Kunden». Einen weiteren grossen Einnahmenausfall beschert dem Kloster das absehbare Fernbleiben der Sprachschule Alpadia aus Montreux, die diesen Sommer auf ihren fünfwöchigen Sommercamp-Aufenthalt mit bis zu 130 Schülern im Kloster Engelberg verzichtet.

Sportmittelschule hat Kurzarbeit angemeldet

Auch in der Sportmittelschule ist der Internatbereich schwer von der Coronakrise betroffen. Der Elternbeitrag beinhaltet einen Anteil variable Kosten, beispielsweise für Verpflegung. «Diese werden wir zurückerstatten», sagt Geschäftsführer Eskil Läubli. Man habe noch keinen genauen Überblick, existenzbedrohend seien die Ausfälle aber nicht. «Wir haben Kurzarbeit angemeldet für den ganzen Betrieb. Ob wir Anspruch haben, wissen wir noch nicht.» Ausfälle wird die Schule auch hinnehmen müssen durch die Absage von Trainingslagern.

Wer haftet, wenn der Staat den Unterricht verbietet?

Die Grundacherschule in Sarnen, die 54 Kinder im Alter von 4 bis 16 Jahren betreut, hat innerhalb einer Woche auf Online-Unterricht umgestellt, die sieben Lehrpersonen und eine Köchin arbeiten zu 100 Prozent. Es gebe neben den Lernplattformen und Lernvideos auch täglich einen Auftrag, der nicht am Computer gelöst werden könne, wie beispielsweise Werken, erklärt Schulleiterin Karin Anderhalden. «Für uns ist es wichtig, dass es in den Familien durch die neue Situation nicht zu Stress kommt.» Die allermeisten Eltern seien sehr zufrieden, obwohl etliche bedauerten, dass die Kinder jetzt vermehrt vor dem PC sitzen müssten. Bis jetzt habe man bezüglich Schulgeldern noch keine Reaktionen erhalten. «Wir werden diesen Monat mit den Eltern Kontakt aufnehmen», sagt Anderhalden. «Wir sind vollumfänglich von den Schulgeldern abhängig. Da wir nicht gewinnorientiert arbeiten, könnten wir bei einem Ausfall der Schulgelder keinen Überbrückungskredit eingehen. Und ob wir staatliche Unterstützung bekommen könnten, konnte uns das Arbeitsamt bisher nicht sagen.» Grundsätzlich gelte in der Grundacherschule eine sechsmonatige Kündigungsfrist für Schulgelder. «Die Rechts­lage ist aber völlig unklar, bisher konnte mir kein Jurist sagen, wer haftet, wenn der Staat den Unterricht in der Schule verbietet.» Immerhin müsse man sich keine Sorgen für das nächste Jahr machen, die Verträge seien gemacht.

Fast keine Änderung bei der Schulmedia

Keine grosse Umstellung brauchte die Schulmedia in Oberwilen, wo 25 Schülerinnen und Schüler von 10 bis 17 Jahren unterrichtet werden. In der Schule, die sich unter anderem auf die Digitalisierung spezialisiert hat, lernen die Jugend­lichen grundsätzlich mit Notebooks. «Da wir technisch sehr gut ausgerüstet sind, arbeiten wir eigentlich gleich wie zuvor», erklärt Schulleiter Marco von Euw. Der einzige Unterschied sei, dass die Schüler jetzt daheim arbeiteten. Die individuellen Lernprogramme, die die Coaches durchführten, seien dieselben. Einzig einige Lerninhalte habe man anpassen müssen. «Weil der Unterricht gleich abläuft, haben wir keine die Schulgelder betreffenden Resonanzen, bei den Verpflegungskosten sind wir ebenfalls kulant.» Auch bei den Einschreibungen fürs nächste Schuljahr merke man nichts. «Einzig Anfragen für Schnupperlektionen können wir momentan nicht erfüllen.»

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