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Obwalden

Obwaldner Jung-Juizer proben erstmals seit dem Shutdown – mit Schutzvisieren

Bald ist es so weit: Gesichtsschutzvisiere aus Kerns ermöglichen das gemeinsame Singen der Nachwuchsjodler.
Die Obwaldner Jung-Juizer bei der Uraufführung der Weihnachtskantate im vergangenen Dezember. (Bild: Kurt Liembd
(Ennetbürgen, 8. Dezember 2019))
Petra Vogler (links) und Andrea Rohrer, Co-Leiterinnen der Obwaldner Jung-Juizer, präsentieren die Schutzvisiere. (Bild: Marion Wannemacher
(Flüeli-Ranft, 3. Juni 2020))
Andrea Rohrer (links) und Petra Vogler basteln Schutzvisiere. (Bild: Marion Wannemacher
(Flüeli-Ranft, 3. Juni 2020))

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

«Wir freuen uns sehr, die Kinder wieder zu sehen und zu hören», sagt Andrea Rohrer und spricht ihrer Schwester Petra Vogler aus dem Herzen. Beide leiten die Obwaldner Jung-Juizer musikalisch. An die letzte Probe vor dem Shutdown können sie sich noch gut erinnern. «Das war am 13. März und alle waren ganz aufgeregt, weil gerade aus den Medien bekannt geworden war, dass die Schulen zumachen», erzählt Andrea Rohrer.

Gerade in der jetzigen Zeit ist ihr das Jodeln mit den Kindern ein grosses Anliegen. «Singen stimmt froh, macht heiter und es tut auch den Leuten gut, fröhliche Lieder zu hören. Man hört so viel vom Covid-19, aber Musik tut einfach gut und lässt die Sorgen vergessen», ist sie überzeugt.

Nur nach dem jetzigen Schutzkonzept des Eidgenössischen Jodlerverbandes brauche der Chor mit aktuell 51 Nachwuchsjodlern sehr viel Platz um die vier Quadratmeter für jedes Chormitglied zu gewährleisten. «Diesen Platz haben wir einfach nicht», konstatiert Andrea Rohrer. Eine andere Lösung musste her.

Von Heissluft-Schweissgeräten zur Montage von Gesichtsschutzvisieren

Die Geschwister erfuhren von Gesichtsschutzvisieren, die die Firma BAK Thermoplastic Welding Technology AG in Kerns herstellt. Diese werden an der Stirn befestigt und schirmen das komplette Gesicht von der Stirn bis zum Kinn mit einer durchsichtigen Kunststoff-Scheibe ab. Eigentlich produziert die Kernser Firma Kunststoffschweissgeräte und exportiert diese zu 98 Prozent, wie Inhaber Bruno Zurmühle berichtet. «Durch die Coronakrise hatten wir heftige Umsatzeinbrüche», erklärt er.

Weil er seine Mitarbeiter im Kundenkontakt vor dem Coronavirus schützen wollte, bestellte er Gesichtsschutz für diese, machte aber damit schlechte Erfahrungen: «Er war einfach schlecht, eignete sich nicht für Brillenträger und beschlug», so Zurmühle.

Er beschloss kurzerhand, selber Gesichtsschutzvisiere herzustellen. Dazu verwendet er recyceltes Pet. Und im Gegensatz zur getesteten und für schlecht befundenen Maske kann aus seiner nach oben Luft entweichen. So kann sie nicht beschlagen. «Es ging mir bei meiner Entscheidung nicht um den Verdienst, denn die Produktion lohnt nicht im eigentlichen Sinn, aber ich konnte meine Leute beschäftigen», hält Zurmühle fest.

Regulärer Preis: 19 Franken pro Visier

Zu seinen Kunden zählen Unternehmen aus der Gastronomie, Schulen, Coiffeure und Kosmetikstudios. Den Obwaldner Jung-Juizern sponserte er zu einem grossen Teil den Gesichtsschutz. Auch sei er bereit, Jodlerclubs im Preis entgegenzukommen, zumal wenn diese aus dem Kanton stammen. Regulär kostet ein Gesichtsschutzvisier 19 Franken.

Die Obwaldner Jung-Juizer erhalten nun extra angepasste Masken, bei denen das Visier kürzer ist. Die Masken haben einen leichten Hall, hat Andrea Rohrer festgestellt. «Man hört sich aber dafür auch besser singen», erzählt sie. «Wir werden die Kinder anleiten, leiser zu singen.»

Am Samstag ist nun die heiss ersehnte erste Probe. Vielleicht ist sogar Bruno Zurmühle mit von der Partie. Für Andrea Rohrer und ihre Schwester gab es am Mittwochabend noch ein bisschen «Heimarbeit». Die beiden haben die Masken zusammengesetzt. «Wir freuen uns jedenfalls, dass wir eine Lösung gefunden haben, die es uns allen ermöglicht, zusammen zu kommen – auch wenn wir natürlich lieber auf all das verzichten würden, wenn es Covid-19 nicht gäbe. Vielleicht ist das Gesichtsschutzvisier ja auch für andere Jodelclubs eine Möglichkeit», hält Andrea Rohrer fest.

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