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Obwalden

Mächtige und filigrane Klangbilder schmückten die Klosterkirche in Engelberg

Hervorragende Interpreten standen im Mittelpunkt des 42. Dreikönigskonzertes in der Klosterkirche.
Patricia Ulrich spielt das «Capriccio» von Leos Janácek – ausschliesslich mit der linken Hand. (Bilder: Roger Zbinden (Engelberg, 4. Januar 2020))
Die Musiker gingen mit Leichtigkeit und Eleganz zu Werke
Das Publikum lauschte gebannt. 

Primus Camenzind

Primus Camenzind

Primus Camenzind

«Es gibt musikalische Momente, die auf ein Orchester und sein Publikum weder im KKL noch sonst wo in einem Saal so eindrücklich wirken wie beispielsweise in der Engelberger Klosterkirche», erklärte der Dirigent des Dreikönigskonzertes vom vergangenen Samstag unserer Zeitung. Immanuel Richter stand deutlich unter dem Eindruck von «Bilder einer Ausstellung» von Modest Mussorgski (1839-1881). Als Klavierzyklus vom russischen Komponisten 1874 geschrieben, gelten «die Bilder» noch heute als eines der eigenwilligsten Werke der Klavierliteratur.

Immanuel Richter, ein im In- und Ausland gefragter Solotrompeter und Dozent an der Hochschule Luzern-Musik, erwähnte im Besonderen «Das Grosse Tor von Kiew» mit seinem mächtigen Choral zum Ende der weltberühmten Suite. Diese Musik, welche auf Wunsch des Komponisten von den strahlend hohen Piccolo-Trompeten bis zu den tiefsten Pedaltönen der Tuben «Con Grandezza» (mit Grösse) zu spielen ist, erfüllte den sakralen Raum bis in seine hintersten Winkel.

Populäre Ballettmusik

Das von Maurice Ravel (1875-1937) fantastisch instrumentierte Werk erweckte Emotionen unterschiedlichster Art. Einem roten Faden gleich führte die Leitmelodie «Promenade» durch die Ausstellung. Die 14 Bilder hätten unterschiedlicher nicht sein können. Sie boten den mehr als 20 Musikerinnen und Musikern die Gelegenheit, den immensen klanglichen Reichtum der Blechblas- und Perkussionsinstrumente zu zeigen. «Ich bin auch begeistert, wie sich mein Ensemble den besonderen akustischen Gegebenheiten der Kirche anpassen konnte», gab uns Richter zu verstehen. Dies gelang den Studierenden der Musikhochschule Luzern ohne jeglichen Verlust an Ausdruck und Spielfreude.

Zu Beginn des Konzertes ertönten im fast bis auf den letzten Platz gefüllten Gotteshaus Melodien aus der «Nussknacker-Suite» von Pjotr Iljitsch Tschaikowski (1840-1893). Die aus dem gleichnamigen Ballett abgeleitete Musik bestand im Arrangement für Brass Ensemble aus einer Ouvertüre, einem Marsch, einem Arabischen und Chinesischen Tanz, sowie aus «Trapak», dem fünften Stück der Suite. Die immense Popularität des Werks, gepaart mit der Leichtigkeit und Eleganz, mit der die Instrumentalisten zu Werke gingen, sorgten in der Folge für kräftigen Applaus.

Virtuose linke Hand

Eines der letzten Kammermusikwerke von Leos Janácek (1854-1928) entstand im Herbst 1926 auf Anregung des Pianisten Otakar Hollmann, einem Invaliden aus dem Ersten Weltkrieg, der nur noch mit der linken Hand spielen konnte. Er wusste jedoch den Tschechen Janácek zu begeistern, ein entsprechendes Werk zu schreiben.

Das viersätzige «Capriccio» für Solo-Klavier und Bläserensemble wurde am 2. März 1928 in Prag uraufgeführt. Die Pianistin Patricia Ulrich, seit 2010 und 2013 im Besitz von Masterabschlüssen mit Auszeichnung, wirkt als gefragte Korrepetitorin an Meisterkursen und Wettbewerben sowie an den Musikhochschulen von Luzern und Basel. Ausserdem ist sie Mitglied im «21st Century Orchestra». Die Tatsache, dass in ihrem Spiel überhaupt nicht zu bemerken war, dass sie lediglich die linke Hand einsetzte, spricht für die Qualität ihrer Interpretation. Ulrich bearbeitete die gesamte Klaviatur des Instrumentes «nahtlos». Janáceks Musik war ausserdem geprägt von moderner Harmonik, ständigen Rhythmuswechseln, einer humorvollen Polka und dem «Red- und Antwortspiel» zwischen Solistin und Ensemble.

Die überzeugenden Interpreten und ihr Dirigent verabschiedeten sich nach eineinhalb Stunden von einem begeisterten Publikum.

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