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Obwalden

In Sarnen wird angeregt über Klimafragen diskutiert

Der Klimawandel macht auch vor dem Lopper nicht halt. Unter dem Motto «Wir müssen reden!» lud ein junges Organisationskomitee am vergangenen Freitagabend zur Podiumsdiskussion in der Aula des BWZ Obwalden ein.
Sie debattierten über den Klimawandel: Erich Ettlin (v.l.), Alois Amstutz, Christian Isler, Rahel Ganarin, John Sieber und Sonia Seneviratne. (Bild: Izedin Arnautovic, Sarnen, 12. April 2019)

Anna Burch

Angefangen hat alles mit dem Schulstreik einer 16-jährigen Schwedin. Die Rede ist von Greta Thunberg, welche mit ihrem Protest gegen die passive globale Klimapolitik zum Gesicht einer weltweiten Jugendbewegung wurde. Kaum je zuvor waren die Forderungen nach aktivem Klimaschutz lauter und gegenwärtiger – auch in Obwalden.

«Es ist Zeit zum Reden!» – dieser Meinung waren auch die fünf jungen Obwaldner, welche die Veranstaltung initiiert haben, um mit Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft an einem Tisch vereint über den Klimawandel in Obwalden zu diskutieren. Wie wird der Kanton konkret vom Klimawandel betroffen sein? Und was kann dagegen unternommen werden? Das sind nur einige der Fragen, mit welchen Mitinitiator Julian Rogger die Podiumsdiskussion am vergangenen Freitagabend in Sarnen eröffnete. Rund 150 Zuhörer waren erschienen, um zusammen mit Vertretern aus der Wirtschaft (Alois Amstutz und John Sieber), Wissenschaft (Sonia Seneviratne), Politik (Erich Ettlin) und Zivilgesellschaft (Rahel Ganarin) über den Klimawandel in Obwalden zu diskutieren.

Klimawandel birgt auch Potenzial

Sonia Seneviratne, Klimawissenschaftlerin an der ETH Zürich, machte mit einer klaren Botschaft aus der Wissenschaft den Auftakt: Gelinge es, die globale Erwärmung gemäss den Zielen des Pariser Klimaabkommens auf netto 1,5 Grad zu beschränken, so würden die schlimmsten irreversiblen Schäden durch extreme Wettervorkommnisse wie Dürren, Gletscherschmelzen oder Überschwemmungen noch abgewendet werden können.

Wieso, fragte Moderator Christian Isler in die Runde, kommen Klimaschutzmassnahmen in Politik und Wirtschaft nur sehr langsam in die Gänge? Dass es zu langsam geht, dieser Meinung ist auch Rahel Ganarin, Geografiestudentin und Vertreterin der Klimastreikbewegung. Als ressourcenreiches Land stehe die Schweiz in der Verantwortung, als Vorbild voranzugehen. Besonders der Finanzmarkt, welcher durch seine Investitionen 20-mal mehr CO2 verursache als alle Schweizer Haushalte zusammen, biete grosses Potenzial und müsse durch die regulatorische Kraft der Politik im Zaun gehalten werden. Gemäss Erich Ettlin, Obwaldner Ständerat, liegt der Ball jedoch nicht alleine bei der Politik. Denn die Politiker würden in erster Linie ihre Wähler vertreten. Umso wichtiger sei es, dass die Jungen wählen gehen, um ihren Forderungen politisch Gewicht zu verleihen. Er betonte weiter, dass Klimaschutz nicht isoliert betrachtet werden könne, sondern mit einem Wandel in der Wirtschaft sowie der Restrukturierung ganzer Wirtschaftszweige einhergehen würde.

Der Klimawandel berge auch viel Potenzial, jedenfalls aus wirtschaftlicher Perspektive, darüber waren sich John Sieber vom EWO und Alois Amstutz aus der Geschäftsleitung der Sigrist-Photometer AG einig. Die Schweiz als Wirtschaftsstandort könne somit etwa saubere Umwelttechnik exportieren, so Amstutz. Auch John Sieber strich heraus, dass Obwalden mit der Wasserkraft stromtechnisch sehr gut aufgestellt sei und regelmässig und kontrolliert in nachhaltige Energien investiere. Und trotzdem, so Amstutz, liege die Verantwortung nicht zuletzt bei jedem Einzelnen. Jeder Obwaldner, jede Obwaldnerin sei hier und jetzt in der Lage, etwas für die Umwelt zu tun.

«Weiter mit der Thematik auseinandersetzen»

«Es muss zweispurig gefahren werden», meinte auch Rahel Ganarin. Die Leute sollten sich einerseits privat klimagerecht verhalten, jedoch genauso zivilpolitisch aktiv werden. So sei diese Schülerbewegung sehr wohl in der Lage ein Problem aufzuzeigen, ohne die Lösung dazu mitzuliefern zu müssen.

Für Sonia Seneviratne steht fest, dass es nicht ausreiche, an die Eigenverantwortung der Bürger zu appellieren, so lange finanzielle Anreize in die entgegengesetzte Richtung verlaufen würden. «Wichtig ist, dass man sich auch nach dieser Diskussion weiter mit der Thematik auseinandersetzt», forderte Mitinitiatorin Christa Windlin das Publikum zum Schluss auf. Denn das Bewusstsein sei der erste Schritt zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels.

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