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Obwalden

Lawine reisst 32-jährigen Freerider ob Engelberg in den Tod

Am Laub, dem vielbefahrenen Freeride-Hang im Titlisgebiet, hat sich am Dienstagmittag eine Lawine gelöst. Für einen Zentralschweizer Snowboarder kam jede Hilfe zu spät.
Die Anrissstelle der Lawine im Gebiet Laub oberhalb von Engelberg.
Bild: Bild: Kantonspolizei Obwalden (Engelberg, 14. November 2017)
Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung SLF hat die Lawinengefahr für die Region Engelberg am Tag des Unglücks als erheblich eingestuft.
Bild: Screenshot slf.ch

Matthias Piazza und Stefanie Nopper

kanton@luzernerzeitung.ch

Es war gegen 12.55 Uhr, als am Dienstagmittag eine Lawine im Gebiet Laub oberhalb von Engelberg zu Tal donnerte. Zu diesem Zeitpunkt hielt sich eine Vierergruppe von Freeride-Snowboardern im steilen Hang ausserhalb der markierten und gesicherten Pisten auf, darunter ein 32-jähriger Zentralschweizer. Der Variantenfahrer wurde verschüttet und verstarb trotz Wiederbelebungsversuchen noch auf der Unfallstelle.

Der Snowboarder ist von seinen Kameraden mit dem Lawinen-Verschütteten-Suchgerät in rund einem Meter Tiefe geortet und ausgegraben worden, wie Einsatzleiter Marco Niederberger von der Kantonspolizei Obwalden auf Anfrage sagte. «Sie haben noch auf dem Lawinenkegel mit der Reanimation des Mannes begonnen, bis sie die kurz darauf eingetroffene Rega ablöste.» Doch für das Unglücksopfer kam jede Hilfe zu spät. Gemäss dem Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF) ist dies schweizweit der erste Lawinentote der Saison ( siehe Kasten ).

Steiler Hang mit bis zu 40 Grad Neigung

Das Laub gilt als bekannter, vielbefahrener Freeride-Hang. Er beginnt auf über 2400 Meter über Meer und ist vom Dorf Engelberg aus zu sehen. Die Variantenabfahrt kann vom Skigebiet aus erreicht werden. Der imposante Hang fällt auf rund 1100 Höhenmetern steil ab, mit 30 bis 40 Grad Neigung.

Das Institut für Schnee- und Lawinenforschung stuft die Lawinengefahr im Gebiet Engelberg zurzeit als «erheblich» ein. Wie es zur Lawine kam, bleibt laut Marco Niederberger von der Kantonspolizei Obwalden ungeklärt: Durch die Staatsanwaltschaft Obwalden werde kein Strafverfahren eröffnet, da sich ein Drittverschulden ausschliessen lasse. Ein Lawinenniedergang Mitte November sei bei diesen Verhältnissen nichts Aussergewöhnliches, sagt der Einsatzleiter. «Der Neuschnee, teilweise auch durch den Wind verweht, haftet nicht und bildet eine sehr schlechte Unterlage.»

Rund 500 Wintersportler im Skigebiet unterwegs

Das Gelände, in dem die Lawine niederging, liegt gemäss Titlis-Sprecher Peter Reinle ziemlich weit oben und abseits der Piste. «Jeder, der hier unterwegs ist, handelt auf eigene Verantwortung.» Im gesamten Skigebiet Engelberg-Titlis hielten sich am Dienstag rund 500 Wintersportler auf. «Wir haben Zwischensaison. Es sind relativ wenig Gäste unterwegs», so Reinle. Weder er noch Einsatzleiter Niederberger konnten beziffern, wie viele Personen am Dienstag am Laub unterwegs waren. Ein Leser, der sich am Dienstagnachmittag im Unglücksgebiet auf einer Skitour befand, sprach gegenüber unserer Zeitung von 40 bis 50 Wintersportlern.

Da keine Anzeichen auf weitere vermisste oder verschüttete Personen bestanden, brachen die Rettungskräfte die Suchaktion um 14.45 Uhr ab. Im Einsatz standen die Rettungsflugwacht Rega mit insgesamt drei Helikoptern, zwei Lawinen-Suchhunde-Teams und insgesamt zehn Bergrettern der Alpinen Rettung Schweiz, Rettungsstation Engelberg sowie die Kantonspolizei und Staatsanwaltschaft Obwalden. Die Skilifte im Skigebiet Engelberg fuhren trotz Lawine im Normalbetrieb.

Bereits im vergangenen Jahr kam es im Gebiet Laub in Engelberg zu einem Unglück: Im März 2016 löste ein skandinavischer Schneesportler eine Lawine aus. Zirka 100 Meter nach der Erfassung konnte er sich leicht verletzt aus der Lawine befreien. Weil unklar war, ob weitere Personen erfasst worden waren, suchten rund 20 Retter der Alpinen Rettung Schweiz, Rettungsstation Engelberg sowie drei Pistenpatrouil­leure der Titlisbahnen nach Verschütteten. Zudem standen drei Lawinen-Suchhunde-Teams im Einsatz. Die Rega unterstützte die Suche mit drei Helikoptern sowie einem Helikopter der Swiss Helicopter.