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Obwalden

«Ich meinti»: Nur Mut, liebe Regierung!

Unsere Kolumnistin fordert die Regierung auf, in Sachen Velowege endlich vorwärts zu machen.
Ruth Koch-Niederberger (Bild: PD)

Philipp Unterschütz

Der Schreck war gross, die Verletzung zum Glück klein. Unsere Jüngste kam mit blutenden Schrammen davon. Desinfektionsmittel und Pflästerli reichten zur Behandlung aus. Die Fünfjährige war damals, im Expojahr 2002, mit dem Velo die 20 Treppenstufen einer Unterführung hinuntergefahren. Gestoppt wurde sie erst von der gegenüberliegenden Betonwand. Nicht, dass unsere Tochter besonders wagemutig wäre. Nein, sie konnte einfach nicht mehr rechtzeitig bremsen. Eigentlich wollten wir auf Nummer sicher gehen: Weil kein Radweg zu finden war zwischen dem Campingplatz und dem Expogelände in Biel und weil unsere Tochter das Velofahren erst kurz zuvor erlernt hatte, fuhren wir (verbotenerweise) auf dem Trottoir. Dass das Trottoir nach einer Kurve direkt auf eine Unterführung hinsteuerte, damit hatten wir nicht gerechnet.

Das Velofahren boomt im Coronajahr. Die Leute holen die längst vergessenen Zweiräder aus dem Keller. Landauf, landab haben Velohändlerinnen und -händler alle Hände voll zu tun. Sie verkaufen auf Hochtouren und reparieren in Früh- und Abendschichten. Mit den E-Bikes geniessen jetzt auch Männer und Frauen, die sonst nicht besonders sportlich unterwegs sind, das luftige Vergnügen. Es freut mich wirklich, diese Velobegeisterung zu sehen. Nur: Nicht alle machen einen sicheren Eindruck bei ihrem neu entdeckten Hobby. Und wenn Eltern mit ihren Kindern unterwegs sind, wünschte ich diesen Familien, dass das Velowegnetz besser ausgebaut wäre.

Kürzlich übermittelte mir eine Bekannte einen Zeitungsausschnitt mit dem Titel «Obwaldner Radwegkonzept bald auf dem Tisch». Weiter heisst es da: «Die Obwaldner Velofahrer können zufrieden in die Zweiradsaison strampeln. Noch in diesem Amtsjahr will der Regierungsrat das kantonale Radwegkonzept vorlegen.» Da könnte man sich freuen. Doch, wann wurden diese Zeilen geschrieben? Im Jahr 1990! Seit drei Jahrzehnten also können sich die Velofahrer auf Radwege freuen. Genehmigt wurde das Radroutenkonzept dann erst 1996 und umgesetzt ist es bis heute bei weitem nicht. Wichtige Abschnitte, zum Beispiel zwischen Sarnen und Alpnach sowie von Sarnen nach Kerns und bis zur Kantonsgrenze bei Ennetmoos, fehlen nach wie vor. Andere Strecken bergen gefährliche Schlüsselstellen.

Obwalden Tourismus preist auf seiner Website die Fahrt durch unser Tal wie folgt an: «Radeln Sie gemütlich auf Ihrem Velo oder Bike durch das Sarneraatal und lassen Sie sich von der imposanten Bergwelt, der Landschaft und den hübschen Ortschaften begeistern.» Leider ist es noch nicht überall so gemütlich, wie von der Touristik angepriesen.
Ich meinti, der Obwaldner Regierungsrat hätte es in der Hand, die für den Langsamverkehr bestimmten Gelder in Radwege und Velostreifen zu investieren. Liebe Regierungsrätin, liebe Regierungsräte, zögern Sie nicht mehr und nehmen Sie all Ihren Mut zusammen! Machen Sie endlich vorwärts mit den Radwegen in Obwalden! Die velofahrenden Familien, Senioren, Bikerinnen, Velopendler – und auch unsere Jüngste – wären Ihnen dafür sicher dankbar.

Ruth Koch-Niederberger, Kommunikationsfachfrau aus Kerns, äussert sich an dieser Stelle abwechselnd mit anderen Autoren zu einem selbst gewählten Thema.

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