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Obwalden

Heimisch

Otto Leuenberger sinniert in seinem «Ich meinti» über die Iheimisch und anderes Heimisches.
Otto Leuenberger. (Bild: Corinne Glanzmann)

Otto Leuenberger

«Sie pilgerten ...» – so und ähnlich eine erste Schlagzeile. Gross das Echo in der Presse, Medien. Toll das riesige Publikumsinteresse. Iheimisch in Buochs setzte was in Gang. Es war eine Schau der Superlative. Nein, es ist von keiner Weltausstellung die Rede, eher einer Landesschau, einer Leistungsschau: «Iheimisch», eine Schau «Daheim», für die Welt. Diese grosse Leistungsbereitschaft, Innovationsfähigkeit der hiesigen – Nidwaldner – Geschäftswelt, des kleinen und klein-grossen Gewerbes, der vielen Handwerksbetriebe, beeindruckte. Vom längsten Zopf der Welt, der hier gebacken wurde, bis zum hier gefertigten Businessjet PC 24, der erfolgreich in aller Welt in die Zukunft düst.

Es funkelte auch an der Iheimisch nur so von neudeutschen Begriffen und Slogans: Automation, Styling, Aviatik, Engineering, Solution, Informatik. Eben auch hier – wir gehen mit, sind modisch und nutzen das Potenzial zur Effekthascherei. Modern Times eben. Der Erfolg der Iheimisch scheint wie gegen den Trend der einst erfolgreichen, nun unaufhaltsam untergehenden Publikumsmessen wie der Muba, Züspa, dem Comptoir zu gehen. Was macht den Erfolg aus?

Nicht so sehr der blosse Geschäftssinn, der zu einem «Märt» gehört. Es waren viel mehr spürbarer Stolz und die ansteckende Lust zu zeigen, was man kann. Man will wahrgenommen werden und zielt auf Emotionen: spielerisch, unterhaltsam. Bietet Spektakel, wenn auch nicht immer mit zweifelsfreien, sogenannten Attraktionen. Lustvoll und selbstbewusst den Wettbewerb annehmen. Man ist gut aufgestellt, die Zukunft kann kommen, wir sind bereit. Wird da gerade eine eigentlich urschweizerische Zurückhaltung abgelegt?

Szenenwechsel. Am Samstag des gleichen Wochenendes fand der schweizerische Mühletag statt: Wasserkraft und Technik vergangener Tage. Im Giswil gab’s dazu rund um die Schlegelsäge ein nostalgisches Fest. Der örtliche heimatkundliche Verein hat sich richtig ins Zeug gelegt. So ist aus dem Fundus des eigenen kleinen Heimatmuseums für kurze Zeit eine vergangene Welt wieder auferstanden: Schmiede, Schnapsbrennerei, Wäscherei, Schindelimacher, Dinkelbohrer, Hutmacherei, Klöpplerei. Es war nicht die Sehnsucht nach der guten alten Zeit oder eine verquere Romantik, die wahrnehmbar war. Es war etwas anderes.

Hier wie dort war man mit viel Herzblut bei der Sache. Eine lebendige Lust und Freude am Tun – zeigen, wozu man fähig ist. Natürlich auch Stolz, erfrischend und ohne falsche Bescheidenheit. Aus der Vergangenheit in die Zukunft. Wissen, woher man kommt, wer man ist und dabei Boden unter den Füssen haben. Geerdet sein. Sich heimisch fühlen in dieser Kultur, der Landschaft, mit diesen Menschen. Hier Zuhause und offen für die Welt sein. Unerschrocken Herausforderungen, annehmen und Chancen packen. Mutig gegen Abschottung, Kastendenken und Reduitversuchungen einstehen. Na ja, vielleicht ein bisschen viel interpretiert. Aber so könnte es gut kommen.

Noch dies. Das «Iheimisch» ohne I gefällt mir noch besser: «Heimisch» auch für Nicht-Unterwaldner.

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