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Obwalden

Freundliches Hupkonzert: So danken die Autokino-Besucher den Machern in der ehemaligen Sika-Halle für ihr Engagement

Rundum zufriedene Gesichter: Endlich mal wieder ins Kino und das sogar noch im eigenen Auto. Oldtimer in Obwalden-Veranstalter Ruedi Müller und seine Partner machen's möglich.
Allmählich füllt sich die ehemalige Sika-Halle. Die Besucher können schon mal die richtige Frequenz auf ihrem Transistor suchen.
(Bild: Marion Wannemacher (Sarnen, 3. Dezember 2020))
Im Drive-in-Kino Sarnen gibt's auch schicke Oldtimer zu bewundern. (Marion Wannemacher (Sarnen, 3. Dezember 2020))
Im Autokino müssen sich die Besucher warm anziehen, obwohl es nicht ganz so kalt ist wie draussen. 
(Bild: Marion Wannemacher (Sarnen, 3. Dezember 2020))
Gut gefüllt ist die ehemalige Sika-Halle in Sarnen am Donnerstagabend. (Marion Wannemacher (Sarnen, 3. Dezember 2020))
Film ab für «Bad Boys» mit Will Smith.  (Marion Wannemacher (Sarnen, 3. Dezember 2020))

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Marion Wannemacher

Stimmungsvoll tauchen die Scheinwerfer die fast 100 Meter lange ehemaligen Sika-Halle in Sarnen in violettes Licht. Gerade erst ist Einlass, schon finden sich die ersten Autofahrer ein. An verschiedenen Orten in der Halle sind schnittige Oldtimer zu bewundern.

Mal ehrlich, wann waren wir zuletzt im Kino? Jenna Amsler und Patrick Wigger aus Nottwil jedenfalls sicher seit dem Lockdown im Frühjahr nicht mehr. Sie stehen gerade am Snackstand und wollen sich für den Film eindecken. Für Jenna Amsler war die Einladung von ihrem Freund eine spontane Überraschung. «Wir schenken uns im Adventskalender jeden Tag abwechselnd etwas. Heute lagen die Tickets fürs Autokino drin», freut sie sich. Ihr Freund hatte den Bericht darüber im Fernsehen gesehen. Im Autokino war sie selber noch nie. «Ich bin gespannt», sagt sie.

Bei der Planung gingen überall die Türen auf

Initiant und Organisator Ruedi Müller, Veranstalter bei Oldtimer in Obwalden, ist einer, der nicht lange fackelt. Als er mitbekam, dass die Halle leer geräumt wurde, inspirierte ihn kurz darauf ein Ratgeber-Artikel in unserer Zeitung, wie man die Quarantäne mit Kindern gut übersteht. Dann kam eins zum anderen, der Hallenbesitzer habe dem Projekt sofort zugestimmt und Simon Frieden, mit dem er bereits das Open-Air-Kino im Sommer gestemmt hatte, war ebenfalls sofort dabei. Froh war Müller auch über die Beteiligung von Architekt Pascal Häller, der sich mit den hohen technischen Sicherheitsanforderungen auskannte. Ausserdem ist Fotograf Robin Gilli aus Emmetten mit im Boot. Grünes Licht gab es von der Gesundheitsdirektion des Kantons, welche die Organisatoren zum Covid-Schutzkonzept beriet.

Regierungsrätin Maya Büchi-Kaiser ist an diesem Abend selbst dabei. «Ich bin begeistert von der innovativen Idee», sagt sie. «Mir gefällt, dass es Menschen gibt, die den Mut haben, so ein Projekt umzusetzen und das Risiko auf sich zu nehmen. Ich wünschen ihnen von Herzen, dass sie viele Besucher haben. Das Autokino zeigt, dass sich Leute auch unter diesen speziellen Rahmenbedingungen treffen können.» Auch im Sommer hat Maya Büchi das Open-Air-Kino in Sarnen besucht. Und wie hat sie sich auf den Abend vorbereitet? «Mit warmen Schuhen, einer Decke und einer Flasche Wasser», verrät sie.

Frisch ist es schon in der Halle, aber nicht so kalt wie draussen. Auch daran hat das Team vom Drive-in-Kino gedacht: Es gibt eine Heizung. Was Ruedi Müller besonders freute: «Als ich das Heizöl bei Dillier-Wyrsch bestellte, erklärte sich Andrea Dillier bereit, es uns zu sponsern».

Abwechslungsreiche Filmauswahl von Actionfilm bis Film mit Tiefgang

Und auch Gemeindepräsident Jürg Berlinger zeigt sich begeistert von der Idee. «Es ist sehr toll, dass das in so schwierigen Zeiten möglich ist. Es braucht das Zusammenspiel von Kanton, Organisator und der Gemeinde Sarnen», betont er. Menschen mit Ideen, Energie und Mut müsse man einfach unterstützen, findet Jürg Berlinger.

Abwechslungsreich zeigt sich die Palette der 13 Filme, die an 15 Veranstaltungen noch bis und mit dritten Advent gezeigt werden. Darunter sind spannende Actionfilme, wie der von diesem Abend, «Bad Boys for Life» mit Will Smith, Filme mit Tiefgang wie «Greenbook», bei dem es um Diskriminierung geht oder Unterhaltungsfilme mit Til Schweiger. Mittwochs und samstags kommen am Nachmittag die Kinder auf ihre Kosten.

Die Reaktionen auf Facebook jedenfalls sind enthusiastisch. Da schreibt jemand: «Danke Ruedi, eine super Idee, sehr professionell umgesetzt. Eine Reise nach Sarnen kann ich empfehlen.» Ein anderer Besucher gratuliert zum Erfolg: «Es war super und Danke an die Helfer, habt ihr toll gemacht.» Trotz dieser Sympathiebekundungen fürs Drive-in in Sarnen bleibt Ruedi Müller realistisch. Er geht nicht unbedingt davon aus, dass das Autokino schwarze Zahlen schreiben wird. Das ist auch gar nicht seine Motivation. Bereits im Sommer gab es eine schwarze Null. «Es ist einfach ein herziges Projekt, das dazu beitragen kann, die Coronamelancholie zu überwinden.»

Freundliches Hupkonzert von allen Seiten für die Organisation

Am Donnerstagabend gab es sogar eine Ansprache von Landstatthalter Daniel Wyler. Er würdigte das beherzte Handeln der Organisatoren und lobte das Projekt. «Und jetzt Licht aus, Film an und statt zu applaudieren, können wir hupen», fordert er die Autofahrer auf, die es sich mittlerweile gemütlich gemacht haben. Ein freundliches Hupkonzert folgt von allen Seiten. Und dann heisst es nur noch zurücklehnen, sich in den gemütlichen Autositz kuscheln und vom Film mitreissen lassen.

Das Indoor-Drive-in-Kino ist im Industriegebiet Sarnen Nord, an der Kägiswilerstrasse noch bis Sonntag, 13. Dezember, geöffnet: www.drive-inKino.ch

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