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Obwalden

Entschleunigen und auflockern

Redaktor Adrian Venetz über die Wichtigkeit, auch in Krisenzeiten der Wäsche Gutes zu tun.
 Adrian Venetz

Adrian Venetz

In Zeiten wie diesen täte es gut, für etwas Auflockerung zu sorgen. Nur: Ich weiss nicht wie. Dafür aber die Waschmaschine in unserem Haus. Sie ist relativ neu, und wenn ich die Symbole auf dem Display richtig interpretiere, könnte man sie mit dem Internet verbinden und mit ihr kommunizieren, ohne in der Waschküche physisch präsent sein zu müssen. Allerdings ist der Empfang in unserer Waschküche miserabel, und es scheint mir etwas übertrieben, ein Kabel in den Keller zu ziehen, nur um einer Waschmaschine den Internetzugang zu ermöglichen.

Was die Waschmaschine ungeachtet dessen zu beherrschen scheint: die Kunst des Auflockerns. Das stellte ich am Mittwochabend fest, als die Maschine nicht – wie grossspurig auf dem Farbdisplay angekündigt – um 20.54 Uhr fertig war mit Waschen, sondern erst um 20.56 Uhr. Ich stand also zwei Minuten zu früh in der Waschküche. Und ich warte sehr ungern. Vor allem auf Waschmaschinen, die offline sind. Also drückte ich auf eine Taste, deren Symbol so viel zu bedeuten hat wie: «Bitte hör jetzt auf mit Schleudern. Es ist gut so, wie es ist.»

Das tat sie dann auch – sie entschleunigte wie beschieden. Danach mahnte mich die Maschine: Man könnte die Tür nun zwar öffnen, müsse indes damit leben, dass die Wäsche nicht aufgelockert werde. Erst mal war ich baff, dass die Auflockerung der Wäsche in den Kompetenzbereich moderner Waschmaschinen fällt. Und dann brachte ich es nicht übers Herz, ihr diese letzte Aufgabe vor Dienstschluss zu verwehren. So liess ich sie gewähren.

Etwas enttäuscht war ich aber schon, als ich gespannt durch die Glasluke spähte und feststellte, wie unspektakulär diese Auflockerung vonstattengeht. Die Trommel dreht einfach noch ein paar Mal langsam hin und her in der Hoffnung, dass die durch die Fliehkraft malträtierten Socken und Unterhosen nicht an den Trommelaussenwänden kleben bleiben. Mehr nicht.

«Ist das alles?», rief ich in heller Empörung aus. «Das verstehst du also unter Auflockerung?» (Ich duze Maschinen grundsätzlich.) Sie gab mir aber keine Antwort. Kein Wunder. Wie soll man auch anständig mit einer Waschmaschine kommunizieren, wenn sie offline ist.

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