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Obwalden

Einsprachen gegen Millionen-Projekt am Titlis: Umweltverbände sehen Optimierungspotenzial

Pro Natura, WWF und VCS setzen sich über Einsprachen für einen umweltfreundlicheren Ausbau ein.
So soll es dereinst auf dem Titlis aussehen. (Visualisierung: PD)

Martin Uebelhart

Als überdimensioniert bezeichnen die Umwelt- und Verkehrsverbände Pro Natura, WWF und VCS die Ausbaupläne der Titlis-Bahnen und haben dagegen Einsprachen erhoben. Die Bahnen planen im Rahmen des Projekts «Titlis 3020» eine zweite Seilbahn-Linie vom Stand auf den Klein-Titlis, einen grossen Umbau der Bergstation sowie eine Umnutzung des Richtstrahlturms. Sie seien nicht grundsätzlich gegen die Ausbaupläne, sähen aber noch grosses Optimierungspotenzial, schreiben Pro Natura, WWF und VCS in einer Medienmitteilung. Sie setzten sich daher für einen Ausbau ein, bei dem die Umwelt weniger Schaden nehme.

Mit den Plänen der Titlis-Bahnen werde die touristische Infrastruktur ausgebaut und die Attraktivität des Gebietes gesteigert. Das habe Auswirkungen auf Natur und Landschaft, halten die drei Organisationen fest. Es gebe bei den geplanten Projekten viele ungeklärte Aspekte.

So sollen auf dem Titlis etwa mehrere grössere Verkaufsläden und Gastroangebote entstehen. Hier stellt sich für die Einsprecher die Frage, ob sich die geplanten Bauten nicht kleiner und angepasster realisieren liessen. «Es wird nicht dargelegt, warum es an diesem hochalpinen Standort eine solche Infrastruktur braucht», sagt Marc Germann, Geschäftsführer des WWF Unterwalden auf Anfrage.

Ein weiterer unklarer Punkt betrifft laut Germann die Nutzung der neuen, parallelen zweiten Pendel-Seilbahn. Diese wirke nicht nur landschaftlich störend, auch deren Bedarf sei nicht begründet. Die Titlis-Bahnen machten im Gesuch widersprüchliche Angaben zur künftigen Nutzung der neuen Bahn, so die Mitteilung. Die einsprechenden Organisationen fordern, dass diese nur als Bau- und Transportbahn befristet erstellt werde, oder dass zumindest in einem verbindlichen Betriebsreglement festgehalten werden soll, wann und für welche Zwecke diese Seilbahn künftig betrieben werden soll.

Die Details zu den einzelnen Vorhaben gibt es in der Bildergalerie:

Ungenügende ökologische Kompensationen

Ungelöst sind für Pro Natura, WWF und VCS auch Verkehrsfragen. Wird der Titlis attraktiver, werde dies auch zu einer Zunahme der touristischen Verkehrsströme führen, sind die Einsprecher überzeugt. «Man muss sich fragen, ob alle Leute mit dem Auto oder dem Car anreisen müssten oder ob man hier auch andere Lösungen finden könnte», sagt Marc Germann. Um das beurteilen zu können, fehle allerdings ein Gesamtverkehrskonzept des Kantons, und der erarbeitete Verkehrsbericht basiere auf veralteten respektive lückenhaften Daten. «Es braucht eine fundierte Datengrundlage für Massnahmen, mit denen man den Mehrverkehr in den Griff bekommen kann», so Marc Germann. Dieser habe nicht nur Auswirkungen auf Engelberg, sondern auf das ganze Tal bis hinunter zum Kreisel Kreuzstrasse beim Autobahnanschluss Stans-Süd.

Ungenügend sind für die einsprechenden Organisationen zudem auch die ökologischen Kompensationen. Die geplanten Bauten und Anlagen befänden sich im sensiblen hochalpinen Berggebiet. Die Bauphase werde zu Störungen in der Natur führen. Zudem planten die Titlis-Bahnen grössere Bauten und Anlagen als heute, Mehrnutzungen gegenüber den heutigen Besucherzahlen sowie unter anderem künftig nächtliche Events auf dem Gipfel. Daher fordern die Einsprechenden verbindliche und rechtskräftig festgelegte ökologische Kompensationen. Die von den Titlis-Bahnen im Umweltbericht aufgelisteten Ausgleichsmassnahmen seien bisher lediglich eine Ideensammlung.

Das Projekt «Titlis 3020» beinhalte verschiedene Planungsebenen und mehrere involvierte Stellen, schreiben die Verbände weiter. Namentlich das Bundesamt für Verkehr für das Plangenehmigungsverfahren der Seilbahn, den Kanton Obwalden für die Anpassung des Richtplans sowie die Gemeinden Engelberg und Wolfenschiessen, die ihre Zonenpläne anpassen müssen. Zentral sei, dass diese Vorgänge umfassend aufeinander abgestimmt würden, um die komplexen raumplanerischen, umweltrechtlichen, verkehrstechnischen und alle weiteren Aspekte zu erfassen und abzuwägen.

Titlis-Bahnen möchten möglichst rasch Klarheit

Die Einsprachen seien zu erwarten gewesen, sagt Norbert Patt, Geschäftsführer der Titlis-Bahnen auf Anfrage. Man sei sich bewusst, dass dies Verzögerungen für das Projekt geben könne, das schon bis ins Detail entwickelt und geplant sei. Freuen würde ihn, dass sich die Umweltverbände nicht grundsätzlich gegen die Ausbaupläne stellten. Zur Kritik am Shop- und Gastroangebot sagt Patt, dass die Zahl der Läden nicht vergrössert werde. «Wir möchten unseren Gästen eine hohe Raumqualität anbieten und dadurch mehr Raum schaffen und glauben, da eine vernünftige Lösung gefunden zu haben. Bei der zweiten Seilbahnlinie hätten Variantenstudien gezeigt, dass es auch aus landschaftlicher Sicht die beste Lösung sei. Wir sehen die Bahn in einem langfristigen Kontext.» Eine Kapazitätserweiterung des Tourismusgebietes sei nicht geplant. «Die Kapazität ist mit den Bahnen von Engelberg her vorgegeben», hält er fest. Was die ökologischen Schutzmassnahmen betreffe, seien die Titlis-Bahnen durchaus bereit zu diskutieren. «Da kann man von unserer Seite nachbessern.» Man wolle etwas realisieren, was der Natur auch etwas bringe. Er hoffe, bald mit den Verbänden an einen Tisch sitzen zu können und Lösungen besprechen zu können.

Die Geschichte der Titlis-Bahnen:

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