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Obwalden

Ein Alpnacher Feuerkreuz mit Tradition

Meck Zurfluh gehört zu einer Gruppe ehemaliger Jungwächter, die am Berg ein 1.-August-Kreuz leuchten lässt.
Meck Zurfluh verbrachte den Abend des 1. August an der Flanke des Matthorns. (Bild: Nadia Schärli, Alpnach, 30. Juli 2019)
War von Alpnach aus gut zu sehen: das Kreuz aus Feuer. (Bild: Markus von Rotz, 1. August 2019)

Martin Uebelhart

Martin Uebelhart

Am 1. August war auf der Flanke des Matthorns oberhalb von Alpnach ein grosses Kreuz aus Feuer zu beobachten. Aufgestellt und angezündet wurde es von ehemaligen Alpnacher Jungwachtleitern. Einer von ihnen ist Meck Zurfluh. «Wir nennen uns ‹Diä Ehemaligä›», sagt er über die Gruppierung, der rund 100 Leute angehören. «Wir sind kein Verein im engeren Sinne.» Es gehe darum, den Zusammenhalt jener zu pflegen, die sich als Jugendliche in der Jungwacht engagiert hätten. Über das Jahr würden sie verschiedene Anlässe wie Jassabende oder Ähnliches organisieren. Sechs bis acht von ihnen übernehmen jeweils die Aufgabe, das traditionelle Feuer in Kreuzform aufzustellen und anzuzünden.

Die Vorbereitungen bestünden insbesondere darin, das Verbrauchsmaterial zu organisieren, erzählt Meck Zurfluh im Gespräch mit unserer Zeitung. «Das wichtigste, Metallständer und Blechbüchsen, in die das Brennmaterial eingefüllt wird, können wir in einer Hütte auf der Alp Ober-Ruossi lagern.» Dort stehe ihnen ein Teil des alten Stalls zur Verfügung. Es gebe immer noch genug zu tun am Nationalfeiertag, sagt der 43-Jährige.

Am Morgen träfen sie sich jeweils und machten sich mit Fahrzeugen auf den Weg. «Dank einer Bewilligung der Korporation dürfen wir für die Einrichtung des Feuers die Alpstrassen befahren. Für den steileren Teil des Weges steht uns ein ‹Schilter zur Verfügung›». Das letzte Stück legten sie zu Fuss zurück. «Das ist rund eine Viertelstunde Fussmarsch. Und wir laufen mehrmals hin und her, bis alles an Ort und Stelle ist.» Sie haben sich spezielle Tragegerüste gebaut, mit denen sie das Material an Ort und Stelle buckeln können. 72 Fackeln bauen sie in dem abschüssigen Gelände auf. «In früheren Jahren wurde das Kreuz etwas weiter unten eingerichtet.» Dort sei es noch steiler gewesen, weiss Meck Zurfluh.

Eine Stelle zu finden, an der kein Fels oder Wald im Weg sei, sei gar nicht so einfach gewesen. Ausgerichtet ist das Kreuz so, dass es von der Alpnacher Kirche aus gut zu erkennen ist. «Das hat seinen Grund darin, dass früher bei der Kirche die 1.-August-Feier der Gemeinde stattgefunden hat», sagt er. Damit die brennenden Fackeln im Tal als Schweizerkreuz wahrgenommen werden, müssen die ehemaligen Jungwächter Umrisse ausstecken, die nicht auf den ersten Blick als Kreuz zu erkennen ist. «Damit wir die richtige Wirkung erzielen, erscheint das Kreuz verzogen, wenn man direkt von oben darauf schauen würde», erklärt er. So ist es rund 150 Meter lang, aber bloss etwa 50 Meter breit. Schaue man es von Kerns oder Sarnen aus an, erschiene es anders als von Alpnach aus.

Kreuz brennt nicht jedes Jahr

Das erste Feuer hat 1964 gebrannt. Und schon seit je sei es die Jungwacht gewesen, die sich darum gekümmert habe. «Die Jungwacht Alpnach ist 1959 gegründet worden», sagt Meck Zurfluh. Warum man auf die Idee gekommen ist, das Feuerkreuz ins Leben zu rufen, vermag er nicht zu sagen. «Es ging wohl darum, etwas zum Nationalfeiertag beizutragen», vermutet er. Nicht jedes Jahr habe das Kreuz gebrannt, sagt er. «Wenn ein Wolkenband tief drin hängt und man von unten nichts sehen kann, lassen wir das Anzünden sein», hält er fest. «Es hat uns auch schon einmal richtig verschifft beim Aufbauen. Am Abend waren dann die Verhältnisse geradezu ideal», erinnert sich der alte Hase, der seit über 20 Jahren bei Errichten des Feuer mithilft.

Auf rund 1800 Metern Höhe bauen die alt Jungwächter ihr Feuer auf. «Erst, wenn die Entscheidung feststeht, dass das Kreuz brennen soll, füllen wir als Letztes das Brennmaterial in die Dosen, die mit einem Docht versehen sind.» Als Brennstoff dient eine Mischung auf Basis von Heizöl. «Jeweils um etwa 21.45 Uhr zünden wir das Feuer an», erzählt er. Diese Zeit habe sich erhalten aus den Zeiten, als es am 1. August noch eine Feier gegeben habe. «Damals war das Feuer am Abend ein Teil des Programms der Feier», so Meck Zurfluh.

Nach der Arbeit wird genossen

Nach getaner Arbeit und dem Anzünden des Feuers sei dann Geniessen angesagt. «Wir sitzen ganz oben am Feuer zusammen und trinken etwas.» Dabei schauten sie in die Ferne und genössen den Ausblick: «Bis zu 50 Höhenfeuer lassen sich ausmachen. Ausserdem sehen wir das Feuerwerk in Sarnen und jenes bei Brunnen. Und wir übernachten dann auch oben in der Alphütte.» Am folgenden Morgen sei dann Zusammenräumen angesagt. Danach gehe es zurück ins Tal.

«Im vergangenen Jahr war es meines Wissens das erste Mal, dass wir gar nicht erst nach oben gegangenen sind», sagt Meck Zurfluh. Es habe sich abgezeichnet, dass die Gefahr für Waldbrände auf die höchste Stufe gesetzt werde. Da hätten sie darauf verzichtet, das Feuer zu installieren, auch wenn in der Umgebung des Kreuzes weit und breit kein Wald stehe.

Als sein grösstes Hobby bezeichnet er die Feuerwehr. «Insbesondere, seit ich Kommandant in Alpnach bin.» So sei er auch immer an der Quelle, was die Gefahrenstufe für Waldbrände angehe. In diesem Jahr sei das weniger ein Problem gewesen. Es habe Stufe 2 vorgeherrscht, die zum vorsichtigen Umgang mit Feuer aufrufe.

Weniger mit Feuer hat Meck Zurfluhs Beruf zu tun. Als Ski-Alpin-Trainer kümmert er sich aktuell um den regionalen Nachwuchs in der Altersklasse U16 und U18. Darum fänden seine Freizeitbeschäftigungen im Winter vor allem auf dem Schnee statt. «Im Sommer dagegen ist ganz klar Gleitschirmfliegen angesagt.»

Dass das Kreuz am 1. August geschätzt werde, zeige sich etwa in Gesprächen. Und auch darin, dass die Alpnacher Kulturkommission ihre Tätigkeit unterstütze. Meck Zurfluh glaubt, dass sich die Tradition des Feuerkreuzes halten werde. «Es kommen immer wieder neue Leute hinzu, andere hören irgendwann auf.» Er könne sich einzig vorstellen, dass mögliche künftige Auflagen dem Brauch ein Ende bereiten könnten. «Mit Elektrolämpchen machen wir es nicht», hält er fest.

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