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Obwalden

Der digitale Ski aus Engelberg fährt auch im Internet

Mit ihren «five star»-Ski haben sich Thomas und Sandro Koller erfolgreich eine Nische im schwierigen Skimarkt erobert. Unter anderem dank Swissness und Informatik. Ihr Ski ist weltweit der Erste, der mit einem Chip ausgerüstet ist.
Thomas und Sandro (rechts) Koller bei der Montage einer Bindungsplatte auf einem «five star»-Ski in ihrer Werkstatt. (Bild: Corinne Glanzmann, Engelberg, 11. Dezember 2018)
Der von Thomas Koller entwickelte Chip. (Bild: Corinne Glanzmann, Engelberg, 11. Dezember 2018)

Philipp Unterschütz

Philipp Unterschütz

«Ihr seid verrückt!» Öfters mussten Thomas Koller (61) und sein Sohn Sandro (31) das hören, als sie vor etwa 5 Jahren beschlossen hatten, einen eigenen Ski auf den Markt zu bringen. Schliesslich ist der Skimarkt seit Jahren nicht nur hart umkämpft, sondern gar rückläufig. Rund die Hälfte der Skifahrer ist heute auf gemieteten Ski unterwegs.

Längst haben Sandro und Thomas Koller alle Zweifler eines Besseren belehrt. Seit drei Jahren sind sie mit ihren «five star»-Ski erfolgreich auf dem Markt – dem weltweit ersten Ski mit einem integrierten Chip. Ihre swiss five star AG wächst jedes Jahr. Von ihren fünf Modellen zwischen 1600 und 3000 Franken werden sie heuer rund 400 Paar absetzen. Im fünften Jahr soll laut Thomas Koller mit 500 bis 700 Paar die Kapazitätsgrenze erreicht sein.

Der Start verlief aber tatsächlich harzig. Dass es heute «five star»-Ski gibt, ist dem Umstand zu verdanken, dass die etablierten Hersteller an den Vorstellungen von Sandro und Thomas Koller schlicht nicht interessiert waren.

Am Anfang der Firmengeschichte stand die Idee eines «digitalen Skis». Thomas Koller, der nach einem Unfall vom Sportlehrer auf Informatiker umgesattelt und in 30 Jahren als Unternehmer verschiedene Firmen mit aufgebaut hatte, war getrieben von der Vision, das Erlebnis Skifahren nachhaltiger zu gestalten und Informatik mit der realen Skiwelt zu verbinden. «Doch 2014 waren wir damit noch zu früh, die Skihersteller stiegen nicht darauf ein», stellt er rückblickend fest.

So setzten Kollers die Vision eben in Eigenregie um. Schliesslich war das Know-how dazu bereits in der Familie vorhanden. Sandro Koller hatte beim Skihersteller Stöckli die Lehre als Sportartikelverkäufer absolviert und auch in der Produktion mitgearbeitet. «Skifahren ist der rote Faden in unserer Familie», erzählt Thomas Koller mit einem Schmunzeln. Seine Frau – die ebenfalls im Betrieb mitarbeitet und als Geschäftsführerin die in der Homebase integrierte Café-Bar leitet – habe er am Titlis kennengelernt, wo beide als Skilehrer tätig waren. «Und Sandro schaffte schon als dreijähriger Knirps in Engelberg alle Pisten.»

Ein weltweit einzigartiges Markenzeichen der «five star»-Ski ist der integrierte Chip, den Informatiker Thomas Koller entwickelt hat und der zusammen mit der App «iSki+» das Tor zur digitalen Welt weit aufstösst (siehe Box). Am eigentlichen Ski tüftelte «Ski-Engineer» Sandro rund ein Jahr an Form, Aufbau und Design, bis die ersten vier Prototypen zum Testen bereit waren. Ziel war es, von der gängigen Spezialisierung wegzukommen und Allround-Skis für anspruchsvolle Fahrer zu entwickeln. Man solle den ganzen Tag Freude am Ski haben, auch dann, wenn man vielleicht am Tagesende nicht mehr «voll im Saft» sei – oder wenn man vom Pulverschnee auf die Piste wechseln wolle, erklärt Sandro Koller. «Die Fahrer sollen nie zum Passagier auf ihren Ski werden, sondern jederzeit Chef-Pilot bleiben.» Die Tests im Kaunertal (A) und in Zermatt verliefen mehr als nur zufriedenstellend. Die 250 Tester bewerteten ihre Zufriedenheit mit einer Durchschnittsnote von 5,2 in einer Skala von 1 bis 6.

Kollers streben kein unbegrenztes Wachstum an

Ein weiteres Markenzeichen ist der Anspruch «handgemachte» Swissness: Wenn immer möglich werden einheimische Materialien verarbeitet. Die Herstellung erfolgt in zwei kleinen Manufakturen, eine davon in der Schweiz. Die andere liegt in Österreich, weil Kollers in der Schweiz keinen Hersteller fanden, der die anspruchsvolle Karbonverarbeitung anbietet. Ein «five star»-Ski besteht aus bis zu 35 unterschiedlichen Materialien und rund 10 verschiedenen Schichten. Sechs bis acht Arbeitsgänge sind während eines Tages zur Herstellung nötig. Die aufwendige Handanfertigung ist der Grund, warum die Kapazität begrenzt ist. «Wir wollen nicht unbegrenzt wachsen, sonst müssten wir die ganze Produktion ändern und in grosse Manufakturen ins Ausland auslagern», betont Sandro Koller. Viel wichtiger ist dem Familienbetrieb der persönliche Kontakt zu und unter den Kunden, den man insbesondere in der Engelberger Homebase pflegen will.

www.fivestar.ski

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