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Obwalden

Dekanate Nidwalden und Obwalden wollen einen Bischof, der Gräben überwinden kann

Am Ostersonntag läuft die Verlängerung der Amtszeit für den Churer Bischof Vitus Huonder ab. Die Dekanate Nidwalden und Obwalden erwarten als Nachfolger einen Brückenbauer, der das vorhandene Misstrauen beseitigen kann.
Generalvikar Martin Kopp (rechts) sprach Klartext zur Wahl eines neuen Churer Bischofs. (Bild: Romano Cuonz (Alpnach, 13. Februar 2019))

Romano Cuonz

«Wir Urschweizer sind im Bistum Chur mit einem 30-jährigen Krieg bestraft, der einzig in der Ära von Amédée Grab für kurze Zeit unterbrochen war», monierte Kirchenhistoriker Albert ­Gasser in Alpnach vor über 50 Mitgliedern der Seelsorge, Katechese sowie Delegierten von Kirchgemeinde- und Pfarreiräten. «Während andere Schweizer Diözesen die freiesten Bischofswahlen der ganzen Welt haben, sorgt eine Mehrzahl des Churer Domkapitels mit seiner Verhinderungspolitik dafür, dass wir unter ferner liefen gehandelt werden», so Gasser weiter.

Fast ein bisschen nostalgisch erinnerte sich der Historiker daran, wie es noch vor 30 Jahren war. «Als Wolfgang Haas Bischof wurde, gab es auf dem Land eine Generalmobilmachung gegen den konservativen Hirten.» Doch mittlerweile sei es schwierig geworden, Menschen in den Pfarreien zu mobilisieren. Vielen sei eine Bischofswahl einfach egal.

Energische Voten gegen Gleichgültigkeit

Dieser Gleichgültigkeit möchte das Dekanatsforum nun Gegensteuer geben. «Wir wollen uns überlegen, wie wir die Ernennung eines neuen Bischofs beeinflussen können», sagte Obwaldens Dekan Bernhard Willi. Impulse sollten vier Kenner des Bistums und seiner Probleme setzen. Generalvikar Martin Kopp sprach gleich Klartext: «Die Churer Bistumskrise habe ich in erster Linie als eine Bischofskrise erlebt – bis heute.» So dürfe es nicht weitergehen. Alles riefe nach dem Neubeginn. Auf dem Weg dazu gibt es für Kopp nur einen Weg: «Papst Franziskus selber müsste sich um den Konflikt kümmern, dies aber ist nur möglich, wenn er uns einen Apostolischen Administrator schickt, der von aussen eine ganz neue Sicht ins Bistum hineinbringen kann», so sein Vorschlag.

Im Wahlgremium, dem Churer Domkapitel, sei die Urschweiz ungenügend vertreten. Das abgestrafte Nidwalden überhaupt nicht. Seinen Wunschbischof charakterisierte Kopp so: «Wir sehnen uns nach einem Brückenbauer, nach jemandem, der seine ganze Kraft daransetzt, die durch ein Unmass an Misstrauen entstandenen Gräben mit umso grösserem Vertrauen und mit Glaubensfreude zu überwinden.»

Gegen ein staatliches Eingreifen

Die grosse Frage der lebhaft mitdiskutierenden Leute im Saal war, wie man am klügsten vorgehen könne. Karl Vogler, Nationalrat und Lungerer Kirchgemeindepräsident, betonte, dass die Kirche vor Ort allen Unkenrufen zum Trotz aktiv sei. Deshalb würde er von radikalen Protestwellen oder gar einer Loslösung von Chur abraten. Indessen, so Vogler: «Die Einmischung aller kirchlicher Gremien in den Prozess rund um die Bischofswahl ist nicht nur erwünscht, sondern Pflicht.»

Eine Einmischung durch rein staatliche Gremien sehe er zumindest aktuell nicht. Auch Eva-Maria Faber, Dozentin an der Theologischen Hochschule Chur, plädierte für Versöhnung. «Ich gehe davon aus, dass ein neuer Bischof willens und in der Lage sein wird, die grossen Spannungen, die es in unserer Diözese gibt, abzubauen und ein Hirte ist, der nach den Schafen riecht.»

Damit jene, die bisher einem anderen Kurs folgten, dies nicht als persönlichen Angriff empfänden, brauche er jedoch Unterstützung von allen hier anwesenden Gremien und Seelsorgern. Hoffnungen hegt Eva-Maria Faber bezüglich der Aufgabe der Theologischen Hochschule. «Wir stehen bereit und hoffen, bald mit mehr Rückenwind segeln zu können und zu einem neuen Geist im Bistum das Unsrige beizutragen.»

Auch der als Domherr an der Wahl direkt beteiligte Kirchenrechtler Joseph Bonnemain plädierte, indem er Papst Franziskus zitierte, für eine versöhnliche Lösung. «Als Bischof für seine Gläubigen müsste ein Bischof Christ sein mit seinen Gläubigen.» Der Wunsch, einem solchen Mann zur Wahl zu verhelfen, stand an diesem Forum auch bei allen Diskussionsgruppen im Vordergrund. Nur, was tun? Da herrschte weitgehend Ratlosigkeit. Die Vorschläge gingen von einer Kontaktaufnahme zum Nuntius, der dieser Tage mögliche Kandidaten evaluiert, bis hin zu Briefen ans Domkapitel oder offene Kundgebungen des Kirchenvolkes. Als wahrscheinlichste Intervention aber ging die Erarbeitung eines schriftlichen Manifests hervor, das das Ergebnis der Diskussion wiedergibt und der Öffentlichkeit zeigt, was Obwalden und Nidwalden von der bald anstehenden Bischofswahl erwarten.

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