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Obwalden

Christoph Amstad: «Die Gelegenheit wollte ich nutzen, die Sicht der jüngeren Generation in die Regierung einzubringen»

Der CVP/Mitte-Regierungsrat Christoph Amstad kandidiert für eine weitere Amtszeit. Als Sicherheits- und Justizdirektor bewegt er sich in einem Spannungsfeld. Das gibt oft auch unbequeme Telefonanrufe.
Häufig mit dem Velo unterwegs: Regierungsrat Christoph Amstad auf dem Sarner Dorfplatz. (Bild: Urs Hanhart (Sarnen, 12. Januar 2022))
Christoph Amstad würde das Sicherheits- und Justizdepartement gerne behalten. (Bild: Urs Hanhart (Sarnen, 12. Januar 2022))

Matthias Piazza

Matthias Piazza

Nach der Fahrverbotstafel fuhr die Frau noch zehn Meter weiter und parkierte ihr Auto in einem Parkverbot, weil die offiziellen Parkplätze besetzt waren. Die Polizei brummte ihr eine Busse auf. Das empfand sie als ungerecht. Sie beschwerte sich bei Regierungsrat Christoph Amstad, der als Sicherheits- und Justizdirektor der oberste Chef der Polizei von Obwalden ist.

Die Polizei solle auf dem Langis lieber Parkdienst betreiben, statt Bussen auszustellen, fand sie. «Solche und ähnliche Anrufe von verärgerten Bürgern erhalte ich oft», sagt Christoph Amstad, darauf angesprochen, einem Departement vorzustehen, das bei der Durchsetzung des Gesetzes zuweilen auch strafe. «Doch zur Wahrung der öffentlichen Sicherheit müssen wir auch strafend eingreifen, da wir für die Einhaltung der Gesetze und Regeln zuständig sind. Auf der anderen Seite werden wir auch häufig durch Bürger kontaktiert, mit der Bitte, an einem Ort stärker zu kontrollieren und beispielsweise Radarkontrollen zu machen, weil gerast wird.»

In diesem Spannungsfeld bewege sich halt die Justiz, damit müsse man leben. Und Christoph Amstad lebt mittlerweile schon seit 2016 damit, und zwar gut, wie er betont. «Es war eine intensive, aber gute Zeit. Es läuft rund, nun kann ich auch schon auf ein Netzwerk und Erfahrung zurückgreifen.»

Hohe Aufklärungsquote in Obwalden

Grösstes Highlight sei für ihn, dass das Sicherheits- und Justizdepartement mit seinen 165 motivierten Mitarbeitenden auf allen Ebenen so gut funktioniere. Stolz erwähnt er auch die hohe Aufklärungsquote seiner Polizei von 62 Prozent, der nationale Schnitt liegt bei 42 Prozent.

«Das ist ein starker Indikator für die gute Arbeit der Obwaldner Kantonspolizei.»

Ebenso erfreulich sei für ihn die verstärkte Zusammenarbeit mit Nidwalden, etwa mit dem gemeinsamen Feuerwehrinspektorat oder dem gemeinsamen Abrüstungstag für Soldaten, die nach Erfüllung der Dienstpflicht aus dem Militär entlassen werden.

Auch freue ihn, dass seine Überzeugungsarbeit gewirkt habe und die Armee sich zum Standort Glaubenberg bekennt und den Schiessplatz mit der Truppenunterkunft weiterhin nutzt. Die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde oder die Sozialen Dienste Asyl hätten sich in seiner Amtszeit stark weiterentwickelt und leisteten heute sehr gute Arbeit. Generell sei die soziale Sicherheit in Obwalden in vielen Bereichen auf einem guten Niveau.

Wegen einer Departementsrochade wurde er Sicherheits- und Justizdirektor

Dabei kam der ausgebildete Finanzplanungsexperte und ehemalige Leiter der Sarner Raiffeisen-Filiale zum Sicherheits- und Justizdepartement wie die Jungfrau zum Kind. «Nach der Rücktrittsankündigung des Finanz- und Gesundheitsdirektors Hans Wallimann hatte ich einen Monat Zeit, mich zu entscheiden, ob ich kandidieren will», blickt Christoph Amstad, damals seit vier Jahren für die CVP/Mitte (damals CVP) im Kantonsrat, auf den Januar 2016 zurück.

Er entschied sich für die Kandidatur, auch wenn ihm sein Leben als Bankfilialleiter und Milizpolitiker gefiel. «Doch diese einmalige Gelegenheit wollte ich nutzen, als damals 42-Jähriger die Sicht der jüngeren Generation in die Obwaldner Regierung einzubringen.» Doch Maya Büchi wechselte vom Sicherheits- und Justiz- ins Finanz- und Gesundheitsdepartement. Er schluckte im ersten Moment leer.

«Ich fragte mich, ob ich für dieses Departement fähig bin, kam aber nach einer gewissen Einarbeitungszeit gut zurecht und freue mich, dass ich dieses vielseitige Departement führen darf.»

Auch wenn er schon vier Jahre als Kantonsrat und als solcher auch in verschiedenen Kommissionen tätig war, lernte er den Politbetrieb von einer neuen Seite kennen. «Als Regierungsrat lernte ich auch jene Phasen eines politischen Prozesses kennen, die ich als Kantonsrat nicht wahrnahm. Ich lernte, dass es gut und gerne zwei Jahre dauern kann, bis ein Entscheid umgesetzt ist. Solche langen Fristen kannte ich von der Privatwirtschaft her nicht.»

Für negative Schlagzeilen sorgte sein Departement wegen der ehemaligen Obwaldner Staatsanwältin Esther Omlin. Sie hatte Zweitunterschriften auf sieben Zahlungsbefehlen zuhanden der kantonalen Finanzverwaltung im Wert von 5800 Franken gefälscht, wofür sie verurteilt wurde. Sie trat im Juni 2019 zurück. «Der Fall beschäftigte unser Departement sehr. Doch wir haben rasch gehandelt, laufend kommuniziert, unsere Lehren daraus gezogen und Abläufe angepasst, damit dies nicht mehr passieren kann», hält Christoph Amstad fest.

Sollte er wie erwartet die Wiederwahl am 13. März schaffen, würde er sein Departement gerne behalten, um angefangene Projekte weiterzuverfolgen. Dazu gehört die geplante Einsatzleitzentrale in Luzern, die von den Polizeikorps von Luzern, Nid- und Obwalden gemeinsam betrieben würde. «Das Projekt ist schon weit vorangeschritten», meint Christoph Amstad dazu.

Daneben würden ihn auch Sorgenkinder im Departement in der neuen Legislatur auf Trab halten. So verschärft sich das Personalproblem beim Zivilschutz.

«Wir bräuchten jährlich 40 Neuzugänge. Im vergangenen Jahr waren es weniger als zehn.»

Dies, weil immer mehr Leute den Zivildienst dem Militärdienst vorziehen, und die Armee darum auch jene Leute für militärdiensttauglich erklärt, die sonst dem Zivilschutz zugeteilt würden.

Obwalden mit drittniedrigster Polizistendichte

Bei solchen Herausforderungen sei ein gutes Netzwerk in der ganzen Schweiz von Vorteil, damit man sich auch als kleiner Kanton in Bundesbern Gehör verschaffen könne. Auch bei der Kantonspolizei kämpfe man mit Personalmangel.

«Im Moment haben wir einen Unterbestand, es ist schwierig, Nachwuchs zu rekrutieren, zudem dauert die Ausbildung neu zwei Jahre.»

Und ausgebildete Polizisten aus anderen Kantonen abzuwerben, widerspreche dem Agreement unter den Kantonen. Doch ergreife man die Gelegenheit jeweils bei einem Kantonswechsel eines Polizisten oder einer Polizistin. Eine Sicherheitsanalyse soll Aufschluss darüber geben, wie viel Ressourcen es braucht, um den Kanton polizeilich sinnvoll und gut zu bewirtschaften. «Obwalden hat von allen Kantonen die drittniedrigste Polizistendichte.»

Ein Velolobbyist in der Regierung

In seiner Freizeit ist der 48-jährige verheiratete Vater einer 14-jährigen Tochter und eines 20-jährigen Sohns häufig mit dem Velo unterwegs oder nimmt an Curlingmeisterschaften in Engelberg teil. Joggen, Reisen und Lesen sind weitere Hobbys. Auch hier bleibt die Politik nicht ganz aussen vor. Mit Christoph Amstad hat die Veloszene einen Lobbyisten in der Regierung. «Ein gutes und sicheres Velowegnetz war mir schon als Kantonsrat eine Herzensangelegenheit. Dies nützt nicht nur den Velofahrenden, sondern auch den Autofahrenden. Mein grosser Wunsch wäre, dass ich noch während meiner Amtszeit die Eröffnung des Velowegnetzes erleben dürfte, auch wenn dieses Projekt nicht in mein Departement fällt.»

Die Homepage von Christoph Amstad: www.christoph-amstad.ch

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