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Obwalden

365-Tage-Countdown für kreativen Shop in Engelberg läuft

Ein ungewöhnliches Projekt belebt den Dorfkern. Zwei Schwestern lancieren einen Laden für nur ein Jahr – dann schauen sie, ob sie ihn weiterführen.
Antonia Kiser (links) und Ursi van Muyden vor ihrem Laden. (Bild: Corinne Glanzmann (Engelberg, 10. Oktober 2018))

Silvia Embacher

Wenn man einmal aus dem vollgestopften Zug in Richtung Zentrum spaziert, kommt man in der Zwischensaison schnell mal in ruhigere Gefilde. Doch im Engelberger Dorf pulsiert das Leben auch ausserhalb der Touristenströme. In der Dorfstrasse 18 zum Beispiel ist kürzlich der Shop «Countdown 365» eingezogen. Im schmucken Haus wird auf zwei Etagen allerlei Handgemachtes angeboten, der dritte Stock ist für Arbeiten und Workshops reserviert.

Geführt wird der Laden von den in Sarnen aufgewachsenen Schwestern Antonia Kiser (45) und Ursi van Muyden (49). Sie verkaufen Produkte aus eigener Produktion, seien es erneuerte Möbel oder ausgefallene Taschen, haben daneben aber auch eine Brockenhaus-Ecke. «Gerade dieses Angebot zieht sehr viele Leute an, was uns einen Austausch ermöglicht», sagt Antonia Kiser, die in Kägiswil wohnt, während ihre Schwester im Klosterdorf zu Hause ist. Nebenbei werden auch Kurse angeboten, vor allem der Fototransfer-Kurs sei beliebt. Die Workshops sollen ebenso zu einem lebendigen Haus beitragen, wo man sich trifft und unterhält. Dafür ist auch das kleine Café im Erdgeschoss gedacht. Ein Tisch drinnen und zwei draussen laden zum Verweilen ein, so soll die Dorfstrasse wieder lebendiger werden.

Eine Abwechslung zum Einheitsbrei

Am Anfang des ungewöhnlichen Projekts stand die Weltreise von Ursi van Muydens Tochter. Sie führte zuvor mit ihrem Partner ein Geschäft im Haus, das ihrer Mutter gehört. Diese hatte jetzt plötzlich ein leeres Lokal zur Verfügung, zumindest für die Dauer von einem Jahr. «Wir haben uns gedacht, wieso nicht?», erzählt Antonia Kiser. Für 365 Tage führen die Schwestern nun ihren eigenen Laden. Auf einem Schild an der Tür wird der Countdown gezählt. Ein Laden in der Testphase quasi. «In einem Jahr sitzen wir zusammen und sehen, wie es weitergeht.» Auf jeden Fall steht so kein Raum mitten im Dorfzentrum leer, was den Schwestern und auch Einheimischen ein Anliegen war. «Die Leute sind sehr froh, dass das Ladenlokal wieder gebraucht wird.»

Antonia Kiser trifft man häufig vor dem Haus an. An den kleinen Tischen arbeitet sie an ihren Projekten. So komme sie auch oft ins Gespräch mit Passanten. Für die ehemalige Werk- und Zeichnungslehrerin ist das Lokal eine unverhoffte Gelegenheit, ihre selbst gemachten Taschen der Marke «Härzstück» zu verkaufen und weitere Arbeiten auszustellen. Die Schwestern sind schon kreativ aufgewachsen, Nähen, Basteln und Malen gehörten zur Tagesordnung. Sie verstanden sich von klein auf gut: «Wir sind schon immer ein sehr starkes Team gewesen», erzählt Antonia Kiser, auch wenn sie zugibt, dass die geschäftliche Zusammenarbeit neue Seiten mit sich bringt. «Wir haben uns noch besser kennen gelernt und gemerkt, dass wir uns auch in diesem Bereich sehr gut ergänzen.»

Mit 30 Quadratmetern Verkaufsfläche ist der Laden klein, aber auch entsprechend gemütlich. Die Verbindung von Kunst und Handwerk scheint dem Publikum zu gefallen. «Ich habe den Eindruck, dass diese kleinen, ungewöhnlichen Läden gut ankommen», so die jüngere der Schwestern. In Zeiten, wo grosse Einkaufsmeilen immer mehr zum Einheitsbrei verkommen, sind solche Läden in Dörfern durchaus eine Bereicherung.

Mehr Infos: www.countdown365.ch

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