Martin Uebelhart
Im regionalen öffentlichen Verkehr stellen die Transportunternehmen wie Zentralbahn (ZB) oder Postauto die Angebote aufgrund der Bestellung der Kantone bereit. Allein aus den Ticket- und Abo-Einnahmen lässt sich dies nicht finanzieren. Der Bund und die Kantone leisten zusätzliche Zahlungen. Im Kanton Obwalden etwa waren das 2019 3,8 Millionen Franken. Für 2020 habe der Kanton 3,2 Millionen Franken budgetiert, wie Volkswirtschaftsdirektor Daniel Wyler auf Anfrage sagt. Die Budgetzahlen seien tiefer als die Rechnung 2019, weil die Zentralbahn in den Vorjahren gute bis sehr gute Ergebnisse habe erzielen können. Die Verträge mit den Transportunternehmen würden jeweils auf zwei Jahre abgeschlossen. «Wir konnten für die Jahre 2020 und 2021 viel bessere Konditionen für Obwalden aushandeln», sagt Daniel Wyler.
Bloss: Die budgetierten Beträge werden aufgrund der Auswirkungen der Coronapandemie nicht mehr ausreichen. Im Schnitt seien rund 30 Prozent weniger Pendler und im Freizeit- und Tourismusverkehr bis 50 Prozent weniger Personen mit der Zentralbahn unterwegs gewesen, hält Wyler fest. Das unterstreichen auch die Zahlen der Zentralbahn, die sie auf Anfrage bekanntgibt. Im Jahr 2020 hat sie auf ihrem gesamten Netz 100,78 Personenkilometer geleistet. 2019 waren es mit 190,75 Millionen fast doppelt so viel. Der Wert berechnet sich aus der Anzahl der beförderten Personen und dem Weg, den diese zurücklegen.
Zentralbahn rechnet weiterhin mit geringerem Passagieraufkommen
Die neuesten Zahlen stammen aus dem Januar dieses Jahres: Der Rückgang bei den Personenkilometern beträgt im Vergleich zum Vorjahr 49 Prozent. «Die allgemeinen Tendenzen gehen davon aus, dass nach Corona vermehrt weiterhin aus dem Homeoffice gearbeitet wird», sagt ZB-Mediensprecher Thomas Keiser. Daher gehe das Unternehmen für 2021, auch abhängig von den Schutzmassnahmen, nicht vom Vorjahresniveau aus. «Im internationalen Geschäft können wir je nach Entwicklung der Pandemie und den Reisevorschriften ab Herbst mit Gästen aus Übersee rechnen», so Keiser weiter. Aus aktueller Sicht rechne die ZB jedoch weder im 2021 noch im 2022 mit einem Passagieraufkommen wie vor Corona. Dieses Niveau werde gemäss heutiger Nachfrageszenarien in absehbarer Zeit nicht erreicht.
Die Abgeltung der Kantone beruhe auf der effektiv erbrachten Leistung sowie auf den bestellten Angeboten. «Viele Pendler sind wegen Corona auf den Individualverkehr umgestiegen. Sie sind mit dem Auto, dem Töff oder auch mit dem Velo unterwegs», sagt der Volkswirtschaftsdirektor. Andere Leute wiederum arbeiteten von zu Hause aus. «Wenn sie ein Monats- oder Jahresabo haben und dieses nicht mehr lückenlos erneuern, fehlen diese Einnahmen ebenfalls», betont Wyler.
Zwei Millionen mehr für den ÖV im Jahr 2021
«Das alles schlägt direkt auf die Kantonsfinanzen durch», sagt er. «Für 2020 rechnen wir mit einer Zusatzzahlung beim öffentlichen Verkehr von rund einer Million Franken, für 2021 gehen wir von gegen zwei Millionen aus», umreisst Wyler die Mehrbelastung für die Staatsfinanzen. Eine Mehrbelastung, an die man nicht gleich zuerst denke. In der Diskussion hätten vor allem andere Massnahmen zur Abfederung der Auswirkungen der Coronakrise gestanden. «Ich denke etwa an die stetig wachsenden Aufwendungen für die Härtefallmassnahmen bei Unternehmen», so Wyler. Jetzt komme auch noch der öffentliche Verkehr auf den Radar.
Die ZB geht laut Keiser von einer Defizitdeckung für 2020 von Bund und den Kantonen Luzern, Bern, Nidwalden und Obwalden im hohen einstelligen Millionenbereich aus. Der Bund werde schweizweit rund 50 Prozent übernehmen.