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Uri

Oboist Heinz Holliger erhält schier endlosen Applaus in Bauen

In der Pfarrkirche St. Idda fand am Sonntag zum zweiten Mal ein Konzert mit dem Klangart-Ensemble unter der Leitung von Heinz Holliger statt. Das teilweise weither gereiste Publikum verdankte es ihm mit grossem Applaus.
Der legendäre Oboist Heinz Holliger gab in der Pfarrkirche St. Idda in Bauen ein Konzert vor vollem Haus.  (Bild: Paul Gwerder (Bauen,30. August 2020))
Heinz Holliger und Marie-Lise Schüpbach begeisterten an der Oboe. (Paul Gwerder (Bauen, 30. August 2020))

Paul Gwerder

Paul Gwerder

Von mediterranem Klima war am Sonntag in Bauen nichts zu spüren, denn das Wetter war hundsmiserabel und die Temperatur kaum über zehn Grad. Trotzdem fiel auf, dass zwei Feuerwehrleute gegen 14 Uhr den Verkehr regelten und die Autos auf die Parkplätze wiesen. Von dort zogen die Menschen Richtung Pfarrkirche St. Idda, denn dort gab der berühmte und legendäre 81-jährige Oboist und Komponist Heinz Holliger zum zweiten Mal nach 2019 ein Konzert. Einer der Besucher des Konzertes war Josef Schuler. «Ich höre gerne zeitgenössische Musik und die Dätwyler Stiftung, dem er als Stiftungsratsmitglied angehört, hat das Konzert finanziell unterstützt», erklärte Schuler. Weiter als Sponsoren traten auf: Der Kanton Uri, die Gemeinde Bauen, die Urner Kantonalbank sowie die Migros.

Heinz Holliger gehört zu den aussergewöhnlichsten Musikerpersönlichkeiten unserer Zeit. Er studierte in Bern, Paris, und Basel Oboe, Klavier und Komposition. Nach ersten Preisen in Genf und München beginnt für Holliger eine unvergleichliche Karriere als Oboist. Als Dirigent arbeitet er seit vielen Jahren mit weltweit führenden Orchestern.

Mozart und Dvoráks begeisterten das Publikum

Kurz vor 15 Uhr, als die zwei Frauen und sechs schwarzgekleideten Musiker unter der Leitung von Heinz Holliger zu den Instrumenten griffen, wurde es mucksmäuschenstill in der voll besetzten Kirche, in welcher alle Musikliebhaber wegen dem Coronavirus Masken tragen mussten. Das Klangart-Ensemble, welches aus international tätigen Musikerinnen und Musikern besteht, spielte als Erstes das Meisterwerk von Wolfgang Amadeus Mozart, das schnelle und lebhafte Allegro Maestoso. Dies war ein besonderes Klangerlebnis, denn die wunderschöne Kirche wurde voll von dieser Musik ausgefüllt. Auch 200 Jahre nach dem Tod von Wolfgang Amadeus Mozart hat das Adagio von seiner Faszination noch nichts eingebüsst und die Gäste dankten dies danach mit einer Standing Ovation.

Bei der Serenade d-Moll op. 44 von Antonín Leopold Dvorák waren zehn Blasinstrumente sowie ein Violoncello und ein Kontrabass beim Ensemble dabei. Dabei faszinierten die Bläser mit ihrer Klangvielfalt. Dvoráks Musik zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass er stets Elemente der Volksmusik mit einfließen liess. Das Klangart-Ensemble spielte hochprofessionell bis zum letzten Ton. Dafür bekamen sie einen Applaus, der nicht aufzuhören schien bis sich die Musikerinnen und Musiker entschlossen, noch einmal das Minuetto von Antonín Dvorák zu spielen.

Fachkundige Gäste kamen von weit her

Ein Ehepaar, das besonders stark applaudierte kam aus Deutschland. «Wir sind von Bonn angereist, um Heinz Holliger und sein Ensemble zu hören und zu sehen. Bisher kannten wir die Musik vom Oboisten Holliger nur von Schallplatten. Und wir haben heute keine Minute bereut, dass wir den weiten Weg in die Schweiz gefahren sind», war sich das Ehepaar nach dem Konzert einig.

Neben Heinz Holliger spielte noch Marie-Lise Schüpbach das gleiche Instrument. Sie spielt ebenfalls hochprofessionell, denn sie hat schon beim Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in München gespielt. «Ich kann heute noch jeden Tag etwas vom berühmten Heinz Holliger lernen, denn er ist ein Zugpferd, das den Ton und das Tempo beim Spiel angibt», betonte Schüpbach.

Und alle Musiker vom Ensemble sind sich einig, dass die Kirche in Bauen sich hervorragend für ein Konzert eignet, sofern sie voll ist. Sonst verliert sich die Musik im leeren Raum. Und der grosse Meister sagte nach dem Konzert: «Ich bin heute wieder sehr gerne nach Bauen gekommen, denn dies ist ein wunderschöner Ort auch wenn es einmal hier regnet.» Auf sein Alter angesprochen, sagte Heinz Holliger: «Heute spielt es für mich sehr leicht und ich muss sogar etwas weniger üben als früher.» Und fügt an:

«Musikalisch gesehen kann jeder Mensch bis ins hohe Alter spielen, denn das sind noch lange keine Greise, jedoch gibt es schon ganz junge Menschen, die spielen Musik eher wie ein Greis.»

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