notifications
Zug

Oberwil: Der Kirchenchor beherrscht sein Element

Gemeinsam mit einem Ad-hoc-Orchester hat der Kirchenchor Bruder Klaus erneut ein stimmungsvolles Programm erarbeitet. Unter der Leitung von Armon Caviezel erklangen Werke von Mozart, Albinoni und Mendelssohn.
Der Kirchenchor Bruder Klaus lud zum Kirchenkonzert. (Bild: Maria Schmid (Oberwil, 6. Januar 2019))

Jürg Röthlisberger

Schon eine halbe Stunde vorher war die Kirche Bruder Klaus in Oberwil fast voll, und bei Konzertbeginn gab es kaum mehr ­einen freien Platz. Man freute sich ein weiteres Mal auf einen wohl vorbereiteten und engagierten Chor, auf ein gut eingespieltes Ad-hoc-Orchester mit den immer etwa gleichen musikalischen Kräften und auf Solisten, die grösstenteils schon mehrfach in Oberwil aufgetreten sind.

Wie immer bei solchen Konzerten hatte der Chor unter der Leitung von Armon Caviezel in der Vorbereitung die Hauptarbeit geleistet. Durch einige Zuzüger verstärkt, stand im Altarraum ein Klangkörper von ungefähr fünfzig Mitwirkenden. Schon beim allerersten Lied, «Abendruh» von Wolfgang Amadeus Mozart, überzeugten ein homogener Gesamtklang, eine tadellose Intonation und eine durch die etwas trockene Akustik unterstützte gute Sprachverständlichkeit. Diese Qualitäten gelangen auch bei zwei wesentlich schwierigeren Gesängen von Felix Mendelssohn-Bartholdy, wo sich der harmonische Reichtum bis in die Achtstimmigkeit ausweitete.

Eine Vereinigung für den Höhepunkt

Unter sich waren die Orchesterleute mit dem Konzert für Oboe und Streicher des italienischen Barockkomponisten Tomaso Albinoni (1671–1751). Die Solistin Yoko Jinnai beeindruckte durch eine lebendige Klangkultur mit makelloser Gestaltung. Besonders im Mittelsatz hätte man ihr aber gerne etwas mehr Volumen gegönnt. Zwei Kirchensonaten aus der Salzburger Zeit des jungen Mozart, so wie das «Ave verum» aus seinem letzten Lebensjahr bildeten die Überleitung zum eigentlichen Hauptwerk: Das war Mozarts C-Dur-Messe, KV 337. Hier vereinigten sich alle Mitwirkenden: der verstärkte Kirchenchor Bruder Klaus Oberwil/Zug, die Streicher und Bläser des Orchesters, sowie die vier Vokalsolisten.

Die Mozart-Messe KV 337 wurde später von der Nachwelt als «Missa solemnis» bezeichnet, was aber eigentlich falsch ist; denn auch bei KV 337 musste sich der Komponist mit einer von der Gottesdienstordnung strikte vorgegebenen Länge als «Missa brevis» begnügen. Ähnliche Vorstellungen einer angemessenen Gottesdienstdauer sind auch für die heutige Liturgie aktuell. Neben dem unbestrittenen musikalischen Gehalt ist dies wohl der Hauptgrund, warum fast jeder Kirchenchor eine oder mehrere der frühen kurzen Mozartmessen einstudiert hat und sie auch immer wieder zur Aufführung bringt.

Ein weiteres Mal beeindruckte der Kirchenchor durch eine klare Gestaltung, und mit wenigen Ausnahmen (Mittelstimmen am Schluss des Kyrie) durch eine sichere Beherrschung des doch recht umfangreichen und anspruchsvollen Notentexts. Präzise gelang die Verbindung zum Orchester. Im Piano hielten sich die Instrumentalisten angemessen zurück, so dass etwa das «Crucifixus» zu den eindrücklichsten Momenten des ganzen Konzerts gehörte. Nur im Forte übertönte das Orchester manchmal die mittleren und tiefen Stimmen des Chors, und der Sopran wirkte dann etwas isoliert.

Lebendig gestaltete die Sopranistin Maria Gianella – trotz akustisch schlechter Position direkt hinter den Pauken – verschiedene längere Einsätze, welche stimmungsmässig einzelne Elemente der späteren grossen Opern vorausnahmen. Franziska Schnyder, Alt, Georg Fluor, Tenor, und der Bassist Alvin Muoth mussten sich mit wenigen kurzen Einwürfen begnügen. Es war wohl suboptimal, sie manchmal nur für ein paar Töne an den seitlichen Bühnenrand treten zu lassen, unterbrochen von viel längeren Wartezeiten halb hinter dem Altar.

Verdankt und mit grossem Applaus bedacht wurde Romana Pezzani, die nach genau 25 Jahren das Amt der Konzertmeisterin abgibt. Ihre Nachfolgerin ist die im Kanton Zug aufgewachsene Helen Steinemann.

Kommentare (0)