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Obwalden

Ob- und Nidwaldner Bauern lernen Gefahren auf dem Hof kennen

Bauernkinder haben ein drei- bis viermal höheres Risiko als andere Kinder, Opfer eines tödlichen Unfalls zu werden. Ein Kurs in Giswil informierte über Kindersicherheit in der Landwirtschaft.
Kursteilnehmer diskutieren mögliche Gefahren für Kinder rund um Landwirtschaftsfahrzeuge. (Bild: Franziska Herger (Giswil, 20. November 2018))

Franziska Herger

Auf dem Bauernhof aufzuwachsen, umgeben von Feldern und Tieren und unzähligen Gelegenheiten zum Erforschen und Entdecken, ist für Kinder paradiesisch. Doch in der Idylle lauern auch Gefahren. «Das Risiko eines tödlichen Unfalls ist für ein Bauernkind drei- bis viermal höher als für ein Kind, das nicht in der Landwirtschaft aufwächst», sagt Cornelia Stelzer.

Die Solothurnerin, selbst Mutter einer bald fünfjährigen Tochter, leitete am Dienstag auf dem landwirtschaftlichen Lehrbetrieb des Berufs- und Weiterbildungszentrums (BWZ) in Giswil einen Kurs zur Kindersicherheit auf dem Bauernhof. In dem dreistündigen Kurs, angeboten von der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) und den landwirtschaftlichen Beratungsdiensten von Obwalden, Nidwalden und Uri lernten zwei Bäuerinnen und acht Bauern aus allen drei Kantonen die häufigsten Gefahrenquellen für Kinder in der Landwirtschaft kennen und vermeiden. Der Bauernberuf sei hier einzigartig, führte Cornelia Stelzer aus: «Arbeiten und gleichzeitig Kinder hüten, das macht sonst niemand.»

Richtig zu reagieren lernt ein Kind erst spät

Die meisten der Teilnehmer haben Kinder. Einige bilden Lehrlinge aus, haben häufig Kinder zu Gast auf dem Hof oder führen ein Alprestaurant. «Ich möchte lernen, wie die Kinder Gefahren wahrnehmen, die uns manchmal offensichtlich vorkommen», sagte etwa Martin Aufdermauer, Vater zweier Kinder aus Kerns. Cornelia Stelzer beantwortete die Frage mit einer Grafik eines menschlichen Gehirns. «Die Steuerungszentrale im präfrontalen Kortex reift erst im Alter zwischen 12 und 22 Jahren vollständig heran», erklärte sie. «Das heisst, Kinder und Jugendliche lernen erst in diesem Alter, in komplexen Situationen richtig zu entscheiden.»

Ans Praktische ging es auf dem Rundgang über den landwirtschaftlichen Lehrbetrieb. Die Teilnehmer fanden eine ganze Menge möglicher Gefahrenquellen für Kinder. So könnte ein Kleinkind etwa direkt unter dem Gatter durch ins Kälbchengehege schlüpfen, einer Kuh zu nahe kommen oder vom «Obergaden» stürzen. Solche Bereiche des Stalls seien besonders schwer zu sichern, sagte Cornelia Stelzer. «Man kann keinen Betrieb hundert Prozent kindersicher machen, dann ist man auf dem Niveau eines Zoos. Es empfiehlt sich daher, den Zutritt zum ‹Obergaden› etwa mit einem Tor zu versperren oder den Stall mit einer Kette oder einem rot-weissen Band abzusperren.»

Beim Losfahren immer denken «Wo ist mein Kind?»

Auch spitzige, scharfe oder instabil positionierte Werkzeuge können den Kleinen zum Verhängnis werden. Cornelia Stelzer hielt ein giftiges rosa Putzmittel in die Höhe. «Diese Farbe gefällt Kindern natürlich. Solche gefährlichen Gegenstände sollten in einem Kasten und hoch auf dem Regal aufbewahrt werden.» Auch der Palletroller, der von Kindern gerne als Trottinett missbraucht werde, sei möglichst ausser Sicht von Kindern aufzubewahren. Doch die meisten Unfälle passierten im innerbetrieblichen Verkehr, führte Stelzer aus. «Es ist daher wichtig, vor dem Losfahren mit dem Traktor immer noch zu denken ‹Wo ist mein Kind?›.»

Monika Niederberger, Mutter dreier Kinder aus Alpnach, nahm wertvolle Informationen aus dem Kurs mit nach Hause. «Ich werde zu Hause herumlaufen und schauen, wie sicher wir gefährliche Gegenstände bei uns aufbewahren. Und wir werden im ‹Heugaden› ein Törchen installieren, damit die Kinder keinen Zugang haben», führte die Bäuerin aus.

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