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Nidwalden

Zurückgetretener Regierungsrat Ueli Amstad: «Die zehn Jahre gaben mir viel»

Er war der erste Regierungsrat der SVP im Kanton und trat Ende Juni ab. Ueli Amstad schaut nach vorn – aber auch zurück auf die Zeit im Landwirtschafts- und Umweltdepartement.
Ueli Amstad unterwegs im Klettersteig Fürenalp. (Bild: Corinne Glanzmann (Engelberg, 4. Juli 2018))

Martin Uebelhart

«Ich gehe jetzt gerne zurück ins Volk», sagt Ueli Amstad zum Ende seiner Regierungszeit. Er hat dabei das Bild vor Augen, das er als Gast an der Landsgemeinde von Appenzell Innerrhoden erleben durfte. «Dort müssen die Regierungsräte bei der Wahl von der Bühne hinunter ins Volk und dürfen erst wieder hinauf, wenn sie gewählt sind.» Zehn Jahre war Ueli Amstad in der Nidwaldner Regierung und stand in dieser Zeit der Landwirtschafts- und Umweltdirektion vor. «Ich habe mir sehr gut überlegt, ob ich jetzt zurücktreten will», sagt der 59-Jährige im Gespräch. «Vier Jahre hätten zwar noch gut gepasst», meint er. Er habe alles mit der Familie diskutiert und entschieden. «Man muss auch auf sich selbst hören und auf die Gesundheit achten», hält er fest. Am Ende habe er alles in die Waagschale geworfen und sich für den Rücktritt entschieden.

Er nimmt sich nun etwas Zeit, um sich zu überlegen, was er alles machen wolle. Mindestens bis Ende Jahr nehme er nichts Neues an. Dann wolle er schauen, ob er in seinem angestammten Beruf als Elektromeister wieder tätig werde. «Oder vielleicht mache ich auch etwas ganz anderes», sagt er. «Ich bin in der glücklichen Lage, dass ich arbeiten darf, aber nicht muss.» Gleichwohl seien die kommenden Monate schon ausgefüllt. «In der Familie haben sie mich schon etwas verplant», meint er lachend. Von der einen Tochter sei er für die Renovation der Wohnung engagiert worden. Er hat zudem das OK-Präsidium für das Urschweizer Trachtenfest in Beckenried im Jahr 2020 übernommen. «Und ich setze mich als Präsident eines Vereins Acta Morschfeld für die Renovation einer vom Zerfall bedrohten, unter Denkmalschutz stehenden Alphütte in der Nähe des Brisenhauses ein», erzählt er. Das werde ihn in den nächsten Jahren bestimmt auch beschäftigen. Mehr Zeit nehmen will er sich auch für sein grosses Hobby, das Bergsteigen und Klettern.

In der Regierung gut aufgenommen worden

Auf die Regierungsbühne – um beim Bild zu bleiben – hat es Ueli Amstad 2008 geschafft, bei der Ersatzwahl für Paul Niederberger, der in den Ständerat gewählt worden war. Er war der erste Nidwaldner Regierungsrat der SVP, die damals auf Kosten eines CVP-Sitzes in das Gremium kam.

Er gehörte 2002 zu den sieben SVP-Kandidaten, die beim ersten Antreten der Partei den Sprung ins Parlament schafften. Amstad übernahm das Amt des Fraktionschefs. «Wir waren alle neu, motiviert und mussten einiges lernen», hält er fest. «Als ich in den Regierungsrat kam, war es einfacher», sagt er. Man habe die Leute und die Abläufe schon gekannt. «Ich bin gut aufgenommen worden.» Gleichwohl sei der Start happig gewesen. «Kaum im Amt hatte ich mit Rutschungen im Steinbruch Obermatt zu tun, die auch Wellen im See Richtung Weggis und Vitznau ausgelöst und Schäden verursacht hatten.» Auch medial habe dieses Thema einigen Niederschlag erhalten. Auf dieses Ereignis sei eine Aktion des Vereins gegen Tierfabriken in Zusammenhang mit der Schweinehaltung gefolgt.

Austausch mit Landwirten und Bauernverband

«Ich durfte mithelfen, die grössten Flächen im Kanton zu verwalten», sagt Ueli Amstad mit Blick auf Landwirtschaftsland, Wälder und Seegebiet. «Die Landwirtschaftspolitik ist weitgehend vom Bund vorgegeben», räumt er ein, etwa die Administration der Direktzahlungen. Mit dem kantonalen Rahmenkredit von derzeit 6 Millionen Franken für vier Jahre habe man einen kleinen Spielraum, um kantonale Besonderheiten zu unterstützen. «Wir stellen die produzierende Landschaft in den Vordergrund und schauen unter anderem auch zu den Hochstämmern», zählt Amstad als Beispiele auf. Und wesentlich sei für den Kanton die auf Grasland basierende Milch- und Fleischproduktion. «Gerade bei der Agrarpolitik des Bundes 2014 bis 2017 hatte es einige Umwälzungen gegeben und wir mussten das Ganze umsetzen». Das habe gut funktioniert, nicht zuletzt dank des guten Einvernehmens mit dem Bauernverband und dem Austausch mit den Landwirten. «Wenn die Leute genau wissen, worum es geht, ist es einfacher, Änderungen durchzubringen. Wie beispielsweise auch im Bereich Umweltschutz.» Vieles sei Vollzug von Bundesvorschriften.

Aufholen bei der Schutzwaldpflege

Besonders am Herz liegt ihm der Wald. «Die Schutzfunktion des Waldes wird unterschätzt», sagt er. Von den Naturgefahren her sei Nidwalden ein extremer Kanton. 60 Prozent des Waldbestandes seien Schutzwälder. «In diesem Bereich haben wir viel machen können, doch hat sich auch der Spardruck der vergangenen Zeit ausgewirkt», betont Ueli Amstad. Man müsse bei der Schutzwaldpflege wieder etwas aufholen und auf den normalen Durchschnitt der jährlich gepflegten Hektaren kommen. «Der Schutzwald ist zehnmal kostengünstiger als jede Verbauung», hält er fest. Wichtig sei auch, dass man die ausgewiesenen Forstfachleute im Kanton bei der Stange halten könne.

Gefreut hat ihn der Abschied in seinem Departement Ende Juni. «Am Donnerstag schenkte mir der Forst auf der Alp Morschfeld ein ‹Ruhebänkli›». Und an seinem letzen Arbeitstag wurde er mit einem alten Bührer-Traktor durch Stans gefahren, musste in einem Bach Wasserproben nehmen und anschliessend im Verwaltungsgebäude auf jeder Treppenstufe eine fachliche Frage beantworten.

«Kritisieren ist das eine, man muss auch etwas beitragen können», sagt Ueli Amstad zu seiner Motivation in die Politik zu gehen. «Ich wollte mithelfen und mitgestalten.» Er halte dies auch für eine wesentliche Bürgerpflicht. «Es wäre schade gewesen, wenn ich nicht politisch aktiv geworden wäre.»

Unser politisches System habe ihn immer mehr überzeugt. «Man muss sich stets bewusst sein, dass das Volk die höchste Instanz ist und wir für die Nidwaldnerinnen und Nidwaldner da sind.» Zuhören und die richtigen Schlüsse ziehen müsse ein Magistrat können, meint er rückblickend. Dazu sei auch wichtig, dass man auf die Leute zugehe. «Die zehn Jahre haben mir viel gegeben und ich bin stolz auf unser Nidwalden.»

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