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Nidwalden

Zauberei ist die Bestimmung dieses Hergiswilers

Pierre Greiner sieht ein Zeitungsinserat und wird «Magic Pierre».
Pierre Greiner weiss, wie man die Sinne täuscht. (Bild: Christian Tschümperlin (Hergiswil, 27. Januar 2020))

Christian Tschümperlin

Um die Kunst der Vorsehung ranken sich viele Geheimnisse. Schon die alten Griechen liessen sich der Legende nach vom Orakel von Delphi die Zukunft prophezeien und sogar Napoleon soll einer Wahrsagerin vertraut haben. Pierre Greiner aus Hergiswil zückt ein Set französische Karten. Ein Zuschauer wird aufgefordert, seinen Vornamen auf eine Visitenkarte des Zauberers zu notieren und daneben eine siebenstellige Zahl. «Bei Frauen handelt es sich dabei oft um ihre Telefonnummer», scherzt Greiner. Er notiert seinerseits verdeckt etwas auf die Visitenkarte. Mit Argusaugen verfolgt das Publikum das Schauspiel. Jetzt darf der ausgewählte Zuschauer die Karten mischen und abheben. Greiner fährt mit seinen flinken Händen durch den Stapel. Zwei Mal soll der Zuschauer «Stopp» rufen. Mit einer bedeutungsvollen Bewegung zieht Greiner die «Stopp-Karten» und deckt die Visitenkarte auf. Die im Voraus notierten Zeichen und Zahlen stimmen mit den gezogenen Karten überein. «Denkst du, dass du einen freien Willen hast?», sagt Greiner in das verwunderte Gesicht des Zuschauers.

Zauberer wird man nicht von heute auf morgen. «Ich habe oft vor meiner Familie geübt und viele Fehler gemacht.» Doch es hat sich ausgezahlt. Seit rund dreissig Jahren steht Greiner auf der Zauberbühne, besuchte viele Seminare, Workshops und Zauberkongresse. In seinem Büro reiht sich inzwischen ein Schatz von vielen Büchern und DVDs aneinander. Sie tragen vielsagende Namen und handeln von der Geschichte der Zauberei, der Theorie und Praxis oder der Schauspielerei. Seine Nachbarn wissen Bescheid. Sie kamen bereits in den Genuss von privaten Vorstellungen.

Greiner hat sich auf Tischmagie und Salonmagie spezialisiert. «Die Tischmagie ist anspruchsvoll, weil die Zuschauer ganz nah dran sind und den Trick aus allen Blickwinkeln verfolgen können», sagt er. Sorgen deswegen macht sich Greiner heute aber keine mehr. Er erinnert sich an einen Mann, der ihm beim Zaubern direkt über die Schultern schaute. «Nach 5 Minuten gab er auf, weil er nichts entdecken konnte.»

«Wir tun Dinge, die es in der realen Welt nicht gibt»

Die Illusionen von Greiner sind so echt, dass man meinen könnte, es handle sich dabei um tatsächliche Magie. «Oft kommen die Leute nach der Vorstellung zu mir und fragen mich, ob ich wirklich zaubern kann.» Im Mittelalter hat das den Kirchenleuten eine Höllenangst eingejagt, wie Greiner berichtet. «Etliche Zauberkünstler wurden verfolgt und verbrannt.» Mutige Leute gaben die Tradition aber weiter und so hat sie bis heute überlebt. Die Anfänge dieser Kunst reichen weit zurück: «Man kannte sie schon im alten Ägypten. Das weiss man aus den Hieroglyphen» Greiner muss dabei an die Verwandlung von Moses Stab in eine Schlange denken.

Verraten will er seine Geheimnisse natürlich nicht, dies verlangt der Ehrenkodex des magischen Rings der Schweiz. Nur so viel: «Ein Musiker spielt Musik, ein Maler bringt Bilder zu Papier und wir tun Dinge, die es in der realen Welt nicht gibt.» Wie andere Künste will auch die Zauberei unterhalten. Ein Zauberer tut nicht das, was man glaubt, dass er es tut. David Copperfield etwa liess die Freiheitsstatue verschwinden, wanderte durch die Chinesische Mauer oder brach aus dem Gefängnis Alcatraz aus. «Das sind uralte Illusionen, die Copperfield einfach im grossen Massstab anwendet.» Seine Grossillusionen seien enorm aufwendig.

Kinder sehen mehr als Erwachsene

Der Siegeszug des Internets ging auch an der Zauberei nicht spurlos vorüber. «Früher hat man das ganze Dorf zusammengetrommelt, wenn ein Zauberer vorbei kam.» Heute kenne man viele Kunststücke bereits aus Youtube oder dem Fernseher. Deshalb fokussiert sich Greiner auf Firmenevents oder Geburtstage in der ganzen Schweiz. In seiner Tätigkeit beobachtet er, dass Kinder «mehr» sehen als Erwachsene. «Denn sie können ihre Gedanken noch ausschalten.»

«Magic Pierre» stammt ursprünglich aus Montreux. Er erinnert sich, wie sein Vater damals fasziniert den vermeintlichen paranormalen Uri Geller im Fernsehen verfolgte. Dieser verbog vor Weltpublikum Löffel und liess kaputte Uhren wieder anspringen. So auch die Uhr seines Vaters. «Später erzählte mir ein Uhrenmacher, dass das Reiben und Schütteln das Uhrwerk wieder in Gang setzt.» Und die verbogenen Löffel? «Bei so vielen Zuschauern gibt es immer ein paar, die sich das einbilden und dann im Fernsehen anrufen. Gellers Löffel waren aber präpariert», sagt er mit charmantem französischen Akzent.

Dass Greiner zum Zauberer wurde, verdankt er der Zeitung Blick. «Als Informatiker war ich häufig zwischen Luzern und Bern unterwegs. 1986 lag bei der Rückreise nach Luzern ein Exemplar auf der Sitzbank.» Da stand nur Zauberschule Zürich und eine Telefonnummer. Er rief an, nahm eine erste Stunde, bestand nach zwei Jahren den Test zur Aufnahme in den magischen Ring und der Rest ist Geschichte. Heute ist Greiner überzeugt: «Das war Schicksal!»

Wenn Sie sich für die Arbeit von Pierre Greiner alias Magic Pierre interessieren, finden Sie entsprechende Informationen auf www.magic-pierre.ch oder auf www.lernen-zaubern.ch.

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