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Nidwalden

Wenn die Zeit reif ist fürs Beckenrieder Älplerfest

An der Beckenrieder Älplerchilbi sind Älplermädchen fein herausgeputzt und die Butzi so wild wie kaum anderswo.

Die Beckenrieder Kirche ist am vergangenen Sonntag mit Äpfeln, Birnen Nüssen, Kürbissen und Herbstblumen wunderschön geschmückt. Alle Glocken läuten, und die stolzen Älpler ziehen mit ihren fein herausgeputzten Mädchen und Frauen – begleitet von der Feldmusik und Fahnenschwingern – zum Erntedank Festgottesdienst in die Kirche ein. Einzig die wilden Butzis in ihren mit struppigen Flechten übersäten «Hudlä» haben hier gar nichts verloren. Selbst ihre Knallfrösche müssen sie noch eine ganze Weile verstecken.

Das Wort haben erst einmal Pfarrer Daniel Guillet und Festprediger Hans Imboden. Imboden mahnt denn die festlich gelaunten Frauen und Männer zu Geduld: «Es gibt für alles eine Zeit, zuerst für die Älplerchilbi-Predigt und den Erntedank ... und später durchaus auch fürs Fest und die deftige ‹Dorfchlag›.» So wolle es auch die Natur, meint Imboden: «Wenn Älpler-Hauptmann Guido May etwas anpflanzen will, muss er darauf achten, dass die Zeit dafür auch reif ist.» Alles zuerst reifen zu lassen, sei doch ein gutes Mittel fürs Leben.

Wilde Butzi und ein «Säntä Veh»

Und wie dann sogar der Prediger verkündet, dass jetzt genug gebetet und Zeit fürs «Fäscht» sei, lassen die Butzi die Petarden knallen. Was die beiden Wilden nun – zum grossen Spass von Gross und Klein – anstellen, geht auf keine Kuhhaut: Alte Schränke und Stühle schlagen sie kurz und klein. Mit «Töffli» und Schlitten «rabauzen» sie durch die Menge und manch übermütiger Knabe bekommt ihren Tannenwedel zu spüren. Nur im schönsten Moment der ganzen Beckenrieder Älpler-Chilbi – wenn ein in Nidwaldner und Schweizer Farben blumig und wunderschön geschmücktes «Säntä Veh» über den Dorfplatz zieht, bleibt sogar diesen wilden Gesellen die Spucke weg.

Und später, wenn die Kuhglocken verstummt sind, haben der «Griänäwoud Sepp» und sein «Chläger» Beat Ryser das Wort. Vor ihren spitzen Zungen ist nichts und niemand sicher: Sogar über alle Meere schauen sie: «S Amerika ... der Blond am Ruäder, g’findt s Ängland etz --- dr ähnlich Bruäder. Beed ... diä gliche Schtiärä-Grindä, wettid s Vouch ... a d’ Leine bindä.» Aber auch über Nahes wird geklagt. So meldet sich der letzte alte «Chleewä-Mungg» zu Wort. Erklärt seinem Jungen: «Diä liäbä Bähndler ... wettid gäärä diä einzige sey ... das muäsch begreyffä, wo usem letschtä Loch chend pfeiffä!»

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