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Nidwalden

Verkehrsregime für Kehrsitenstrasse löst Kontroversen aus

Während der Bauarbeiten ist die Kehrsitenstrasse gesperrt. Das Regime mit Shuttle führte unter den Bürgern zu vielen Fragen und auch kritischen Voten. Das letzte Wort dürfte noch nicht gesprochen sein.
Die Kehrsitenstrasse soll saniert werden. (Bild: PD)

Matthias Piazza

«Eine Herzoperation kann nur unter Vollnarkose des Patienten durchgeführt werden», stimmte Baudirektor Josef Niederberger die Kehrsiter zu Beginn der Orientierungsversammlung am Montagabend auf das geplante Transportregime des Kantons ein. Für rund 16,4 Millionen Franken wird während rund eines Jahres die Kehrsitenstrasse saniert. Sie bekommt einen besseren Steinschlagschutz, zusätzliche Ausweichstellen, einen Amphibienschutz, auch die Mauern werden verstärkt. Doch dies alles sei ohne Vollsperrung nicht möglich.

Das Konzept für die Erschliessung während der Bauzeit setzt im Wesentlichen auf eine Schiffsverbindung.

Ein Schiffshuttle mit einer Kapazität von bis zu 100 Personen transportiert zwischen Kehrsiten Dorf und Stansstad zwischen etwa 5.40 Uhr und Mitternacht werktags Leute im Stundentakt. In Stansstad bestehen Zugsanschlüsse Richtung Stans und Luzern. An den Wochenenden ist der Fahrplan etwas reduziert.In Stansstad, im Gebiet Garnhänki, sind Parkplätze geplant, für die Autos der Kehrsiter.In Kehrsiten selber ist der Velo- und Töffverkehr zugelassen, ebenfalls private Autofahrten zur Schifflände. Für Personen, welche den Weg zur Schifflände nicht bewältigen können, ist ein Rufbus mit einer Kapazität von maximal acht Fahrgästen vorgesehen.In Stansstad kann das bereits heute vorhandene Betreuungsangebot für die Kehrsiter Schüler mit Mittagstisch genutzt werden.Die Post wird auf einer Briefkastenwand bei der Schifflände in Kehrsiten bereitgestellt.Währendrund zehnZeitblöcken, so zwischen Weihnachten und Neujahr, während der Fasnachts- und Osterferien oder an Feiertagen, ist die Strasse für den privaten Motorfahrzeugverkehr offen und der Betrieb des Schiffshuttles eingestellt.

Richard Blättler vom kantonalen Amt für Mobilität sprach von einem zumutbaren Regime. So würden rund 40 Prozent der Bevölkerung die Schifflände Kehrsiten innert fünf Minuten zu Fuss erreichen. Auch für ausserplanmässige Ereignisse sei das Transportkonzept ausgelegt. Ist ein Kühlschrank defekt, gelangt der Servicemonteur mit Kleintransporter auf Anmeldung per Nauentransport nach Kehrsiten.

Wie kommt der über Internet bestellte Hochdruckreiniger nach Kehrsiten? Das Paket wird an ein Depot in Stansstad geliefert und gelangt bei der nächsten Strassenöffnung zum Empfänger. Alternativ kann der Besteller das Paket in Stansstad abholen und mit dem Shuttle nach Kehrsiten transportieren.

Mindestens eine halbe Million Umsatzeinbussen

Das Konzept führte im gut gefüllten Stansstader Gemeindesaal zu Kontroversen. Eine Geschäftsfrau sprach von empfindlichen Einbussen, weil sie mit diesem Shuttlebetrieb in ihrer Mobilität sehr eingeschränkt sei oder im schlimmsten Fall gar nicht mehr nach Hause käme. Sie forderte eine alternative Übernachtungsmöglichkeit oder einen privaten Bootsplatz. Eine andere Einwohnerin verlangte, dass die Zeiten für die Bauarbeiten besser ausgenutzt würden, um so die Dauer der Strassensperrung zu verkürzen. Nathalie Hoffmann, Präsidentin von Gastro Nidwalden und Wirtin des Seehotel Baumgarten in Kehrsiten, sorgt sich um ihre Hotelgäste und Lieferanten, sprach von Umsatzeinbussen von mindestens einer halben Million Franken. «Der Kanton macht es sich zu einfach», lautete ihre Kritik.

Ein anderer Zuhörer sprach summarisch von einem mageren Angebot für die Landwirtschaft und das Gastgewerbe. «Der Kanton verhängt uns faktisch ein Ausgangsverbot während 15 Monaten. Das ist kein Konzept», enervierte sich ein weiterer Bürger. Von einem minimalen Konzept auf Buckel der Einwohner war die Rede. Baudirektor Josef Niederberger und Richard Blättler wiesen im Verlaufe der hitzigen Debatte mehrfach daraufhin, dass es sich um einen Entwurf handle und solche Rückmeldungen, welche auch nachträglich noch per Mail entgegengenommen würden, in der weiteren Ausarbeitung des Transportregimes berücksichtigt würden.

Einsprache sei der falsche Weg

Regierungsrat Josef Niederberger mahnte am Schluss der Versammlung zur Besonnenheit und bat abermals um Verständnis für die Unannehmlichkeiten. Eine Einsprache gegen das Gesamtprojekt, wie von einem Bürger «angedroht» sei auf jeden Fall der falsche Weg. «Da strafen Sie nicht den Kanton, sondern die Kehrsiter.» Das Bewilligungsverfahren startet Anfang 2019.

Hinweis

Bis Ende September können die Bürger Anregungen einreichen: mobilitaet@nw.ch, Amt für Mobilität, Buochserstrasse 1, Postfach 1241, 6371 Stans.

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