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Nidwalden

So trotzen Ob- und Nidwaldner Skigebiete dem Schneemangel

In niedrigen Lagen sind die Schneebedingungen prekär. Die Skigebiete lassen sich einiges einfallen, um Gäste anzulocken.
Kinder am Tellerlift auf der Klewenalp. (Bild: Corinne Glanzmann (8. Januar 2020))
Die meisten Anlagen im Skigebiet Mörlialp sind in Betrieb. (Corinne Glanzmann, Luzerner Zeitung)

Christian Tschümperlin

Christian Tschümperlin

Aufatmen bei den Schweizer Wintersportgebieten: Die Trendwende bei den Gästezahlen setzt sich in der aktuellen Saison fort, wie Seilbahnen Schweiz vermeldet. In der Zentralschweiz hat sich die Zahl der Gäste per 31. Dezember 2019 gegenüber dem Fünf-Jahres-Schnitt um 15,2 Prozent verbessert. Der Aufwärtstrend hatte bereits in der Saison 2017/2018 eingesetzt. In den vier Jahren davor waren die Gästezahlen rückläufig. Aber kommt die aktuelle Entwicklung auch Skigebieten in niedrigeren Lagen zugute? Unsere Zeitung hat mit den Verantwortlichen gesprochen.

Das Wirzweli liegt auf 1200 bis 1600 Meter über Meer. Nebst Winterwanderungen, Schneeschuhlaufen, Spielen und Energietanken an der «Schneebar» stehen auch zwei Kinderlifte. «Die Lifte sind noch nicht offen. Wir haben keinen Schnee», sagt Geschäftsleiterin Hanny Odermatt. Ab 1500 Metern sei die Landschaft weiss gepudert. «Das reicht nicht einmal für die Schneeschuh-Trails.»

Im Engelbergertal ist der Klimawandel spürbar. «In den letzten Jahren kam der Schnee erst im Januar, statt auf die umsatzstarken Festtage», sagt Odermatt. Die Verantwortlichen haben reagiert und wollen den Skilift-Betrieb ab 2021 einstellen. Schneekanonen sind keine Option. «Wir sitzen mitten in einem nationalen Moorschutzgebiet und haben zu wenig Wasser», sagt die Geschäftsführerin. Doch selbst wenn: Schneekanonen wirken sich auf die Ticketpreise aus. «Das Kundensegment muss gewillt sein, dies zu bezahlen.» Die Gästefrequenzen im Wirzweli sind zwar gesunken. Damit aber auch Aufwand und Kosten. Gerade darin liegt laut Odermatt eine Chance: «Viele Gäste suchen nicht den Rummel, sie wollen entschleunigen. Das können wir ihnen mit unserem Bombenwetter anbieten.» Die Destination punktet bei Familien mit einer Hüpfburg für Kinder, am kommenden Sonntag soll der Spielplatz wieder öffnen.

Föhn, der grosse Gegenspieler

Die Situation im Haldigrat in Maria-Rickenbach ist etwas anders gelagert: Auch dieses befindet sich mit einer Höhe zwischen 1232 und 1937 Metern in einer eher tiefen Lage. Doch der Ort ist nicht nur als Freeride-Destination bekannt, sondern auch für die älteste Sesselbahn der Schweiz, auf der die Gäste während 12 Minuten den Ausblick auf die Berge geniessen können. Einmal oben angekommen, kehren sie im Berggasthaus ein, gehen Wandern, Hängegleiten oder betreiben Schneesport. Letzteres jedoch auf eigenes Risiko, da die Hänge weder präpariert sind noch überwacht werden. Die meisten Besucher verzichten derzeit auf die Abfahrt: «Auf den untersten 300 Metern hat der Föhn den Schnee weggeblasen», sagt der Verantwortliche Kurt Mathis. Einzelne Skifahrer hätten das Abenteuer zwar trotzdem gewagt. Sie mussten die Ski auf dem letzten Abschnitt aber tragen. Nichtsdestotrotz macht sich Mathis um die Gästezahlen keine Sorgen: «Über Weihnachten und Silvester hatten wir viele Sonnenanbeter, die in Wander- oder gar Turnschuhen zu uns gekommen sind, um auf der Sonnenterrasse das Wetter zu geniessen.» Mathis nimmt es gelassen, dass der Schnee fehlt: Es ist nicht der erste warme Winter, den er in 18 Jahren auf dem Haldigrat erlebt.

Aus der Not eine Tugend gemacht hat man im Brunni ob Engelberg. Es liegt zwischen 1050 und 2050 Metern am Sonnenhang. «Die Schlittelpiste, die Winterwanderwege und das Kinderland Yeti-Park sind offen», sagt Geschäftsführer Thomas Küng. Dazu habe man viel Schnee zusammengesucht und ihn mit grossem Einsatz auf die Schlittelpiste gebracht. Die Schlittler, vor allem aber die Weiterentwicklung vom Skigebiet zum Ausflugsziel helfen dem Brunni: Man kann nämlich im Winter auch Winterwandern, Gleitschirmfliegen oder sich in einem der beiden Kinderländer vergnügen. «Die Aktivität Skifahren macht bei uns allerdings weniger als 25 Prozent des Gesamtumsatzes aus. In den Weihnachtsferien hatten wir trotz geschlossener Skipisten 10 Prozent mehr Gäste auf dem Brunni als letztes Jahr – Sonnenschein sei Dank.» Entscheidend sei, dass die Sonne scheine. «Keinen Schnee und schlechtes Wetter, das hatten wir zum Glück über die Festtage noch nie», sagt Küng. Ein Wermutstropfen aber bleibt: Der Betrieb auf der Klostermatte, wo sich sonst im Durchschnitt rund 400 Personen pro Tag aufhalten, ist derzeit auf ein Förderband beschränkt.

Vom Schneemangel in tiefen Lagen profitieren derweil andere Skigebiete, vor allem dann, wenn sie über Nordhänge verfügen. Die Klewenalp auf zirka 1600-2000 Metern hat derzeit 9 von 15 Anlagen in Betrieb beziehungsweise 6 von 17 Pisten. Trotz der relativ geringen Höhe über Meer gilt das Gebiet als ziemlich schneesicher. «Wir haben die Lifte an Weihnachten gestartet, als der Schnee kam», sagt Geschäftsführer Roger Joss.

«Ab dem 26. Dezember erlebten wir einen grossen Ansturm. Wir haben Spitzentage wie selten zuvor erlebt.»

Sogar aus dem Mittelland und Basel seien die Besucher angereist, weil die Klewenalp direkt an der Autobahn A2 liegt. Dass es dabei zu Wartezeiten bei der Luftseilbahn kam, will Joss nicht bestreiten. Ansonsten hätten sich die Besucher aber gut auf die Lifte verteilt und es sei tagsüber zu keinen Wartezeiten gekommen. Roger Joss verortet den Grund für die guten Besucherzahlen in der allgemeinen Hochnebel-Lage während der Festtage. «Unten ist es grau, oben sonnig.»

Mörlialp: «Jetzt ist die Zeit für Senioren und Grosseltern»

Für Langläufer sind in der Zentralschweiz derzeit die Melchsee-Frutt und die Loipe Langis ob Sarnen geöffnet. «Über Weihnachten und Neujahr war der Parkplatz jeden Tag vollbesetzt», sagt Loipenchef Joerg Kathriner von der Loipe Langis. «Unser Vorteil besteht darin, dass unsere Pisten nicht direkt von der Sonne angeschienen werden und es doch sonnig ist bei uns.»

Für Wintersportbegeisterte steht seit Weihnachten auch das Skigebiet Mörlialp zum Austoben bereit. Es liegt zwischen 1353 und 1850 Metern zu Füssen des Giswilerstocks. «Wir hatten über die Festtage einen sehr guten Saisonstart», sagt Verwaltungsratspräsident André Strasser. Momentan lebe man wieder vom Tagestourismus. «Jetzt ist die Zeit für Senioren und Grosseltern mit Enkelkindern. Das Kinderland mit dem Förderband und den kleinen Liften ist gerade sehr beliebt. Trotz wenig Schnee erhalten wir viel Lob von unseren Gästen für den sehr guten Zustand der Pisten.» Im unteren Teil bis zur Mittelstation wird technisch beschneit. «Das funktioniert aber nur bei Minusgraden», so Strasser. Die Zukunft sieht er trotz wärmerer Winter positiv: Strasser ist überzeugt, dass man in der Nische als Familienskigebiet zu günstigen Preisen gut positioniert ist. «Wir bringen die Kinder zum Skifahren.»

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